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Der Weihnachtspullover

Der Weihnachtspullover

Titel: Der Weihnachtspullover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Beck
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Großvater quetschte sich zwischen den Nähmaschinen und den Regalen hindurch in die hinterste Ecke von Großmutters Teil der Scheune. Ich folgte ihm, und wir blieben nebeneinander vor einer grünen Plane stehen. Es roch nach Camping. Er sah mich wieder an, als sei er sich immer noch nicht sicher, ob er das, was er im Begriff war zu tun, wirklich tun sollte. Nach einer Weile, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, sagte er schließlich: »Deine Mutter hatte keine Ahnung hiervon. Es hätte ihr nicht gefallen. Sie hätte es als zu viel erachtet.«
    Er packte die Plane in der Mitte und zog sie zur Seite. Ein brandneues Huffy.
    Ich war sprachlos. Das war das Geschenk, das ich mir so sehnlich gewünscht, aber nie bekommen hatte: knallrot, mit einem schwarzen Bananensattel aus Kunstleder und mit großem, geschwungenem Chromlenker.
    Mein Blick wanderte zu den Reifen hinab. Zwanzig Spielkarten steckten in den Speichen jedes Rades, um dieses ganz besondere klickende Geräusch beim Fahren zu erzeugen. Ich erkannte sogleich, dass die Karten aus Großvaters Lieblingskartenspiel stammten.
    Kein Wunder, dass er an jenem Tag nicht mit mir spielen wollte, dachte ich.
    Meine Schuldgefühle wurden immer größer. Ich vermochte nicht, mich zu rühren. In mir herrschte ein einziges Durcheinander aus Gedanken, Erinnerungen und Gefühlen.
    Schließlich brach Großvater die Stille. »Weißt du, Eddie, manchmal hat man das, was man sich am meisten wünscht, direkt vor der Nase, aber um es zu bekommen, darf man sich nicht selbst im Weg stehen.«
    Ich brachte keinen Ton heraus, aber der Ausdruck auf meinem Gesicht sagte mehr, als ich jemals hätte in Worte fassen können.
    Großvater fuhr fort: »Deine Grandma weiß von meinen ›Geschenkepeilungs-Operationen‹ und auch, dass ich dir den einen oder anderen Trick diesbezüglich beigebracht habe. Deshalb durfte ich das Fahrrad nicht im Haus verstecken. Wir wollten es dir eigentlich geben, nachdem wir die anderen Geschenke ausgepackt hatten, aber dann hast du deiner Mutter wegen des Übernachtens das Leben so schwer gemacht. Ja, und ich ... also, ich wollte dir eineLektion erteilen.« Großvater verstummte, und Tränen kullerten ihm langsam über die Wangen.
    Großvater weinte.
    »Wenn ich geglaubt hätte, dass dich etwas so Simples wie ein Fahrrad glücklich machen könnte, mein Junge, dann hätte ich es dir schon vor langer Zeit gegeben. Aber das kann ein Fahrrad nicht. Kein materielles Ding vermag so etwas. Du musst auf deinen Weg zurückfinden, um die Sachen zu entdecken, die dir dauerhaftes Glück bringen werden, und die kannst du in keinem Laden der Welt kaufen.«
    Ich hörte Großvater wohl reden, aber ich war völlig fasziniert von dem Huffy. Ich vermochte meinen Blick nicht davon zu lösen. Ich hatte Angst, dass es vielleicht verschwinden könnte, wie alles andere, was gut war in meinem Leben.
    »Du bist nicht allein, Eddie. Das bist du nie gewesen. Wir haben dich oder deine Mutter nie im Stich gelassen und werden es auch niemals tun.«
    Ich wollte etwas sagen, aber meine Lippen zitterten zu sehr. Alles, was ich mir eingeredet hatte, entpuppte sich als falsch – und ich war nicht bereit, dieser Tatsache ins Auge zu sehen.
    Großvater fuhr fort: »Ich plage mich selbst auch mit Schuldgefühlen. Wenn ich dich doch nur nicht in meine ›Geschenkepeilung‹ eingeweiht hätte. Wenn ich doch nur nicht versucht hätte, dir eine Lektion zu erteilen. Wenn ichdoch nur darauf bestanden hätte, dass ihr bei uns übernachtet. Wenn ich dir doch nur das Fahrrad gegeben hätte. Wenn ich doch nur nicht so ... so dickköpfig gewesen wäre.«
    Ich löste meinen Blick langsam von dem Fahrrad und sah meinen Großvater an. Seine Augen waren rot, feucht und blickten erschöpft drein. Ich betrachtete ihn und spürte, wie ich von all den inzwischen vertrauten Gefühlen überwältigt wurde, die mir einflüsterten, nachzugeben und mich in seine starken Arme sinken zu lassen. Ich wehrte mich mit all der Kraft dagegen, die mir noch geblieben war.
    Jedes Mal, wenn ich jemandem vertraute, wurde ich verletzt. Jedes Mal, wenn ich losließ, wurde ich im Stich gelassen. Und damit dies nicht noch einmal geschah, wollte ich die Menschen lieber vertreiben, bevor ich erneut verlassen würde.
    Ich fing mich wieder und schaute meinem Großvater tief in die Augen. »Du hast mir diese große Ansprache über Gott und das Glück schon einmal gehalten, aber schau dich doch nur an: Du bist nicht glücklich. Du hast vielleicht im

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