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Der Weihnachtsfluch - Roman

Der Weihnachtsfluch - Roman

Titel: Der Weihnachtsfluch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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versucht hat. Woher wissen Sie, was Sie erreichen können, wenn Sie nicht einmal die Hand danach ausstrecken?«
    »Sie reden wie ein Träumer«, sagte sie traurig. »Wie jemand, der in anderen Höhen schwebt und kein Verantwortungsgefühl hat.«
    »Stehen Sie deshalb mit beiden Beinen so fest auf dem Boden? Oder ist es vielmehr Fergal, von dem Sie sprechen?«, fragte er zurück.

    Maggie zögerte.
    Emily stand starr im Flur. Hatte Daniel ihr Geschichten von Reisen und Abenteuern erzählt, die ihre Zufriedenheit gestört und eine Sehnsucht geschürt hatten, die sich nie erfüllen konnte?
    »Vielleicht könnten Sie durch Europa reisen?«, schlug Daniel vor. »Etwas Zauberhaftes finden, das Ihrem Herzen danach für immer Nahrung gäbe. Es gibt verzauberte Orte, Maggie. Orte, wo wunderbare Dinge geschahen, große Schlachten, Ideen, die die Welt beflügelten, Liebesgeschichten, die Ihr Herz brechen würden und es wieder neu zusammenheilen ließen. Musik und Fröhlichkeit, die Ihnen vor lauter Lachen den Atem rauben würde! Essen, das man sich nicht vorstellen kann und Geschichten, die danach alle Winternächte füllen könnten. Würde Ihnen das etwa nicht gefallen?«
    Emily wollte schnell hineingehen, um sie zu unterbrechen, aber als sie Maggies Gesicht sah, überlegte sie es sich anders. Dieser Ausdruck von Verletzlichkeit erschreckte sie, aber Maggie blickte Daniel nicht an, sondern war eher in ihre eigenen Gedanken versunken.
    Emily fröstelte unerwartet. Sie erinnerte sich, wie nett Daniel zu ihr gewesen war, als sie aus der Kirche gekommen waren, wie freundlich seine Fragen waren, so natürlich. Und doch waren diese Fragen tiefer eingedrungen, als es ihr lieb war, hatten Schwächen bloßgelegt, die sie sich gar nicht zugestanden hatte. Jetzt machte er mit Maggie dasselbe, deckte die Einsamkeit in ihr auf, die Enttäuschung. Emily hatte Fergal O’Bannion kennengelernt. Er war ein guter Mensch, aber ohne beflügelnde
Ideen. Auch war er Maggie gegenüber besitzergreifend. Vielleicht weil er gesehen hatte, wie sie mit Connor Riordan lachte, ihm zuhörte, an seinen Geschichten und Träumen teilhatte? Und jetzt hörte Maggie Daniel zu, und deshalb hatte Fergal ihr befohlen, nicht mehr in Susannahs Haus zu gehen. Und sie hatte ihm nicht gehorcht, weil sie Susannah helfen oder etwa weil sie Daniel zuhören wollte?
    Emily holte sich die eine oder andere Bemerkung ins Gedächtnis, nur eine Andeutung, nur ein Blick, aber waren sie womöglich ein Hinweis auf hässliche Tatsachen? War Maggie aus ihrem einengenden Leben geflüchtet, um eine kurze Leidenschaft mit Connor zu erleben? Und wenn, wusste Fergal davon? War Connor deshalb getötet worden? Aus dem ältesten aller Beweggründe?
    Kannte Maggie die Wahrheit? Oder befürchtete sie zumindest, dass es so war?
    Und Mrs. Flaherty hatte Angst, dass es Brendan gewesen war, und Brendan war verschwunden.
    »Hätten Sie da nicht Lust zu, Maggie?«, wiederholte Daniel freundlich.
    Emily machte einen Schritt nach vorne und sah ihn an. Er lächelte, und als er das Laken faltete, ruhte seine schlanke Hand für einen Augenblick auf der von Maggie.
    Emily spürte, wie die Hitze in ihr hochstieg. Sie holte Luft, um etwas zu sagen.
    »Die Winterabende kann ich gut ausfüllen, und ich habe auch viele Träume«, antwortete Maggie. »Daniel, es gibt da nichts, das Sie dem noch hinzufügen müssten. Ich mag es, wenn Sie Geschichten davon erzählen, wo
sie überall gewesen sind, und ich hoffe, dass Sie sich durch das Erzählen vielleicht an ein, zwei Dinge über sich selbst erinnern. Das ist alles. Verstehen Sie?«
    »Ja, ich verstehe Sie«, sagte er leise. »Vielleicht habe ich mir von meinen Fantasievorstellungen zu viel Hilfe versprochen. Eine Portion Realität tut da Wunder.« Er musste über seine eigene Fehleinschätzung lächeln, machte sich über sich selbst lustig, und Emily beobachtete, wie Maggie sich entspannte und zurücklächelte. Damit war der peinliche Augenblick vorbei.
    Daniel ging weg und streifte Emily beim Hinausgehen aus der Küche. Ihm wurde bewusst, dass sie das Gespräch mitgehört haben musste. Er konnte nicht wissen, wie lange sie da gestanden hatte, aber zumindest hatte sie gesehen, wie Maggie ihn zurückgewiesen hatte. Er zog ein leicht reumütiges Gesicht, als sich ihre Blicke trafen. In diesem Augenblick war sie sich ganz sicher, dass er genau wusste, worauf sie hinauswollte, um den Mord an Connor Riordan aufzuklären, und warum es ihr so wichtig war, das zu

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