Der Weihnachtsfluch - Roman
Leben bei Ihrer Rettung gegeben. Er wollte das so.«
Sie spürte die Tränen in ihren Augen, widersprach aber nicht.
»Danke, Mrs. Radley«, sagte er sanft und berührte ihre Hand. »Sie haben eine lange Zeit der Trauer beendet. In gewisser Hinsicht haben Sie uns sogar eine zweite Chance gegeben. Diesmal werden wir einen Fremden, der uns die Wahrheit über uns eröffnet, eine Wahrheit, die wir vielleicht gar nicht kennen wollen, nicht abweisen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Father, nicht ich, sondern die
Umstände haben Daniel ins Dorf gebracht und haben uns so die Gelegenheit gegeben, uns ins eigene Gesicht zu schauen, und zwar besser dieses Mal. Auch mir. Vielleicht ist das der tiefere Sinn von Weihnachten, eine neue Chance zu erhalten. Aber das wird nur gelingen, wenn Sie allen sagen, wer Connor Riordan umgebracht hat, und warum.«
Er verzog das Gesicht. »Können wir Padraic nicht zugestehen, seine Geheimnisse mit ins Grab zu nehmen? Der Arme hat dafür bezahlt. Vielleicht war es sogar ein Unfall gewesen. Wissen Sie, Connor war nicht wie Daniel. Er hatte manchmal eine böse Zunge. Vielleicht war es nur die unbewusste Grausamkeit der Jugend, aber es schmerzte dennoch. Wörter können auch tief einschneiden.«
»Nein, Father. Wenn sie nicht erfahren, wer ihn getötet hat, werden sie ihre Verdächtigungen nicht lassen. Und sie werden nicht merken, dass es die Lügen waren, die sie so verletzt haben. Niemand braucht Padraic Yorkes Geheimnis zu erfahren, aber wir müssen unser eigenes kennenlernen.«
»Vielleicht haben Sie Recht«, sagte er widerstrebend. »Wäre ich von Anfang an ehrlich mit mir selbst gewesen, hätten all diese bitteren Jahre gar nicht sein müssen. Ich wollte den Menschen den Schmerz ersparen und habe nur noch mehr Schmerz hinzugefügt. Darin bestand auch Hugos Schuld. Ich muss Susannah danken, dass sie seine Schuld beglichen hat.«
Um Mitternacht erklangen die Kirchenglocken und Emily und Susannah saßen vor dem Kamin und lauschten
dem Wind im Gebälk. Daniel hatte sich entschlossen, dem Gottesdienst beizuwohnen, und sie waren jetzt alleine im Haus.
Susannah lächelte. »Ich freue mich, dass ich das Läuten noch erlebe«, sagte sie leise. »Ich war mir da nicht so sicher. Morgen wird ein schöner Tag. Danke, Emily.«
Die Originalausgabe A CHRISTMAS GRACE erschien bei Headline Publishing Group, London
Vollständige deutsche Erstausgabe 11/2009
Copyright © 2008 Anne Perry
Copyright © 2009 der deutschen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlagfoto: © Frederick Marianus Krusemann/
Getty Images
München - Zürich
eISBN : 978-3-641-04365-0
www.heyne.de
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