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Der Weihnachtsfluch - Roman

Der Weihnachtsfluch - Roman

Titel: Der Weihnachtsfluch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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die Flammen nicht, wie sie es von zu Hause gewohnt war, aber das Feuer füllte den Raum mit süßem, erdigem Geruch. Alle Kerzen in den Ständern brannten, und der polierte Holztisch war für zwei Personen gedeckt. Es gab keinerlei Anzeichen, dass Bedienstete im Haus waren. Zumindest wohnten sie nicht im Haus. Plötzlich kam in Emily die Angst hoch, dass sie, entgegen dem, was ihr Father Tyndale versichert hatte, womöglich mehr Aufgaben übernehmen musste als erwartet.
    »Kann ich dir behilflich sein?«, fragte sie zaghaft. Das verlangte der Anstand.
    Susannah blickte sie unerwartet humorvoll an. »Ich habe dich nicht hergebeten, um mich von dir bedienen zu lassen, Emily. Mrs. O’Bannion erledigt die schwere Hausarbeit, und ich kann noch kochen, zumindest einigermaßen. Ich mache das in den Stunden am Tag, in denen ich mich gut genug fühle.« Sie stand an der Tür zur Küche. »Ich wollte jemanden aus meiner Familie hier haben, dich oder Charlotte.« Die Farbe wich wieder aus ihrem Gesicht. »Es gibt da noch ein paar Dinge zu erledigen, bevor ich sterbe.« Sie drehte sich um, ging
hinaus, ließ aber die Tür auf, sodass sie mit beiden Händen das Essen hereintragen konnte.
    Emily war erleichtert, dass Susannah hinausgegangen war, bevor sie auf ihre letzte Bemerkung hätte antworten müssen. Als sie mit einer Terrine Irish Stew und dann mit einer Schüssel Kartoffelbrei wieder hineinkam, war es nicht schwer, das angefangene Gespräch einfach fallen zu lassen.
    Der Lammeintopf und der Apple Pie danach waren ausgezeichnet, und Emily ließ es sich schmecken. Sie sprachen über Belanglosigkeiten. Emily stellte fest, dass sie Susannah so gut wie gar nicht kannte. Nur die Tatsachen über das Leben eines Menschen zu kennen, ist etwas ganz anderes als seine Ansichten, geschweige denn seine Träume zu kennen. Susannah war die Schwester ihres Vaters und doch saßen sie sich jetzt als Fremde gegenüber, jede für sich alleine, am Ende der Welt. Der Wind ächzte im Gebälk, und der Regen trommelte an die Fenster.
    »Erzähl mir vom Dorf«, bat Emily sie, weil sie das Schweigen nicht ertragen konnte. »Als wir durchfuhren, war es zu dunkel, um etwas zu erkennen.«
    Susannah lächelte, aber in ihrem Blick lag Traurigkeit. »Die Leute hier sind wie alle anderen auch, außer dass sie zu mir gehören. Ihre Sorgen sind mir nicht gleichgültig.« Sie blickte auf den fein gemaserten Tisch mit der glänzenden Oberfläche, die wie Seide schimmerte. »Du wirst sie schon noch kennenlernen. Dann werde ich dir vielleicht nichts zu erklären brauchen. Hugo liebte sie auf eine selbstverständliche Art und Weise, als Teil seines
Lebens.« Sie atmete tief ein, sah auf und zwang sich zu einem Lächeln. »Möchtest du noch etwas essen?«
    »Nein danke«, beeilte sich Emily zu sagen. »Es war sehr gut. Entweder du bist eine ausgezeichnete Köchin oder Mrs. O’Bannion ist es.«
    »Ich kann gut backen, sonst aber nicht so viel«, gab Susannah zur Antwort. Sie lächelte zwar, wirkte aber ungeheuer erschöpft. »Danke, dass du gekommen bist, Emily. Ich weiß, du hättest Weihnachten lieber zu Hause verbracht. Das brauchst du nicht zu leugnen. Ich bin mir voll und ganz darüber im Klaren, welches Opfer ich von dir verlange. Trotzdem hoffe ich, dass du dich hier wohlfühlst und es dir warm genug ist. In deinem Zimmer brennt ein Feuer, und es ist ausreichend Torf zum Nachlegen da. Du solltest es nicht ausgehen lassen. Das Anmachen ist oft schwierig.« Sie stand langsam auf, als wolle sie sichergehen, dass sie nicht stolperte oder schwankte. »Wenn du mich jetzt bitte entschuldigst. Ich werde wohl nach oben gehen. Bitte lass alles stehen und liegen. Mrs. O’Bannion wird sich morgen früh darum kümmern.«
     
    Emily schlief so gut, dass sie sich kaum im Schlaf bewegte. Als sie aufwachte und den Wind durch das Gebälk pfeifen hörte, wusste sie zunächst einmal nicht, wo sie eigentlich war. Sie setzte sich auf, sah die Glut im Kamin und erinnerte sich mit Schrecken daran, dass es keine Magd gab, die ihr beim Feuermachen behilflich sein könnte. Sie sollte lieber gleich nachlegen, bevor es ganz ausging.

    Als sie aufgestanden war, war es zu ihrer Überraschung gar nicht so kalt, wie sie erwartet hatte. Nachdem sie Torf nachgelegt hatte, zog sie die Vorhänge zurück und sah hinaus. Der Ausblick war atemberaubend. Wilde Wolken ballten sich am Himmel zusammen und sahen wie das Spiegelbild des bewegten Meeres darunter aus, graue Wassermassen und weiße

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