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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Neugeborene trug sie fest eingehüllt auf dem Rücken, so dass es warm und geborgen schlafen konnte. Die für das Kind überlebenswichtige Ziege band sie mit einem Strick an das Travois und setzte Josef auf die Stute. Dann ging es los.
    »Warum gehen wir weg?«, fragte Josef.
    »Hier werden bald viele fremde Krieger durchziehen, und denen dürfen wir nicht begegnen!«
    »Aber wir haben heute noch nichts gegessen«, maulte der Junge.
    »Du hast dein Frühstück bekommen«, erklärte Nizhoni. »Ein echter Krieger hält es danach bis zum Abend aus.«
    Da Josef ein echter Krieger sein wollte, hielt er den Mund, obwohl sein Magen arg knurrte. Doch so schlimm, wie er es sich vorgestellt hatte, wurde es dann doch nicht. Am späten Nachmittag erreichte Nizhoni eine Stelle, die ihr als Lagerplatz geeignet schien. Dort versorgte sie erst den Säugling und wechselte dessen Graswindel. Kurz danach brutzelte der Eselhase über dem Feuer, und ein verführerischer Duft drang in Josefs Nase.
    »Ich bin froh, dass du bei mir bist und nicht Gertrude, Arlette oder gar Rachel«, erklärte er, als er das erste Stück Hasenbraten entgegennahm.

3.
    S am Houston musterte die offene Landschaft mit dem kleinen Fluss und dem Wäldchen und nickte zufrieden. »Hier schlagen wir unser Lager auf und ruhen uns aus. Ich schätze, dass Santa Anas Truppen morgen am späten Abend oder spätestens übermorgen zu uns aufgeschlossen haben. Sie werden müde sein, und das ist unser Vorteil.«
    »Wir suchen also den Kampf?«, fragte Walther und erhielt ein Lachen als Antwort.
    »Wir suchen ihn nicht, sondern er findet uns. General Urrea ist mit seiner Einheit im Westen geblieben und General Cos mittlerweile zu weit weg, als dass er Santa Ana zu Hilfe kommen könnte. Außerdem sind die Mexikaner von den langen Märschen erschöpft. Eine bessere Chance bekommen wir nicht. Wahrscheinlich ist es sogar unsere einzige.«
    Mit einem Schlag war Houston ernst geworden. Er wies auf den Fluss. »Hier am San Jacinto River wird es sich entscheiden, ob es ein freies Texas geben wird oder nicht.«
    »Ich wäre für Ersteres«, sagte Walther. »Auf jeden Fall haben wir Santa Ana mit unseren Richtungswechseln verwirrt und ihm keine Gelegenheit gegeben, unsere Flüchtlinge zu verfolgen.«
    »Ich habe gehört, dass Ihre Frau und die Frauen einiger Ihrer Leute beim Treck sind. Ich hoffe, sie kommen gut durch.«
    Mit diesen Worten klopfte Houston Walther auf die Schulter und wies dann mehrere Soldaten an, an welcher Stelle sie sein Zelt aufschlagen sollten.
    »Hat man etwas von Stephen Austin gehört?«, fragte Walther.
    Houston schüttelte den Kopf. »Nein! Gerüchten zufolge soll er einen kleinen Trupp Flüchtlinge anführen. Das ist ein schlechter Lohn für jemanden, der dieses Land aufgebaut hat. Er hätte damals nicht das Kommando übernehmen, sondern es mir übertragen sollen. Dann hätten die Leute ihn zu ihrem ersten Gouverneur gewählt. Aber er hat sich zu viel Verantwortung auf einmal auf die Schultern geladen, und das ging schief.«
    »Es ist schade um ihn«, fand Walther.
    »Ich hoffe, er kriegt den Kopf wieder hoch. Texas braucht ihn.«
    Walther wusste nicht, ob Houston es ernst meinte. Immerhin waren die beiden Konkurrenten um die Führerschaft in Texas. Dem Land würde es jedoch zweifelsohne guttun, wenn beide zusammenarbeiteten. Das aber musste die Zukunft entscheiden. Vorerst ging es darum, Santa Ana dazu zu zwingen, Texas zu verlassen und die Unabhängigkeit des Landes zu akzeptieren. Mit diesem Gedanken verabschiedete Walther sich von Houston und überbrachte den anderen Offizieren dessen Befehl, an diesem Ort zu bleiben, bis die Mexikaner erschienen.
    »Hat der alte Zauderer sich endlich doch entschieden, die Schlacht zu suchen?«, fragte ein Major. »Ihm bleibt auch nichts anderes übrig, denn keiner der Männer will noch länger vor den Mexikanern davonlaufen.«
    »Ich würde Houston keinen Zauderer nennen. Er hat so lange gewartet, bis er die Chance gesehen hat, Santa Ana kräftig in die Schranken zu weisen«, antwortete Walther schroff, weil ihn die Kritik an ihrem Oberbefehlshaber ärgerte.
    Wenn es nach den meisten Männern gegangen wäre, hätten sie sich schon längst einem vier- bis fünffach überlegenen Feind gestellt und wären in Stücke gehackt worden. Houston hatte hingegen gewartet, bis Santa Ana den entscheidenden Fehler begangen hatte – und das war die Aufteilung seiner Truppen in drei unabhängig voneinander operierende Einheiten. Doch

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