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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Königreichs.
     
    Die Festung von Æthelingæg war nun mit dreiundsiebzig Männern besetzt. Alfred zog mit seiner Familie dort ein und beauftragte
     sechs Männer, ein Leuchtfeuer auf Brant vorzubereiten. Er war in diesen Tagen ausgesprochen froh gestimmt und hatte die Verzweiflung
     der ersten Januarwochen überwunden. Stattdessen war er nun der unwahrscheinlichen Überzeugung, sein Königreich zurückerobern
     zu können, noch bevor der Sommer ins Land zog. Zu seiner guten Laune kam noch überschwängliche Freude, als Pater Beocca vom
     Landungssteg herbeihinkte und sich dem König mit strahlendem Gesicht vor die |280| Füße warf. «Ihr lebt, Herr!», frohlockte Beocca und hielt die Beine des Königs umschlungen. «Gott sei gepriesen, Ihr lebt!»
    Alfred half ihm auf und umarmte ihn. Beide Männer weinten vor Glück, und am nächsten Tag, einem Sonntag, hielt Beocca eine
     Predigt, die ich mit anhören musste, denn er sprach unter freiem Himmel, und die Insel Æthelingæg war zu klein, um seiner
     Stimme zu entkommen. Beocca sprach davon, wie David, der König Israels, auf der Flucht vor seinen Feinden in der Höhle von
     Adullam hatte ausharren müssen und wie Gott ihn schließlich nach Israel zurückführte, auf dass er seine Feinde vernichte.
     «Dies ist unser Adullam!», rief Beocca und deutete mit seiner gesunden Hand auf die Rieddächer von Æthelingæg, «und das ist
     unser David.» Er deutete auf den König. «Und Gott wird uns zum Sieg führen.»
    «Schade, Pater», sagte ich später zu Beocca, «schade, dass Ihr nicht schon vor zwei Monaten so kämpferisch wart.»
    «Es macht mich überglücklich, dass du nun wieder in der Huld des Königs stehst», erwiderte er.
    «Er weiß inzwischen, wie nützlich ihm mörderische Bastarde wie ich sein können. Ich hoffe nur, er misstraut inzwischen dem
     Rat geistlicher Jammerlappen, die ihm einreden, dass sich die Dänen durch Gebete besiegen lassen.»
    Er schnaubte ob dieser Beleidigung und warf einen missbilligenden Blick auf Iseult. «Hast du Nachricht von deiner Frau?»
    «Nein.»
    Beocca hatte Neuigkeiten, wenn auch keine von Mildrith. Er war vor den nachrückenden Dänen nach Süden geflohen und hatte bei
     Dornwaraceaster, einer Siedlung in |281| der Grafschaft Thornsæta, bei Mönchen Unterschlupf gefunden, die sich nahe der Ortschaft in einer alten Festung versteckt
     hielten, als die Dänen über Dornwaraceaster herfielen. Kaum waren sie mit Silber, Münzen und Frauen wieder abgezogen, traf
     Huppa, der Aldermann von Thornsæta, mit fünfzig Kriegern ein. Er ließ die Mönche und die Bewohner die alten römischen Mauern
     instand setzen. «Die Leute dort sind für den Moment in Sicherheit», sagte Beocca. «Aber sie werden nicht genug zu essen haben,
     falls die Dänen umkehren und die Stadt belagern.» Als er erfahren hatte, dass sich Alfred in dem großen Sumpfland im Norden
     aufhielt, war er allein losgezogen. Am letzten Tag seiner Wanderung hatte er sechs Soldaten getroffen, die ebenfalls auf dem
     Weg zu Alfred waren, und gemeinsam mit ihnen die Reise fortgesetzt. Von Wulfhere wusste er nichts Neues zu berichten, doch
     er hatte gehört, dass Odda der Jüngere in einer alten Burg am Oberlauf der Uisc hauste. Dänen hatte Beocca auf seiner Wanderung
     nirgends gesehen. «Gottlob», sagte er düster, «denn sie plündern überall.»
    «Ist Dornwaraceaster eine große Stadt?», fragte ich.
    «Durchaus. Es gibt dort nicht weniger als drei stattliche Kirchen.»
    «Auch einen Markt?»
    «Allerdings. Bevor die Dänen kamen, herrschte dort Wohlstand.»
    «Aber die Dänen sind nicht geblieben, oder?»
    «Auch in Gifle nicht, obwohl Gifle ein ansehnlicher Ort ist.»
    Guthrum hatte Alfred überrascht, seine Truppen in Cippanhamm geschlagen und den König in die Flucht getrieben. Doch um Wessex
     halten zu können, würde er alle mit Mauern bewehrten Städte einnehmen müssen. Dass |282| Beocca auf seiner dreitägigen Wanderung keinem einzigen Dänen begegnet war, ließ vermuten, dass Guthrum nicht genügend Männer
     hatte, um alle seine Eroberungen besetzt zu halten. Er könnte natürlich Männer aus Mercien oder Ostanglien holen, aber dann
     wären diese Länder geschwächt und Aufstände gegen die dänische Fremdherrschaft zu erwarten. Guthrum musste also auf Schiffe
     aus Dänemark hoffen. Wie wir erfuhren, unterhielt Guthrum mittlerweile Festungen in Baðum, Readingum, Mærlebeorg und Andefera,
     und zweifellos hatte er auch noch andere Orte besetzt.

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