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Der Weihnachtswunsch

Der Weihnachtswunsch

Titel: Der Weihnachtswunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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Er wollte, dass ich mich sicher fühle. Er wollte, dass wir alle eine Zukunft haben. Wir haben uns ein schönes kleines finanzielles Polster zugelegt und unser erstes Haus gekauft.« Sara lächelte zärtlich, als sie daran dachte, und ihre Freude schlug sich auch in ihrer Stimme nieder. »Es war winzig, aber wir haben es uns schön gemacht. Wir hatten hinten einen hübschen kleinen Garten, und vor dem Haus Tulpenbeete. Es war eine gute Zeit. Wir haben mit dir im Kinderwagen lange Sonntagsspaziergänge im Sugar House Park gemacht. Wir nahmen altes Brot mit, um die Enten damit zu füttern. Wir waren eine Familie.«
    Saras Stimme brach. »Etwa zu dieser Zeit wurde dein Dad von einem der Bauunternehmer angesprochen, für die er gearbeitet hatte. Der Mann war dabei, zusammen mit zwei Anwälten ein Bauprojekt zu entwickeln, und sie haben ihm angeboten, ihn daran zu beteiligen. Wir waren außer uns vor Freude. Wir dachten, dass wir endlich ganz groß rauskommen würden.
    Ich erinnere mich, wie ich mithörte, als dein Dad seinen Vater anrief und ihm von dem Geschäft erzählte. Es war das erste und einzige Mal, dass ich seinen Vater sagen hörte, er sei stolz auf ihn.
    Aber was wir für unseren großen Durchbruch hielten, war keiner. Wir hielten seine neuen Partner für gute Menschen. Einer von ihnen gehörte sogar zu unserer Kirchengemeinde. Uns fehlte die Erfahrung, um zu erkennen, dass sie uns in Wirklichkeit nur ausgenutzt haben.
    Seine Partner wussten, dass es sich um ein riskantes Geschäft handelte, und deshalb beteiligten sie Dad. Sie haben uns nicht nur unsere Ersparnisse genommen, sondern sie haben Dad auch zum Verantwortlichen gemacht für den Fall, dass das Projekt scheitern sollte. Und genau das geschah. Das Bauprojekt scheiterte, und seine Partner ließen deinen Dad das ausbaden. Die Gläubiger verlangten Schadenersatz von uns. Sie pfändeten unser Haus und setzten uns Tag und Nacht unter Druck. Seine sogenannten Partner hatten dafür gesorgt, dass er alles unterschrieben hatte. Während sie sich dem nächsten Geschäft zuwandten, verloren wir alles, was wir uns aufgebaut hatten, auch unser Haus.
    Es war eine schreckliche Zeit. Dein Dad war niedergeschlagen. Von dem Tag an stellte er alles, was er tat, in Frage. Er bat mich bei den kleinsten Entscheidungen um meinen Rat. Es war, als habe er den Glauben an sich selbst vollständig verloren. Diese Männer hatten ihm allen Mut geraubt.
    Aber selbst in jener finsteren Zeit überwog seine Güte. Er versuchte, das Richtige, das Ehrenvolle zu tun. Er handelte mit allen Gläubigern Ratenzahlungen aus und gab ihnen nach und nach ihr Geld.
    Dein Vater hat sein wahres Selbst noch auf andere Weise gezeigt. Mitten in diesem Fiasko wurde bei einem seiner Zimmerleute Multiple Sklerose diagnostiziert. Dein Dad hat ihn behalten, so lange es ging, selbst, als der Mann seine Arbeit kaum noch verrichten konnte. Als er dann nicht mehr arbeiten konnte, hat Dad dessen Frau eingestellt. Er hat sie sogar behalten, als wir selbst Probleme hatten, über die Runden zu kommen.«
    »Linda.«
    »Genau.«
    »Ich habe mich immer gefragt, warum sie so lange bei ihm geblieben ist.«
    »Ich habe deinen Dad immer wieder aufgefordert, sich diesen Männern an die Fersen zu heften, um sie dazu zu bewegen, die Schulden mit zurückzuzahlen. Aber er erwiderte nur, dass sie sich nicht darum scherten. Er hatte Recht. Sie nahmen noch nicht einmal seine Anrufe entgegen.
    Schließlich, vermutlich wegen meiner ständigen Nörgelei, suchte er einen der Männer in dessen Büro auf und stellte ihn zur Rede. Der Mann lachte ihn einfach nur aus. Er sagte zu Dad, er habe bekommen, was er verdiene. Nur ein Narr vertrete nicht in erster Linie die eigenen Interessen, und eines Tages werde er ihm für diese Lektion dankbar sein.
    Er erklärte deinem Dad, dass es bei Geschäften nicht darum gehe, was man tun solle, sondern allein darum, was man tun könne. Und wenn ein schwacher Baum eingehe, dann werde dadurch Platz für einen stärkeren geschaffen. Fressen oder gefressen werden.
    An jenem Abend kam dein Vater nicht nach Hause, und am nächsten auch nicht. Ich erinnere mich noch daran, wie ich dich auf der Couch weinend auf dem Arm hielt und darum betete, dass er gesund heimkommen möge. Unsere Schulden und unser Haus waren mir nicht wichtig, ich sorgte mich allein um ihn. Du warst vier und fragtest mich ständig, warum ich weine und wo Daddy sei. Ich befürchtete, dass ihm etwas zugestoßen war. Oder dass er sich

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