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Der Weihnachtsfluch - Roman

Der Weihnachtsfluch - Roman

Titel: Der Weihnachtsfluch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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leicht ein einziger Fehltritt zum Verhängnis werden konnte. Niemand würde sich so nah an die Brandung wagen. Nur die Macht der Gefühle könnte jemanden so weit bringen, dass er jegliche Vorsicht außer Acht lässt. Hatte hier ein Kampf stattgefunden?
    Sie blickte zur Düne und den Grasbüscheln hoch und sah, wie Mrs. Flaherty mit vorgeschobenem Kopf und schwingenden Armen entschlossen auf sie zukam. Emily ging einfach weiter. Sie wollte jetzt nicht mit Colleen Flaherty sprechen, und schon gar nicht, wenn Brendan ihr mitgeteilt hatte, dass er das Dorf verlassen, vielleicht
sogar nie mehr hier leben wollte. Fergal würde das sehr erleichtern, mit der Zeit vielleicht auch Maggie.
    Sie ging weiter auf die Stelle zu, wo Connor Riordan umgekommen war. Der Sand unter ihren Füßen war jetzt weicher. Eine Welle zischte wie eine weiße Zunge herein, kaum einen Meter von ihr entfernt.
    Colleen Flaherty holte sie langsam ein. Emily spürte plötzlich einen Anflug von Angst. Sie blickte zur Landseite und stellte fest, dass die Kante der Düne zu steil zum Hochklettern war. Sie konnte nur denselben Weg wieder zurückgehen. Sie befand sich am Ende des Strandes. Sie konnte den Gedenkstein sehen. Hier war Connor umgekommen. Das Meer, das den Strand hochkroch, diese Welle, die ihre Füße benässte, sie waren Teil desselben Sogs, der ihn hinausgezogen hatte, in dem er ertrunken war, ihn begraben, und ihn erst, als das Leben von ihm gewichen war, wieder ausgespuckt hatte, als ob das Meer vollenden wollte, was der Sturm nicht vollbracht hatte. Sie war ganz durchgefroren, zitterte, war bis zu den Knien durchnässt, und die langen Röcke zogen sie in den gierigen Sand hinunter.
    Colleen Flaherty blieb mit bitterem Triumph in ihrem glühenden Gesicht vor ihr stehen. »Ja, Sie Engländerin. Hier ist er gestorben, der junge Mann aus dem Meer, der herkam, um sich in unser Leben zu mischen. Ich weiß nicht, wer ihn getötet hat, aber es war nicht mein Sohn. Sie hätten das alles auf sich beruhen lassen und Ihre Nase in Ihre eigenen Dinge stecken sollen.« Sie kam noch näher auf Emily zu.
    Emily wich aus, und die nächste Welle erfasste sie,
sodass sie beinahe das Gleichgewicht verlor. Sie wankte heftig, fuchtelte mit den Armen herum und merkte, wie der Sand sie nach unten zog.
    »Das Meer ist gefährlich hier«, sagte Mrs. Flaherty. »Viele Menschen ertrinken darin. Sie hätten Brendan nicht auffordern dürfen wegzugehen. Das geht Sie nämlich gar nichts an. Das hier ist sein Land und seine Heimat. Hier gehört er hin.«
    Emily versuchte, ihre Füße aus dem Sand zu ziehen und auf Mrs. Flaherty zuzugehen. »Höchste Zeit, dass Sie ihn gehen lassen«, sagte sie wütend. »Sie erdrücken ihn. Das hat nichts mit Liebe zu tun, Sie wollen ihn nur besitzen. Er ist nicht Seamus und will es auch nicht sein.«
    »Woher wollen Sie denn wissen, was er will!«, schrie Mrs. Flaherty und machte einen großen Schritt auf Emily zu.
    Emily kämpfte verzweifelt. Noch eine Welle raste den Sand hoch, erfasste sie bis oberhalb der Knie und warf sie um. Sie war von dem eiskalten Wasser durchnässt und rang nach Luft. So muss es für Connor Riordan gewesen sein, es war, als ob das Schiffsunglück sich wiederholen würde.
    Sie sah, wie Colleen Flaherty über ihr auftauchte, spürte dann, wie Arme sie zogen, und sie hatte kaum noch Kraft zu kämpfen. Die nächste Welle überspülte sie beide und nahm ihr den Atem. Dann war sie plötzlich frei und Padraic Yorke zog sie hoch. Mrs. Flaherty war meterweit weg. Emily keuchte nach Luft. Ihr war so kalt, dass sie ihren Körper nicht mehr spürte.

    Immer mehr Wellen brachen herein, und Padraic Yorke schob sie vorwärts, zur Küste hin. Sie machte noch einen Schritt. Es waren mehrere Leute da, aber sie war zu erschöpft, um zu erkennen, wer sie waren. Ihre Lunge schmerzte unerträglich. Jemand streckte ihr den Arm hin. Die nächste Welle erfasste sie nicht mehr. Sie fühlte sich schwach und stolperte in die Dunkelheit.
     
    Sie wachte in ihrem Bett bei Susannah auf, rang immer noch nach Atem und war innerlich ganz durchfroren.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte Father Tyndale sanft. »Es ist alles vorbei. Sie sind in Sicherheit.«
    Sie blinzelte. »Alles vorbei?«
    »Ja. Colleen wird sich wohl ihr ganzes Leben lang schämen müssen. Und Padraic hat gebüßt, möge er in Frieden ruhen.« Dann bekreuzigte er sich.
    Sie starrte ihn an und langsam verstand sie. »Lebt er noch?«
    »Nein«, sagte er leise. »Er hat sein

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