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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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mitgebracht?«
    An ein Geschenk für die Indianerin hatte Walther nicht gedacht. Er schüttelte den Kopf. »Sie soll froh sein, dass sie ein Dach über dem Kopf hat und nicht mehr in der Wildnis leben muss. Doch jetzt will ich Josef sehen! Ich muss nämlich gleich wieder zu meinen Siedlern zurück und ihnen den Lagerplatz zuweisen.«
    Zu seiner Verwunderung zog Gisela eine Schnute, winkte nach kurzem Überlegen jedoch ab. »Ich werde schon etwas für Nizhoni finden. Weißt du, wie sie dich nennt? Fahles Haar! Ist das nicht lustig?«
    »Wenn du meinst!« Walthers Sinn für Humor traf die Bezeichnung nicht, doch er wollte Gisela die Freude lassen und folgte ihr ins Haus. Dort hatte sich seit seiner Abreise einiges geändert. Auf dem Tisch lag eine aus unterschiedlichen Grasfasern gefertigte Decke, außerdem entdeckte er mehrere aus Weidenruten geflochtene Körbe und einige Gefäße, die aus Flaschenkürbissen hergestellt worden waren.
    »Das hat alles Nizhoni gemacht! Ist sie nicht geschickt?«, forderte Gisela Lob für die junge Indianerin ein.
    Jetzt entdeckte Walther auch die junge Indianerin. Sie saß im hinteren Teil des Raumes und wiegte Josef in den Armen. Das Bild verfehlte seine Wirkung auf ihn nicht, doch er sagte sich, dass Nizhoni das tat, was eigentlich Gisela vorbehalten war. Er trat auf sie zu und nahm ihr wortlos das Kind ab.
    »Er ist ganz schön gewachsen!«, sagte er verblüfft zu seiner Frau.
    »Auch das ist Nizhonis Verdienst. Sie hat genug Milch für den Kleinen, während ich …« Ein Schatten huschte über Giselas Gesicht, dann aber schenkte sie der Indianerin einen dankbaren Blick.
    »Ohne sie hätten wir unseren Josef nicht mehr. Das darfst du niemals vergessen, Walther!«, erklärte sie nachdrücklich und strich Nizhoni sanft übers Haar.
    »Ich werde es nicht vergessen«, versprach Walther, der fühlte, dass sie dies von ihm erwartete. Er kitzelte den Jungen am Kinn und sah erfreut, wie dieser lachte.
    »Mein Sohn!«, flüsterte er gerührt.
    Giselas Herz zog sich bei diesen Worten zusammen. Auch wenn sie mit jeder Faser ihres Seins glauben wollte, dass Walther der Vater des Kindes war, so konnte sie nicht vergessen, dass Diebold von Renitz sie etwa achteinhalb Monate vor der Geburt vergewaltigt hatte.
    »Wir sollten bald ein zweites Kind haben«, sagte sie zu Walther. Zwar fühlte sie sich noch immer nicht wohl, doch sie wollte ihren Mann nicht enttäuschen.
    Walther dankte ihr mit einem Lächeln. Er freute sich darauf, bald wieder eins mit ihr sein zu können. »Ein paar Tage muss ich noch wegbleiben, um den neuen Siedlern ihr Land zuzuweisen. Dann haben wir viel Zeit für uns. Es sind keine weiteren Siedler mehr angekündigt.«
    »Das ist schön«, antwortete Gisela und legte ihm den Arm um die Taille. »Ich liebe dich!«
    »Ich liebe dich auch!« Walther drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, fühlte sich aber in Nizhonis Anwesenheit seltsam befangen.
    »Wo schläft sie?«, wollte er wissen.
    »Jetzt noch im Haus. Pepe hat mir zwar versprochen, einen weiteren Anbau für sie zu zimmern. Allerdings hat er das bislang nicht geschafft.«
    Gisela verzog das Gesicht, da ihr Pepes Art nicht gefiel, Arbeit, die er nicht mochte, einfach vor sich herzuschieben.
    »Ich werde mich wohl selbst darum kümmern müssen«, erklärte Walther lachend. Dann erinnerte er sich an Stephen Austin und sah Gisela spitzbübisch an.
    »Es gibt eine Neuigkeit! Weniger als ein Drittel so weit von uns entfernt wie San Felipe de Guzmán liegt eine nordamerikanische Siedlung. Ich habe ihren Empresario Stephen Austin kennengelernt, und er hat mich eingeladen, ihn zu besuchen. Austins Stadt heißt übrigens auch San Felipe, allerdings mit dem Zusatz de Austin. Sobald ich meine Siedler losgeworden bin, sollten wir hinfahren. Der Wagen, den ich in San Felipe de Guzmán gekauft habe, ist groß genug für dich und Josef. Wegen des Jungen werden wir auch die Indianerin mitnehmen müssen.«
    Gisela sah ihn ärgerlich an. »Wie du das sagst, so als wäre Nizhoni kein Mensch, sondern ein Tier, das du wie eine Kuh oder ein Pferd gekauft hast!«
    »Ich habe sie von den Komantschen gekauft«, entfuhr es Walther.
    »Schäm dich, so etwas zu sagen! Wir sind in dieses Land gekommen, um als freie Menschen unter freien Menschen zu leben, und nicht, um andere Menschen wie Tiere zu halten.«
    Wie ein Tier hatte Gisela Nizhoni jedenfalls nicht behandelt, das sah Walther an dem Kleid, das die junge Indianerin trug. Es war von kundiger Hand

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