Der Weihnachtswunsch
ausgeschaltet, und die Vorhänge waren zugezogen.
Kier lag auf dem zugedeckten Bett und blickte an die Decke.
»Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«
»Heute hat mich niemand zusammengeschlagen, wenn es das ist, was Sie wissen wollen.«
»Das will ich. Darf ich das Licht anschalten?«
»Natürlich.«
Sie schaltete das Licht an. Kier schirmte die Augen mit der Hand ab. »Ich habe die Unterlagen, die Sie mitgebracht hatten, auf den Küchentisch gelegt«, sagte er. »Sie sind alle unterschrieben.«
»Danke. Wie ist Ihr Treffen mit Mrs Wyss verlaufen?«
»Ich weiß nicht.«
»Nun, sie hat Sie nicht geschlagen.«
»Ich wünschte, sie hätte es. Das hätte mir nicht so wehgetan.«
Linda lehnte sich an die Wand. »Was hat sie gemacht?«
»Sie hat mir vergeben. Sie hat mir vergeben, dass ich ihre Träume, ihr Leben und ihr Vertrauen in die menschliche Rasse zerstört habe. Und sie hat nicht versucht, boshaft zu sein. Sie hat es ernst gemeint. Wie soll ich damit klarkommen?«
Linda zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«
»Zwei erledigt, und ich habe nichts erreicht.« Er strich sich mit den Fingern durch das Haar. »Sara hat mich angerufen. Das erste Mal seit … ich weiß nicht wie lange. Eine Ewigkeit. Wissen Sie, wie ich mich gefühlt habe, als ich ihre Nummer auf meinem Display sah?«
Linda schüttelte den Kopf.
»Ich habe mich gefühlt, als sei ich nach Hause gekommen.«
»Warum hat sie angerufen?«
»Sie wollte wissen, warum ich die Scheidungsunterlagen nicht unterschrieben habe. Ich habe ihr gesagt, dass ich nicht sicher sei, ob ich unsere Ehe beenden will.«
»Was hat sie darauf geantwortet?«
»Sie hat gesagt, dass sie schon vor langer Zeit beendet gewesen sei.« Er seufzte.
Linda senkte den Blick. »Das tut mir leid.«
»Irgendetwas Gutes muss aus dem hier entstehen, oder?«
»Das hoffe ich. Brauchen Sie irgendetwas?«
»Nein«, sagte er sanft. »Danke, dass Sie vorbeigekommen sind.«
»Gern geschehen.« Sie wandte sich zum Gehen. »Soll ich das Licht ausschalten?«
»Bitte.«
Sie schaltete das Licht aus. »Dann bis morgen.«
»Bis morgen«, antwortete Kier. »Es gibt immer ein Morgen.«
Achtundzwanzigstes Kapitel
Es war fast zehn Uhr. Sara machte sich gerade zum Schlafengehen bereit, als das Telefon klingelte. Sie lächelte, als sie den Namen auf dem Display sah.
»Hallo, Schatz. Wie war dein Tag?«
»Ich habe ein Problem«, erklärte Jimmy.
Saras Lächeln verschwand. »Was für ein Problem?«
»Juliet will, dass der Empfang in Le Jardin stattfindet.«
»Ich weiß. Sie hat’s mir erzählt.«
»Also was mache ich?«
»Ich verstehe nicht, worin das Problem besteht. Juliet schien sehr froh darüber zu sein.«
»Oh, sie ist außer sich vor Freude. Vor allem, als sie ihr mitgeteilt haben, dass sie uns die Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung stellen. Ich begreife das einfach nicht. Als ich angeboten habe, den Empfang zu bezahlen, ist sie durchgedreht.«
Sara seufzte. »Das ist nicht das Gleiche«, meinte sie. »Le Jardin gehört uns, und es umsonst zu bekommen erspart ihr das Gefühl, dass sie ihre Eltern beleidigt, weil sie diese darauf hinweisen muss, dass sie es sich nicht leisten können, Jimmy. Le Jardin ist ein schönes Lokal. Es spielt keine Rolle, wo eure Hochzeit stattfindet, es ist nur wichtig, dass ihr zusammen seid.«
»Ich will ihn nicht auf meiner Hochzeit haben«, platzte es aus Jimmy heraus.
»Ihn? Meinst du deinen Vater?«
»Ja, meinen Vater. Juliet hält es für falsch, ihn nicht einzuladen. Vor allem jetzt, wo wir’s in Le Jardin machen.« Verärgert atmete er laut aus. Ruhiger fragte er dann: »Wie denkst du darüber?«
»Es spielt keine Rolle, wie ich darüber denke.«
»Für mich spielt es eine Rolle.«
»Wenn du es wirklich wissen willst, Jimmy: Ich teile Juliets Meinung.«
Jimmy erwiderte nichts.
»Ich weiß, dass es zwischen dir und deinem Vater verfahren ist. Aber dies ist die Gelegenheit, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.«
»Ich kapiere das nicht, Mom. Warum verteidigst du ihn immer noch nach alldem, was er dir angetan hat? Warum können wir das Thema nicht einfach begraben?«
Saras Stimme wurde weich. »Weil ein Teil von mir ihn trotz allem, was geschehen ist, noch immer liebt.«
Jimmy war erschüttert. »Wie kannst du ihn immer noch lieben?«
»Weil ich mich dafür entschieden habe. Und ich habe mich dafür entschieden, weil ich ihn kenne. Ich weiß, wer er wirklich ist, selbst wenn er das vergessen
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