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Der Weihnachtswunsch

Der Weihnachtswunsch

Titel: Der Weihnachtswunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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ihm dies nicht nur, sondern beschimpfte Grimes auch noch wegen seiner schlechten Planung und bezeichnete ihn als »Esel unter Rassepferden«.
    Da seine Verluste stiegen, war Grimes gezwungen, seine Arbeiter zu entlassen und schließlich das Projekt ganz aufzugeben. Der gewaltige finanzielle Verlust trieb sein Unternehmen in den Bankrott. Damit verlor er auch seinen guten Ruf. Angesichts des allgemein bekannt gewordenen Versagens würde niemand je wieder mit Grimes Construction zusammenarbeiten.
    Das Bauprojekt wurde Kier übertragen, der nicht nur von den von Grimes bereits fertiggestellten Arbeiten profitierte, sondern für die Beendigung des Auftrags auch noch den Preis anhob. Er zwang die Investoren, fast zwanzig Prozent mehr zu zahlen, als er in seinem Kostenvoranschlag ursprünglich verlangt hatte, und kaufte sich eine Villa in Palm Springs, um die Fertigstellung des Projekts zu feiern.
    Kier streute noch zusätzlich Salz in die Wunde, indem er die rückwärtige Straße, die zu den Müllcontainern der Anlage führte, »Grimes Street« nannte.
    Auf der Höhe seines Erfolges hatte sich Grimes ein rund siebenhundertfünfzig Quadratmeter umfassendes Haus am Osthang des Tals gebaut. Kier war mit Sara daran vorbeigefahren. Sie holte tief Luft, als sie es sah.
    Kier gab es nicht zu, aber er war ebenfalls beeindruckt. Es war ein Haus im Stil eines französischen Herrensitzes, das mit Kopfsteinpflasterwegen, Statuen und Kumquatbäumchen in Kübeln, die den Weg zum Haupteingang säumten, auch in landschaftsgärtnerischer Hinsicht perfekt gestaltet war. Kier konnte nur vermuten, dass Grimes dieses Haus zusammen mit allem anderen verloren hatte.
    Das Haus, vor dem Kier nun stand, war jedenfalls mit dem, das er zuvor gesehen hatte, in keiner Weise zu vergleichen. Es war klein und bedurfte dringend der Renovierung – für einen Bauunternehmer paradox, dachte Kier.
    Was sagt man zu einem Mann, den man ruiniert hat?, fragte sich Kier. Wie kann ich die Sache wiedergutmachen? Während er über sein Dilemma nachdachte, kam ihm eine Idee.
    Er könnte in der Firma einen Bauunternehmer mit Grimes’ Fähigkeiten gebrauchen. Er könnte ihm eine Spitzenposition anbieten und vielleicht sogar Aktienanteile. Das Beste war: Die zusätzlichen zwanzig Prozent, die Kier durch die Sabotage des Projekts eingenommen hatte, würden Grimes’ Gehalt mehr als decken.
    Plötzlich hatte Kier ein gutes Gefühl angesichts des Treffens; sie würden schon eine Lösung finden. Wer weiß, dachte er, am Nachmittag werden wir vielleicht schon gemeinsam lachen und Geschichten austauschen.
    Kier stieg aus dem Auto, ging zum Tor in dem Maschendrahtzaun und betrat das Grundstück. Der Schnee auf dem Weg, der zum Vordereingang führte, war nicht geräumt worden, und die Vorhänge an den vorderen Fenstern waren zugezogen. Der einzige Hinweis darauf, dass sich jemand im Haus befand, waren die Pfotenspuren, die ein großer Hund im Schnee vor der Eingangstür zurückgelassen hatte.
    Kier stapfte durch den Schnee und stieg die drei Treppen zur Veranda hoch. Dort lehnten zwei Paar Skier am Haus. Er drückte auf die Klingel. Da er nichts hörte, klopfte er mit dem Handrücken gegen die Tür.
    Das Klopfen wurde mit dem tiefen, drohenden Knurren eines Hundes beantwortet, das kurz darauf in ein heftiges Bellen umschlug. Eine Minute später drehte sich der Türknauf.
    Ein schönes Mädchen im Teenageralter mit kurzem braunen Haar öffnete. Sie trug Ohrstöpselkopfhörer, deren Leitungen über ihrem T-Shirt hingen. Sie stellte sich zwischen den aufgeregten Hund und den schmalen Türspalt. Jetzt, wo die Tür geöffnet war, bellte der Hund noch wütender.
    »Ist dies das Haus der Familie Grimes?«
    Sie zog sich einen weißen Stöpsel aus dem Ohr. »Entschuldigung. Wie bitte?«
    »Wohnt hier die Familie Grimes?«
    »Ja.«
    »Ist dein Vater da?«
    Das Mädchen, das noch immer mit dem Hund kämpfte, verzog das Gesicht. »Ja, aber er sieht fern.«
    Der Hund schob die Schnauze an dem Mädchen vorbei. Es war ein großer, schwarz-brauner Deutscher Schäferhund. Er fletschte die Zähne.
    Kier beobachtete mit Unbehagen, wie das Mädchen mit aller Kraft versuchte, den Hund zurückzureißen. »Hör auf, Samson. Sitz! Sitz!«
    »Meinst du, dass ich mit ihm sprechen könnte?«, fragte Kier.
    »Ich glaube, schon. Ich schau mal.« Sie griff nach hinten, um den Hund zu packen, trat von der Tür zurück und zog den Hund am Würgehalsband mit sich. »Nun komm schon, Samson.«
    Trotz der

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