Der Weihnachtswunsch
Kommandos versuchte der Hund, sich von ihr loszureißen. »Komm schon, du dummer Hund.«
Sie ließ Kier allein auf der Veranda zurück. Die Tür blieb geöffnet.
Kier blickte nach innen. Der Raum war einfach möbliert, aber sauber. Man sah ein großes Familienfoto mit Grimes, seiner Frau und drei Kindern. An der Seitenwand hingen eine Ikone mit Kerzen sowie ein großes Bild von Jesus mit entblößtem Herzen. Kier konnte das Gespräch im Hintergrund mithören.
»Dad, da ist jemand für dich.«
»Wer ist es?«
»Irgendein Mann.«
Einen Moment später erschien Eddie Grimes im dunklen Flur. Er trug ein T-Shirt mit dem Logo des Football-Klubs San Francisco 49ers und Jeans. Zunächst starrte er Kier nur an, ohne ihn zu erkennen. Aber plötzlich sah man, dass ihm klar wurde, wer da vor ihm stand.
»Was tun Sie hier?«
»Eddie, ich bin gekommen, um …«
»Sie sind gekommen, um was?«, rief Grimes wütend. Er ging auf die Tür zu. »Was tun Sie hier auf meinem Grundstück?«
»Ich bin nur gekommen, um …«
Mehr konnte Kier nicht sagen.
Grimes holte aus und rammte ihm die Faust ins Gesicht. Er traf Kiers Nase und schleuderte ihn hintenüber von der Veranda und die Treppe hinunter. Kier landete mit dem Rücken auf dem schneebedeckten Weg und schlug dabei mit dem Kopf auf. Er sah Sterne, und wenn nicht gut ein halber Meter Schnee gelegen hätte, wären die Folgen des Sturzes wahrscheinlich fatal gewesen. Ein stechender Schmerz schoss durch sein Bein. Stöhnend, nass, voller Schmerzen und benommen blickte er auf.
Über ihm auf der Veranda stand Grimes mit hochrotem Kopf. »Ich habe Ihnen gesagt, dass, wenn ich Ihnen je wieder begegnen würde …« Er stieß einen endlosen Schwall von Flüchen aus.
Kier führte die Hand zur Nase. Sie war leicht geknickt, und als er die Hand zurückzog, war sie voller Blut.
»Eddie, hören Sie …«
»Ich gebe Ihnen fünf Sekunden, mein Grundstück zu verlassen, bevor ich Sie in Stücke reiße.«
»Ich wollte nur …«
»Es interessiert mich nicht, was Sie wollen. Niemanden interessiert, was Sie wollen.« Er wandte sich um und rief ins Hausinnere: »Lucy! Lass Samson los!«
»Aber Dad …«
»Ich habe dir gesagt, du sollst ihn loslassen!«
Mühsam richtete Kier sich auf. »Eddie …«
Die Weigerung seiner Tochter, den Hund loszulassen, machte Grimes noch wütender.
Während Kier sich schwankend aufrappelte, ging Grimes ins Haus und erschien einen Augenblick später mit dem Hund, den er am Würgehalsband hielt.
Vom Geschrei seines Herren angestachelt, zerrte der Hund am Halsband. »Fass ihn, Samson! Mach ihn fertig! Beiß dem Arschloch die Beine ab.«
Der Hund versuchte mit aller Kraft sich loszureißen.
Kier taumelte rückwärts in Richtung Pforte. Mit jedem Schritt durchfuhr sein Bein ein brennender Schmerz.
Dann riss der Hund sich los.
Seinen Schmerz vergessend, drehte sich Kier um, rannte die letzten Meter zum Tor und schlug es hinter sich zu.
Der Hund hetzte ihm nach und prallte so heftig gegen das Tor, dass er von dem Maschendraht zurückgeschleudert wurde. Er war nur wenige Zentimeter von Kier entfernt und fletschte mit schäumendem Maul die Zähne.
Grimes stand auf der Veranda, schwenkte die Faust und brüllte hinter Kier her: »Wenn ich Sie jemals wieder auf meinem Grundstück erwischen sollte, werden Sie zu Hundefutter, Kier. Zu Hundefutter! Sie stinkender …«
Mehr hörte Kier nicht, da er in seinen Wagen geflüchtet war. Mit dem Ärmel wischte er sich das Blut vom Gesicht, bevor er startete und davonfuhr.
Einundzwanzigstes Kapitel
Der Anweisung entsprechend, traf Linda um sechzehn Uhr bei Kier ein. Sie drückte auf die Klingel, und Kier meldete sich über die Gegensprechanlage.
»Wer ist da?«
»Ich bin’s, Linda.« Dann fragte sie zögernd: »Sie klingen ganz anders. Geht es Ihnen gut?«
»Ja.«
»Ich habe ein paar Unterlagen dabei, die Sie unterschreiben müssen.«
»Unterschreiben Sie sie einfach selbst. Sie können meine Unterschrift fälschen.«
»Sie wissen, dass ich so etwas nicht tue.«
Es herrschte ein langes Schweigen, bevor er nachgab. »Die Tür ist offen. Kommen Sie einfach herein.«
Sie stieß die Tür auf und trat ein. In der Eingangshalle blieb sie stehen, um den Mantel auszuziehen. »Wo sind Sie?«
»Im Wohnzimmer.«
Als sie ihn sah, schnappte sie nach Luft. »O mein Gott …«
Kier lag auf der Couch. Seine Nase war gerichtet und bandagiert worden, und auf seiner Stirn lag ein Beutel mit eingefrorenen Erbsen. Sein ebenfalls
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