Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)
gleich die Dinge aussuchen, die du kaufen willst.«
»Das mache ich! Vielleicht finde ich dort auch ein Mädchen, das mir gefällt, da Gamuzana mir keines schicken will.«
»Die amerikanischen Siedler haben, soviel ich weiß, nur wenige Frauen bei sich, und die sind meistens schon vergeben.«
Thierry seufzte. »Nach all dem, was Gamuzana damals erklärt hat, hätte ich es mir nicht so schwierig vorgestellt, an eine Frau zu kommen. Ich habe mir schon überlegt, notfalls deine Indianerin zu nehmen, wenn euer Junge sie nicht mehr braucht.«
»Nizhoni?«, fragte Walther verwundert.
Dann legte er Thierry die Hand tröstend auf den Arm. »Nur keine Sorge. Don Hernando wird bestimmt Wort halten. Er hatte sehr viel zu tun, weil er Gäste hat, die aus der Ciudad de Mexico zu ihm gekommen sind. Wenn diese Besucher fort sind, wird er sich wieder um unsere Belange kümmern.«
»Hoffen wir es! Auf jeden Fall komme ich mit nach San Felipe de Austin. Ich möchte doch sehen, was für Leute dort leben.«
»Wahrscheinlich sind es hauptsächlich Siedler wie wir«, meinte Walther und gab dem Fuhrmann seines Wagens die Anweisung, die eigenen Waren abzuladen. Dieser Mann würde anschließend mit Thierry die anderen Farmen anfahren und die Waren dort abliefern. Er verabschiedete sich von dem jungen Normannen und winkte Father Patrick, Krzesimir Tobolinski und Simone Beluzzi zu sich.
»Morgen nehmen wir das letzte Stück des Weges in Angriff. Bis zu eurem ersten Farmland sind es noch zwei Tagesreisen. Zwei weitere Tage wird es dauern, bis wir die Grenzen des Siedlungsgebiets erreicht haben. Dahinter liegen die Jagdgründe der Komantschen, und an dieser Grenze sollten sich nur besonders mutige Männer ansiedeln.«
»Wir haben schon besprochen, wie wir das Land verteilen wollen«, erklärte Tobolinski. »Ursprünglich wollten wir es in drei Teile aufteilen, je einen für die Iren, die Sizilianer und uns. Sie haben uns aber überzeugt, dass wir in diesem Land zusammenhalten müssen. Aus diesem Grund werden wir die Gruppen mischen. Schauen Sie hier auf diesen Plan. Glauben Sie, dass es so möglich wäre?« Damit reichte Tobolinski Walther einen Zettel, auf dem er und die anderen das Land entsprechend verteilt hatten.
Walther musterte das Papier, forderte dann einen Bleistift und nahm ein paar Änderungen vor. »So wurde das Siedlungsland von Don Ramón eingetragen. Daran müssen wir uns halten«, erklärte er.
»Uns stört es nicht«, antwortete Father Patrick. »Eines aber möchte ich zu bedenken geben: Auch mir wurde ein Stück Land versprochen. Ich werde zwar einen Garten anlegen, aber weder Mais anbauen noch Rinder züchten. Jetzt weiß ich nicht, was ich mit dem Rest machen soll.«
»Behalten Sie es! Vielleicht können Sie es später verkaufen und für den Erlös eine Kirche bauen«, schlug Walther vor.
Anschließend berichtete er den dreien, dass sie als Anführer das Anrecht auf eine doppelt so große Parzelle hatten wie die restlichen Siedler. Bislang hatte er es verschwiegen, um keine Unruhe unter die Leute zu bringen. Tobolinski und Beluzzi hatten nichts dagegen, nur der Priester schüttelte den Kopf.
»Das kann ich nicht annehmen.«
»Sie können das Landlos später ebenfalls verkaufen. Was glauben Sie, was Sie mit dem Erlös alles Gutes tun können«, antwortete Walther ihm und setzte anschließend den Aufbruch auf den nächsten Morgen fest.
7.
I m Gegensatz zu der anstrengenden Reise von San Felipe de Guzmán zum Siedlungsgebiet gab es auf dem restlichen Weg keinerlei Probleme. Walther führte seine Siedler zu den für sie vorgesehenen Parzellen, wies sie auf die besten Stellen für ihre späteren Farmgebäude hin und half mit, einfache Hütten aus Brettern und Reisig zu errichten, damit die Frauen und Kinder nicht länger den Unbilden der Witterung ausgeliefert waren. Nach gut zwei Wochen war auch diese Arbeit geschafft, und er verabschiedete sich von Krzesimir Tobolinski, der sich an der äußeren Grenze des Gebiets angesiedelt hatte. Dieser reichte ihm mit zufriedener Miene die Hand.
»Wissen Sie, Herr Fichtner, ich habe drei kräftige Söhne, von denen jeder mit einer Muskete umgehen kann. Mit ihnen zusammen werde ich mein Land wohl halten können. Später bekommt dann jeder von den Jungen einen eigenen Hof mit genug Land für weitere Generationen. Das habe ich mir seit langer Zeit gewünscht.«
»Das ist ein guter Plan«, lobte Walther, denn vier Männer mit guten Gewehren waren auch für Komantschen und
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