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Der Weihnachtsfluch - Roman

Der Weihnachtsfluch - Roman

Titel: Der Weihnachtsfluch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ihren Mann, und sie möchte, dass ihr Sohn so ist wie er, aber sie möchte auch mehr Kontrolle über ihn ausüben, damit er sie nicht so verletzen kann, wie Seamus das getan hat.«
    Emily sah plötzlich eine ängstliche, einsame Frau, die sich vormachte, sie hätte nun eine zweite Chance, das zu bekommen, das sie so vermisst hatte. Kein Wunder, dass Brendan wütend war, sich aber nicht wehren wollte. Warum war er schließlich doch ausgebrochen?

    »Danke, dass Sie mit mir darüber gesprochen haben«, sagte sie voller Dankbarkeit, mit einer Spur Demut. »Sie haben mir geholfen zu erkennen, warum Susannah die Menschen hier liebt. Es ist wirklich bemerkenswert, wie gut die Leute sie aufgenommen haben. Es ist nämlich gar nicht selbstverständlich, dass Engländer hier willkommen geheißen werden.« Sie spürte eine gewisse Scham, als sie das sagte, und das war für sie ein völlig neues Gefühl. Ihr Leben lang hatte sie es als Segen empfunden, Engländerin zu sein, so als wäre man klug oder schön, als eine Gnade, der man Ehre erweisen musste und die nie infrage gestellt wurde.
    Mr. Yorke lächelte, aber in seinen Augen stand, dass es ihm peinlich war. »Ja«, sagte er leise. »Das sind anständige Leute hier; sie streiten gerne, hegen lange einen Groll, stellen sich ihren Fehlern aber tapfer, lassen sich von Schicksalsschlägen nicht unterkriegen und sie sind großzügig. Sie glauben an das Leben.«
    Sie dankte ihm nochmals und ging langsam zu dem Weg, der zu Susannahs Haus führte, zurück. Als sie zur Straße kam, sah sie in der Ferne Father Tyndale in die andere Richtung gehen. Den Kopf gebeugt, kämpfte er gegen den Wind an. Sie glaubte nicht, dass er Mr. Yorke zustimmen würde, dass die Dorfbewohner einen so festen Glauben an das Leben besaßen. Der Mord an Connor Riordan hatte ein langsam wirkendes Gift gestreut, an dem sie allmählich zugrunde gingen. Sie musste die Wahrheit herausfinden, auch wenn einer oder mehrere von ihnen dabei vernichtet würden. Es nicht zu wissen, bedeutete, sie alle zu töten.

    Susannah verbrachte noch eine schlechte Nacht, und Emily wachte fast die ganze Zeit an ihrer Seite. Das bisschen Schlaf, das ihr vergönnt war, hatte sie sitzend in dem großen Sessel neben dem Bett genossen. Sie wollte unbedingt helfen, konnte aber wenig tun, außer bei ihr zu sein, sie gelegentlich in den Arm zu nehmen, sie zu waschen und abzutrocknen, wenn sie schweißgebadet war, und ihr ein frisches Nachthemd anzuziehen. Mehrmals brachte sie ihr warmen Tee, damit sie genügend Flüssigkeit bekam.
    Daniel kam leise herein und schürte das Feuer. Er nahm kommentarlos die dreckigen und verknitterten Laken und das Nachthemd mit, aber er war blass und machte ein von Mitleid gezeichnetes Gesicht.
    Kurz vor Tagesanbruch schlief Susannah endlich ein, und Daniel bot an, bei ihr zu wachen. Emily war zu dankbar, um zu widersprechen. Sie kroch in ihr Bett, und als es ihr warm genug war, schlief sie schließlich ein.
    Es war schon helllichter Tag, als sie aufwachte. Nach einem kurzen Augenblick der Verwirrung erinnerte sie sich daran, wie schlecht es Susannah gegangen war und dass Daniel alleine auf sie aufpasste. Sie schlug die Bettdecke zurück, kletterte aus dem Bett und zog sich hastig an. Zuerst ging sie den Gang entlang zu Susannahs Zimmer. Sie fand sie friedlich schlafend vor. Daniel saß blass, mit dunklen Ringen unter den Augen im Sessel. Auf seinem Kinn lag der dunkle Schatten seiner Bartstoppeln.
    Er blickte zu ihr auf und hielt den Finger vor die Lippen, eine Geste, die Schweigen ausdrücken sollte. Dann lächelte er.

    »Ich hole das Frühstück hoch«, flüsterte sie. »Dann kümmern wir uns um die Wäsche. Ich kann sie nicht alleine machen. Ich weiß nicht, wie man den verflixten Boiler anbekommt.«
    »Ich helfe Ihnen«, versprach er.
    Aber als Emily die Treppe hinunterging, sah sie, dass in der Küche schon Licht brannte, und sie nahm den Geruch vom Backofen wahr. Maggie O’Bannion hatte Teig gemacht und ausgerollt. Jetzt wusch sie das Geschirr am Spülbecken ab.
    Als sie Emily kommen hörte, drehte sie sich um. »Wie geht es Mrs. Ross?«, fragte sie besorgt.
    Emily war zu erleichtert, um ihre Verärgerung zu zeigen. »Sie ist sehr krank«, sagte sie wahrheitsgemäß. »Sie hat die zweite schlechte Nacht hinter sich. Ich bin wirklich sehr froh, dass Mr. O’Bannion eingelenkt hat. Wir wissen gar nicht, wie wir alles ohne Sie schaffen sollen.«
    Maggie blinzelte und sah weg. »Ich habe Apfelstrudel

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