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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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andere, kaum älter
     als siebzehn oder achtzehn Jahre, abwechselnd über sie hermachten. Ein Dutzend weiterer Dänen hockte, halbwegs friedlich trinkend,
     in einer Ecke und nahm von der Vergewaltigung kaum Notiz.
    «Wenn du auch mal ranwillst», sagte einer der jungen Männer, «musst du warten, bis wir genug haben.» Er hatte einen dichten
     Bart und boshafte Augen.
    «Ich will sie aber sofort», sagte ich.
    «Dann spring ins Scheißloch.» Er war betrunken. «Spring ins Scheißloch», wiederholte er, offenbar gefiel ihm diese Beleidigung
     sehr gut. Dann deutete er auf Iseult und fügte hinzu, «und während du darin ersäufst, nehm ich mir die da vor». Mit einem
     Faustschlag zerschmetterte ich sein Nasenbein und trat ihm, als er keuchend nach Luft schnappte, mit Wucht zwischen die Beine,
     worauf er wimmernd zu Boden ging. Einen zweiten Mann streckte ich mit einem Hieb in den Bauch nieder, während Leofric seiner
     aufgestauten Wut Luft machte, indem er einen dritten mit wilden Schlägen angriff. Die beiden, die Eanflæd festgehalten hatten,
     ließen von ihr ab und drehten sich zu |212| uns um. Der eine kreischte auf, als Eanflæd ihn von hinten an den Haaren zerrte und ihre scharfen Fingernägel in seine Augen
     bohrte. Leofric hielt seinen Gegner auf dem Boden fest, indem er ihm seinen Stiefelabsatz in die Gurgel drückte. Ich trieb
     meinen Jungen mit Schlägen ins Gesicht bis zur Tür, dann trat ich einen anderen in die Rippen und zerschmetterte dem, der
     von Eanflæd traktiert wurde, den Kiefer. Anschließend widmete ich mich wieder dem Burschen, der Iseult bedroht hatte. Ich
     riss ihm einen silbernen Ring vom Ohr, streifte ihm seinen einzigen Reif vom Arm und nahm ihm seinen Beutel ab, in dem Münzen
     klimperten. Den Beutel warf ich Eanflæd in den Schoß, trat dem stöhnenden Kerl noch einmal zwischen die Beine und beförderte
     ihn hinaus auf die Straße.
    «Spring selbst ins Scheißloch», rief ich ihm nach und schlug die Tür zu. Die anderen Dänen, die immer noch trinkend in der
     Ecke saßen, hatten der Schlägerei grinsend zugesehen und klatschten uns nun Beifall.
    «Schweinehunde», spie Eanflæd aus, womit sie offenbar die Kerle meinte, die wir gerade vertrieben hatten. «Mir tut alles weh.
     Wieso seid ihr beide eigentlich hier?»
    «Man hält uns für Dänen», antwortete ich.
    «Wir brauchen etwas zu essen», sagte Leofric.
    «Die haben fast alles weggefressen», erwiderte Eanflæd und nickte in Richtung der Dänen in der Ecke. «Aber vielleicht lässt
     sich noch was auftreiben.» Sie band ihren Gürtel zu. «Edwulf ist tot.» Edwulf war der Wirt, dem das Gasthaus gehörte. «Und
     danke für eure Hilfe, ihr verdammten Hurensöhne!», rief sie den Dänen zu, die sie nicht verstehen konnten und einfach nur
     lachten. Als sie sich auf den Weg in die Vorratskammer machte, hob einer von ihnen die Hand, um sie aufzuhalten.
    «Wohin?», fragte er sie auf Dänisch.
    |213| «An dir vorbei», rief ich ihm zu.
    «Ich will Bier», sagte er. «Und du? Wer bist du überhaupt?»
    «Jemand, der dir den Hals aufschlitzen wird, wenn du sie davon abhältst, mir mein Essen zu bringen», antwortete ich.
    «Ruhig Blut», mischte sich ein älterer Mann ein. Er runzelte die Stirn. «Kennen wir uns nicht?»
    «Ich war mit Guthrum in Readingum», erklärte ich. «Und in Werham.»
    «Daher also. Diesmal hat er’s besser angestellt, he?»
    «Das hat er», stimmte ich zu.
    Der Mann zeigte auf Iseult. «Ist das deine?»
    «Ja, und sie ist unverkäuflich.»
    «War nur eine Frage, mein Freund, nur eine Frage.»
    Eanflæd brachte hartes Brot, kalten Schweinebraten, schrumpelige Äpfel und steinharten Käse, in dem sich rote Würmer wanden.
     Der ältere Mann kam mit einem Krug Bier an unseren Tisch, anscheinend als Friedensangebot, und setzte sich. Er war gesprächig,
     und so erfuhr ich etwas mehr von dem, was geschehen war. Guthrum hatte Cippanhamm mit knapp dreitausend Kämpfern angegriffen.
     Er selbst war derzeit in Alfreds Palas, und die Hälfte seiner Männer würde als Besatzung in Cippanhamm bleiben, während der
     Rest am nächsten Morgen entweder nach Süden oder Westen weiterreiten sollte. «Damit die Bastarde gar nicht erst zu Atem kommen»,
     sagte der Mann lachend, dann sah er Leofric stirnrunzelnd an. «Der redet wohl nicht viel.»
    «Er ist stumm», erklärte ich.
    «Ich kannte mal einen Mann, der hatte eine stumme Frau. Der lebte wirklich glücklich und zufrieden.» Er betrachtete neiderfüllt
    

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