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Der Weihnachtsfluch - Roman

Der Weihnachtsfluch - Roman

Titel: Der Weihnachtsfluch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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freundlich von Ihnen, Mrs. Radley. Wenn Sie möchten, kann ich auch gerne die Zügel übernehmen. Obwohl Jenny den Weg genauso gut kennt wie ich.«
    Sie nahm an, weil sie müde war, und, obwohl sie eine gute Fahrerin war, fehlte ihr die Übung, und das bekam Jenny sicher zu spüren.
    Sie waren schon über eine Meile gefahren, als er zu sprechen anfing.
    »Ich hätte nicht weglaufen sollen«, sagte er leise mit dem Blick nach vorne und mied so den Augenkontakt mit ihr.
    »Sie kommen ja zurück«, antwortete sie. Jetzt, wo sie die Wahrheit über Padraic Yorke wusste, hatte sie keine Angst mehr vor Brendan.
    Er seufzte leise, sprach kein Wort, war aber ganz aufgewühlt.
    Sie spürte die erdrückende Traurigkeit in ihm, als würde er in ein Gefängnis zurückkehren.

    »Warum kommen Sie zurück?«, fragte sie spontan. »Befürchten Sie, dass Sie wie Ihr Vater enden werden, wenn Sie in Galway bleiben? Zu viel Alkohol, zu viele Raufereien und am Schluss einsam und verlassen?«

»Ich bin nicht wie mein Vater«, antwortete er, den Blick auf die Straße gerichtet.
    Sie sah, dass er nicht wütend, sondern betroffen war. So als wäre er gescheitert und hätte die Erwartungen seines Erbes verraten.
    »Was war er für ein Mensch? Seien Sie ganz ehrlich, ich meine nicht die Träume Ihrer Mutter, sondern die Wahrheit. Wie haben Sie ihn gesehen?«
    »Ich habe ihn geliebt.« Er wählte sorgfältig seine Worte. »Aber ich habe ihn auch gehasst. Er konnte es sich erlauben, faul und grausam zu sein, weil er die Leute dann wieder zum Lachen brachte. Er konnte wie ein Engel singen. Zumindest habe ich das so in Erinnerung. Er hatte diese weiche, melodische Stimme, die jeden Ton so leicht hervorbrachte. Und er erzählte Geschichten aus Connemara, über das Land und die Leute. Sie schienen so echt zu sein, dass beim Zuhören das Vergangene wie Bilder vor den Augen vorbeizog, man konnte es fast spüren, beschwingt und so lebendig. Übrigens glaube ich jetzt, dass die meisten Geschichten sowieso von Padraic stammten, aber es schien ihn nicht zu stören, dass mein Vater sie erzählte.«
    »Kannte er Padraic gut?« Über den Himmel zog nun ein leichter Dunstschleier, sodass die Sonne die Hänge nicht mehr beschien, und das Gras an Farbe verlor. Es
wurde kälter. Im Nordosten, über den Maum Hills, hing ein Regenvorhang.
    »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht. Aber das war auch egal. Die Geschichten hätte er so oder so erzählt. Einmal habe ich Padraic gefragt, ob es ihm was ausmache, aber er antwortete nur, dass mein Vater sie ausschmückte und dass das gut so wäre, für uns alle, für Irland.«
    »Er liebt Irland, nicht wahr?« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    Brendan sah sie an. »Sie sind nicht in Galway gewesen, um nach mir zu suchen? Zuerst dachte ich das. Ich dachte, sie vermuteten vielleicht, ich hätte Connor Riordan getötet … wegen Maggie. Ich war es nicht.« Er sagte das so vehement, als ob es noch nicht ganz geklärt wäre.
    Davor hatte seine Mutter also Angst gehabt. Jetzt wurde ihr das klar. Mrs. Flaherty kannte Seamus’ Neigung zu Gewalt, vielleicht war sie manchmal sogar Opfer dieser Gewalt geworden. Nun projizierte sie diese Neigung in Brendan hinein, als ob das Wiederholen von Seamus’ Fehlern ihn für sie irgendwie lebendig erhalten würde. Kein Wunder, dass Brendan nach Galway oder sonst wohin geflüchtet war, um sich aus der Gefangenschaft ihrer Fantasien zu befreien.
    »Ich weiß, dass Sie es nicht waren.«
    Er drehte sich abrupt um und blickte sie an. »Ach wirklich? Wissen Sie es oder haben Sie Angst, ich könnte glauben, dass Sie mich verdächtigen, und ich Ihnen deshalb etwas antun wollte?«
    »Ich weiß, Sie waren es nicht«, sagte sie ihm. »Weil ich
weiß, wer es war. Jemand, der ein viel besseres Motiv als Sie hatte.«
    »Wirklich?« Er beobachtete sie genau und musste wohl die Ehrlichkeit in ihrem Gesicht gesehen haben, denn jetzt lächelte er, und sein fester Griff um die Zügel entspannte sich.
    »Sie sollten sich anständig von Ihrer Mutter verabschieden und dann nach Galway zurückkehren, oder nach Sligo oder auch nach Dublin gehen. Wo auch immer Sie hinwollen.«
    »Und was wird aus dem Dorf? Wir sind von unseren eigenen Träumen enttäuscht. Padraic hat sich über unsere Legenden hergemacht und sie auf Hochglanz poliert, bis sie seinen Vorstellungen entsprachen, und wir haben allmählich geglaubt, so sähe die Wahrheit aus.«
    »Und ist es nicht so?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort schon

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