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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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wollten. Zuletzt waren es knapp über zwanzig Männer, die ihre Waffen an sich nahmen und die Cantina verließen.
    In der Tür drehte Jim Bowie sich zu den Übrigen um. »Wenn wir zurückkommen, könnt ihr uns erzählen, was ihr noch besprochen habt.«
    »Wir sollten weniger reden als kämpfen«, rief Stephen Austin und wollte sich ebenfalls der kleinen Schar anschließen.
    Bowie wies ihn jedoch zurück. »Tut mir leid, General, aber das wird ein verdammt harter Ritt werden. Schätze, den sollten Sie sich nicht antun. Wir werden auch ohne Sie mit den Mexikanern fertig. Sorgen Sie besser dafür, dass die Männer hier keinen Unsinn beschließen.«
    Nach diesen Worten kehrte Bowie den anderen den Rücken zu und stieg auf sein Pferd. »Sie kennen den Weg am besten«, sagte er zu Walther. »Also sehen Sie zu, dass wir vor den Mexikanern bei Ihrer Farm sind!«
    »Das werden wir, und wenn wir fliegen müssten«, stieß Walther hervor und gab seinem Hengst die Sporen.
    Kaum war die Schar losgeritten, wurde es in der Cantina laut. Einige Männer schimpften auf die mexikanischen Soldaten, andere erklärten wortreich, weshalb sie nicht mit Walther, Houston und Bowie hatten reiten können, während Travis sich ärgerte, weil er die Gelegenheit verpasst hatte, sich dem Trupp anzuschließen und sich erste Meriten im Kampf um die Freiheit zu erwerben. Da zupfte ihn jemand am Ärmel. Er drehte sich um und sah Nicodemus Spencer vor sich stehen.
    »Wer war dieser Kerl?«, fragte Spencer mit angespannter Miene.
    »Meinen Sie den Deutschen? Ich kenne ihn nicht, habe aber von ihm gehört. Er ist der Anführer der Patrioten im French Settlement, wie ihr Gebiet genannt wird.«
    »Mit dem Kerl bin ich schon einmal aneinandergeraten. Er wollte mich und meine Leute nicht auf dem Land siedeln lassen, das wir uns ausgesucht hatten. Diese Narben habe ich ihm zu verdanken!« Spencer zeigte dabei auf sein Gesicht und fuhr fort, dass er noch Glück gehabt habe.
    »Meinen Freund Dyson hat es schlimmer erwischt. Der hat ein Auge verloren, weil dieser Kerl ohne Warnung mit einer Schrotflinte auf uns geschossen hat! Trägt jetzt eine Augenklappe und würde sich liebend gerne dafür bedanken.«
    Travis spürte Spencers Hass und sah ihn streng an. »Sagen Sie Ihrem Freund, dass es um mehr geht als um eine persönliche Abrechnung. Wir brauchen jeden Mann, um Texas zu befreien. Außerdem soll Fitchner ein ausgezeichneter Schütze sein. Wie ich erfahren habe, hat er sogar Jim Bowie bei einem Wettschießen besiegt.«
    Das war nicht die Nachricht, die Spencer hören wollte. Ihn wurmte immer noch, dass er das Land am Rio Colorado nicht erhalten hatte. Seiner Meinung nach wäre er jetzt in Texas ein ebenso bedeutender Mann wie Bowie, Houston oder Austin. Doch das hatte dieser Deutsche ihm verdorben.
    »Fitchner heißt er also«, murmelte er, ohne auf Travis’ Warnung zu achten. Irgendwie kämpfte er mit dem Gefühl, Walther schon früher einmal gesehen zu haben, und das bei keiner guten Sache. Doch sosehr er auch sein Gehirn zermarterte, es fiel ihm nicht ein.

2.
    G isela fühlte sich besser als in den letzten Monaten. Ihre Alpträume kamen seltener, und sie war wieder schwanger. Streng befolgte sie diesmal alle Ratschläge, die Nizhoni ihr erteilte. Sie trank auch die verschiedenen Aufgüsse, die die Navajo zubereitete, um ihrem Körper die Kraft der Erde und des Himmels zu verleihen.
    Ein wenig trübte es ihre Laune, dass Walther zu einer Versammlung nach San Felipe de Austin hatte reiten müssen, um sich dort mit den bestimmenden Männern in Texas zu beraten, und ihr gefiel die Aussicht auf einen möglichen Krieg mit Mexiko ganz und gar nicht. Dafür war sie zu lange mit Soldaten gezogen und hatte so viel Leid gesehen, dass es für mehr als ein Leben reichte.
    »Ich wünschte, Stephen Austin würde sich so mit General Santa Ana einigen, dass wir zwar bei Mexiko bleiben, aber unser eigenes Recht erhalten könnten«, sagte sie zu Nizhoni.
    Die Navajo verstand die Winkelzüge der Politik des weißen Mannes nicht und zuckte mit den Achseln. »Wenn die Mexicanos kommen, werden Fahles Haar und die anderen Männer ihre Feuerrohre nehmen und kämpfen. Fahles Haar ist ein tapferer Krieger. Er wird siegen!«
    Nizhonis Vertrauen in ihren Mann freute Gisela, aber es beruhigte sie nicht. »Was ist, wenn General Santa Ana siegt? Rosita ist sich da ganz sicher und hat uns deswegen angeboten, auf ihrer Hacienda Schutz zu suchen, wenn die Texaner besiegt sind.«
    »Du

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