Der Weihnachtswunsch
halten.
Achtzehntes Kapitel
Kier erschien am Montag zu seiner gewohnten Zeit in der Firma. Als er den Flur entlangging, folgten ihm ungläubige Blicke. Seine Mitarbeiter rissen die Münder auf, als hätten sie einen Geist gesehen. Einige rangen sogar hörbar um Atem.
Kier ging direkt zu Tim Breys Büro.
Tim telefonierte gerade und erstarrte, als er ihn erblickte. »Ich muss Schluss machen«, sagte er und legte auf, ohne auf die Reaktion seines Gesprächspartners am anderen Ende der Leitung zu warten, wer auch immer es gewesen sein mochte.
»Hi, Tim.«
Brey starrte sein Gegenüber sprachlos an.
»Was ist los?«
»Ich begreife nicht …«, antwortete Brey.
»Was begreifst du nicht?« Kier genoss die Situation.
»In der Zeitung stand, du seiest …«
»Tot? Ich weiß. Ich hab’s gelesen. Aber dann habe ich meinen Puls gefühlt und den Schluss gezogen, dass die Leute von der Presse lausig recherchiert haben.«
»Oh, Gott sei Dank.«
Kier rieb sich die Hände und trat an Breys Schreibtisch. »Wirklich? Angesichts dessen, was du geschrieben hast, würde ich nämlich vermuten, dass du eigentlich nicht sonderlich glücklich darüber bist, für mich zu arbeiten.«
Brey wurde blass. »Wovon sprichst du …«
Kier hob die Hand und unterbrach ihn. »Bitte, Tim, keine Spielchen!«
Er griff in seine Hosentasche und zog die Kommentare hervor, die er am selben Morgen ausgedruckt hatte, und las:
Kiers einzige Motivation im Leben war Geld. Gewinn war das einzige Kriterium für sein Handeln, gleichgültig, wer dadurch geschädigt oder vernichtet wurde. Gestern noch hat er es gefeiert, dass er sich das Anwesen eines alten Mannes unter den Nagel gerissen hat. Glaub mir, ich kannte Kier. Ich habe sieben Jahre lang jede Woche mit ihm Squash gespielt.
Kier sah Brey an. »Wolltest du noch irgendetwas hinzufügen, Supertramp? «
Brey starrte ihn entsetzt an. »Also wirfst du mich jetzt raus?«
Kier lächelte. »Samstag hätte ich das möglicherweise getan. Ich wollte es tun. Ja, ich habe mich geradezu darauf gefreut. Aber ich hatte Zeit nachzudenken. In dem, was du geschrieben hast, steckt etwas Wahres. Mehr als ich wissen wollte, aber ich musste es erfahren. Darum bin ich vorbeigekommen, um mich bei dir zu bedanken.«
Brey sah ihn skeptisch an. »Jetzt treibst du deine Spielchen mit mir . Mach schon, bring’s zu Ende!«
»Nein, ich meine es ernst. Ich bin dir zu Dank verpflichtet.« Kier schob die Hände in die Taschen. »Ich wollte dir nur mitteilen, dass ich eine Zeit lang zu Hause an einem Projekt arbeiten werde.«
»An was für einem Projekt?«
»An einem speziellen . Teile allen mit, dass die Nachricht von meinem Tod voreilig war. Ich bin sicher, dass ihnen das die Woche verderben wird, aber sie werden drüber wegkommen. Ich weiß nicht, wie lange ich fort sein werde, aber ich vertraue darauf, dass du die Dinge hier mit deiner üblichen Effizienz erledigen wirst.«
»Ja, Sir.«
»Braver Junge.« Er wandte sich zum Gehen, aber auf der Türschwelle blieb er noch einmal stehen. »Oh, und, Brey, sorg dafür, dass jemand hier einen Baum oder dergleichen aufstellt.«
»Was für einen Baum?«
»Einen Weihnachtsbaum. Du weißt schon, zum Schmücken der Flure, so einen. Es sind nur noch drei Wochen bis Weihnachten. So, wie es hier aussieht, würde niemand auch nur auf die Idee kommen, dass Weihnachtszeit ist.«
»Ja, Sir.«
»Guter Junge.«
Kier verließ das Büro, und Brey saß fassungslos da.
Neunzehntes Kapitel
Kier lächelte Linda an, als er auf seinem Weg ins Büro an ihr vorbeiging.
»Guten Morgen, Linda.«
»Guten Morgen, Mr Kier«, antwortete sie unsicher. Sein verändertes Verhalten machte sie immer noch nervös. Wenige Minuten später meldete sie sich über die Sprechanlage bei ihm. »Mr Kier?«
»Ja?«
»Darf ich hereinkommen?«
»Natürlich.«
Einen Augenblick später erschien sie mit einer Aktenmappe in seinem Büro. »Ich bin fertig.«
»Fertig?«
Sie trat an seinen Schreibtisch. »Mit der Liste.«
»Sie haben sie bereits abgeschlossen?«
»Sie liegt schon hier drin …«
Er nahm ihr die Mappe ab. »Ich habe nicht so schnell damit gerechnet.«
»Die dort aufgeführten Personen sind mir eigentlich nie aus dem Sinn gegangen.«
Kier öffnete den Ordner und warf einen Blick hinein. Außer einer Liste lagen fünf Blätter mit dem jeweiligen Namen und einer kurzen Beschreibung des dazugehörigen Sachverhalts darin. Erstaunt, nur so wenige Namen zu entdecken, sah er zu ihr hoch. »Nur
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