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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Heer. Arnulf, der Aldermann von Suth Seaxa, brachte fast vierhundert Kämpfer und bedauerte,
     dass er nicht mehr hatte aufbringen können, weil vor seiner Küste dänische Schiffe lagen, was ihn gezwungen hatte, einen Teil
     seines Fyrds zum Schutz der Küste zurückzulassen. Die Männer von Wiltunscir waren von Wulfhere aufgerufen worden, für Guthrum
     zu kämpfen, doch der Landvogt, ein grimmiger Mann namens Osric, hatte im Süden der Grafschaft über achthundert Männer gefunden,
     die dem Aufruf des Aldermannes nicht gefolgt waren und Alfred die Treue hielten. Männer aus den entlegenen Gebieten von Sumorsæte
     hatten sich Wiglafs Fyrd angeschlossen, der nun fast tausend Kämpfer zählte. Aus Hamptonscir kamen fünfhundert, darunter die
     Leute aus Burgweards Festung, zu denen auch Eadric und Cenwulf von der
Heahengel
gehörten, die mich freudig begrüßten. In ihrer Begleitung war Pater Willibald, und wie immer war er von Eifer und Unruhe erfüllt.
     Fast alle Männer kamen zu Fuß. Sie waren erschöpft und hungrig, ihr Schuhwerk fiel auseinander, aber sie hatten Schwerter,
     Äxte, Speere und Schilde dabei. Am frühen Abend hatten sich im Tal der Wilig fast dreitausend Männer eingefunden, und es kamen
     immer noch mehr, als ich mich in die Richtung des fernen Hügels aufmachte, auf dem ich die dänischen Kundschafter gesehen
     zu haben glaubte.
    |428| Alfred hatte mich losgeschickt, und Pater Pyrlig hatte sich, als ich schon im Sattel saß, kurzerhand anerboten, mitzukommen.
     Alfred schien überrascht, war aber schnell einverstanden. «Bringt Uhtred wohlbehalten zurück, Pater», hatte er gesagt.
    Schweigend ritten wir durch das Lager, das immer weiter wuchs. Als es hinter uns lag, bedachte ich Pyrlig mit einem säuerlichen
     Blick. «Das war abgesprochen.»
    «Was?»
    «Dass Ihr mich begleitet. Alfred hatte Euer Pferd schon satteln lassen. Was will er also von Euch?»
    Pyrlig grinste. «Er will, dass ich aus Euch einen Christen mache. Der König setzt auf meine Überzeugungskraft.»
    «Ich bin ein Christ», sagte ich.
    «Seid Ihr das?»
    «Ich bin getauft, und das sogar zweimal.»
    «Zweimal? Da wirkt der Segen zweimal so stark, was? Wie kam es dazu?»
    «Weil mein Name geändert wurde, als ich noch ein Kind war, und meine Stiefmutter glaubte, dass man mich im Himmel unter meinem
     neuen Namen nicht erkennen würde.»
    Er lachte. «Also hat man beim ersten Mal den Teufel von Euch abgewaschen und beim zweiten Mal wieder eingetrieben?» Eine Weile
     lang ritten wir schweigend nebeneinander her. «Alfred will, dass ich einen guten Christen aus Euch mache, damit Gott uns seinen
     Segen gibt», sagte er dann.
    «Glaubt er, dass Gott uns verfluchen könnte, weil ich für ihn kämpfe?»
    Pyrlig schüttelte den Kopf. «Er weiß, Uhtred, dass unsere Feinde Heiden sind. Wenn sie über uns siegen, ist Christus besiegt.
     Wir kämpfen hier nicht nur um Land, |429| Uhtred, sondern auch um den wahren Glauben. Und als Diener Gottes will Alfred alles tun, was in seiner Macht steht. Dazu gehört
     auch der Versuch, aus Euch ein frommes Beispiel christlicher Demut zu machen. Wenn es ihm gelingt, Eure Knie zu beugen, wird
     es ein Leichtes sein, die Dänen zu Kreuze kriechen zu lassen.»
    Ich lachte, und das hatte er beabsichtigt. «Wenn es ihn glücklich macht, dann sagt Alfred, ich sei ein guter Christ.»
    «Das hätte ich ohnehin getan», erwiderte Pyrlig, «und sei es nur, um ihn aufzuheitern, aber ich wollte in jedem Fall unbedingt
     mit Euch reiten.»
    «Warum?»
    «Weil mir dieses Leben fehlt! Gott, wie es mir fehlt! Ich war so gerne Krieger. Die ganze Verantwortungslosigkeit! Wie habe
     ich sie genossen! Töten, Witwen machen und Kinder ängstigen! Darin war ich sehr gut, und es fehlt mir. Und ein guter Kundschafter
     war ich auch. Wir haben Euch Sachsen bei Euren Schweinereien beobachtet, und Ihr habt uns nie bemerkt. Keine Sorge, auch wenn
     es der König will, ich werde Euch nicht zu bekehren versuchen.»
    Unsere Aufgabe bestand darin, die Dänen aufzuspüren, falls sie in der Nähe waren. Alfred war ins Tal der Wilig gezogen, um
     Guthrum den Weg ins Herzland von Wessex abzuschneiden. Dennoch befürchtete er, dass der Feind der Versuchung, unsere kleine
     Armee anzugreifen, widerstehen, ihr ausweichen und stattdessen über den Süden von Wessex herfallen könnte. Falls dies geschähe,
     säßen wir, von dänischen Truppen umzingelt, in der Falle. Dieser Bedrohung eingedenk, war Alfred begierig auf Nachrichten
    

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