Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Tonkawa ein harter Brocken. »Ich wünsche euch allen Glück! Wenn ihr Hilfe braucht, kommt entweder zu mir oder zu Señor Jemelin. Versucht aber vor allem, Spanisch zu lernen. Dann habt ihr in diesem Land einen besseren Stand.«
»Wir werden uns bemühen!« Tobolinski sah zu, wie Walther sein Pferd herumzog und losritt, dann betrachtete er sein neues Land. Noch lag es brach, doch in seinen Gedanken sah er bereits das Getreide, das sich einmal im Wind wiegen würde, und eine stattliche Kuhherde auf dem Grasland weiden. Mit einer entschlossenen Geste wandte er sich an seine Söhne.
»Was steht ihr hier herum? Es gibt genug Arbeit, und die macht sich nicht von selbst!«
Während die Neusiedler sich ins Zeug legten, konnte Walther es kaum erwarten, zu Gisela zurückzukehren. In den letzten Monaten hatte sie wenig von ihm gehabt, doch dafür würde er sie doppelt und dreifach entschädigen. Ihm ging es dabei nicht nur um die versprochene Fahrt zu Stephen Austins Siedlung. Er wollte auch ihren Körper an seinem spüren und ihr zeigen, wie sehr er sie liebte.
Als er ankam, fiel sein Blick als Erstes auf den Wagen, den er für die Fahrt benützen wollte. Gisela wird sich freuen, etwas Neues zu sehen, dachte er, als er vor dem Haus aus dem Sattel stieg und Pepe die Zügel reichte.
»Na, mein Freund, hast du während meiner Abwesenheit alles erledigt, was ich dir aufgetragen habe?«, fragte er seinen Knecht.
»
Si,
Señor«, antwortete dieser, obwohl einige wichtige Arbeiten noch immer auf ihre Erledigung warteten.
Das stellte Walther mit einem Blick fest, aber ihm war klar, dass er Pepe keinen Vorwurf machen durfte. Immerhin war dieser allein gewesen, und da ging nicht alles so einfach von der Hand.
»Ein paar Dinge müssen wir in der nächsten Zeit noch tun«, sagte er zu Pepe. »Aber zuerst werde ich mit meiner Señora eine kleine Reise unternehmen!«
Der Knecht erblasste jäh. »Sie wollen wieder fort, Señor? Mit Ihrer Esposa?«
»Ja! Warum?«
»Wer soll dann die Farm beschützen, Señor?«
»Natürlich du«, antwortete Walther lachend. »Außerdem bleibt die Indianerin hier. Immerhin hat sie bewiesen, dass sie ihresgleichen verscheuchen kann.«
Pepe streckte erschrocken die Arme von sich. »Das können Sie nicht machen, Señor! Die Wilde wird mich umbringen und skalpieren.«
»Du bekommst die Pistole!«, versprach Walther.
Doch auch damit vermochte er Pepe nicht zu überzeugen. Der Peon war der festen Überzeugung, dass er die Abwesenheit seines Herrn und dessen Ehefrau nicht überleben würde, und klagte so lange, bis Walther die Geduld mit ihm verlor.
»Jetzt mach dir nicht in die Hosen! Immerhin sind Julio, Lope und Quique in der Nähe. Alle drei sind bewaffnet und werden sofort zur Farm kommen, wenn es nötig sein sollte.« Damit ließ er den Knecht stehen und betrat das Haus.
Gisela hatte müde am Tisch gesessen und Nizhoni zugesehen, wie diese Pfannkuchen buk. Nun aber stand sie auf und eilte Walther entgegen.
»Endlich bist du wieder bei mir!«
»Und jetzt bleibe ich auch einige Zeit. Was noch mit Don Hernando auszuhandeln ist, kann Jemelin erledigen.« Walther fasste sie an den Hüften und schwang sie kurz durch die Luft. Dann zog er sie an sich und küsste sie. »Was meinst du, können wir heute Nacht wieder unter einer Decke schlafen?«, fragte er anzüglich.
Gisela nickte. »Das können wir. Ich habe es so vermisst!«
Das war eine Lüge, denn sie fühlte sich auch nach Josefs Geburt erschöpft und müde, wollte dies aber vor Walther verbergen.
»Ich leite Nizhoni an, damit sie während unserer Abwesenheit kochen kann«, sagte sie und war froh, dass Walther ihr diese Erklärung so ohne weiteres abnahm.
»Ich habe ihr auch beigebracht, mit der Pistole umzugehen, für den Fall, dass sie diese braucht«, fuhr Gisela fort.
»Ich habe Pepe die Pistole versprochen«, wandte Walther ein.
Gisela winkte lachend ab. »Pepe zittert doch bereits beim Gedanken an eine Waffe! Da ist Nizhoni ganz anders.«
Das Vertrauen seiner Frau in die junge Indianerin gefiel Walther nicht, doch er spürte, dass er nicht dagegen ankam. Für ihn war die Navajo das Geschöpf einer vollkommen fremden Kultur, und in trüben Minuten nannte er sie sogar eine Wilde. Dabei benahm sie sich recht manierlich, wie er auch jetzt wieder feststellen musste. Sie überließ es Gisela, die Pfannkuchen fertig zu backen, und setzte sich mit Josef in eine Ecke. Während sie das Oberteil ihres Kleides aufknöpfte und den Jungen an die
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