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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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so, als sehne sich Shuddle danach, wieder mit seiner Ehefrau vereint zu sein. Gertrude war jedoch viel zu glücklich, als dass sie sich Gedanken darüber gemacht hätte.
    Das weitere Gespräch verriet, dass James Shuddle gekommen war, um die amerikanischen Siedler davon zu überzeugen, sich geschlossen gegen Mexiko zu stellen und sich den Vereinigten Staaten anzuschließen. Dabei versprach Shuddle so viel Unterstützung, dass Walther misstrauisch blieb. Für Thierry und die anderen aber waren Shuddles Versprechungen ausschlaggebend, sich der Rebellion anzuschließen.
    Walther hörte Gertrudes Mann geduldig zu und stellte Vergleiche an. James Shuddle redete gern und viel und war auch gut darin, anderen die Arbeit zuzuteilen, ohne sich selbst die Hände schmutzig zu machen. Außerdem tat er so, als wäre er hier der Anführer. So sieht also die neue Zeit aus, dachte Walther und spürte ein gewisses Bedauern. Hernando de Gamuzana war ein Grandseigneur und ein Mann, der zu seinem Wort stand. Im Gegensatz zu ihm schwadronierte Shuddle von Tausenden Freiwilligen, die nach Texas kommen würden, um hier das Sternenbanner aufzupflanzen.
    »Es werden bereits die ersten Regimenter gebildet«, behauptete er. »Die Spencer Rifles sind schon so weit, dass sie jeden Tag nach Texas vorrücken können. Ihr Anführer ist ein erfahrener Offizier, nämlich Colonel Nicodemus Spencer, der bereits bei Waterloo mitgeholfen hat, Napoleon Bonaparte den Hosenboden strammzuziehen.«
    Walther überlief es heiß und kalt, als er den verhassten Namen hörte. Wie es aussah, hatte Spencer es aufgegeben, sich hier in Texas anzusiedeln, und sich in Louisiana eine Bleibe gesucht. Jetzt roch er die Chance, zurückzukommen und freies Land an sich zu raffen. Außerdem hatte er sich selbst zum Oberst befördert, obwohl er bei Waterloo nur ein einfacher Soldat gewesen war. Auch das war die neue Zeit, die nach Stephen Austins Willen und dem seiner Freunde hier Einzug halten sollte. Was aber sollte er tun, wenn er Spencer das nächste Mal gegenüberstand?, fragte sich Walther. Beim letzten Mal hatte der Schurke seine Kumpane auf ihn schießen lassen. Ein zweites Mal würde er dem Kerl keine Chance dazu lassen.
    »Ist es nicht schön, dass uns ein echter Offizier mit seinen Soldaten zu Hilfe kommen will?«, rief Poulain begeistert.
    Walther zuckte mit den Schultern. »Wir werden sehen! Jetzt aber sollten wir eine Versammlung einberufen und beschließen, was wir tun müssen, um der Heimsuchung durch Santa Ana zu begegnen. Außerdem müssen wir unsere Miliz vergrößern und die Männer für den Kriegsfall ausbilden. Mit der Truppe, die wir jetzt haben, können wir zwar eine kleine Streifschar bekämpfen, aber mit Sicherheit kein Regiment oder ein ganzes Heer.«
    Mit einigen wenigen Sätzen hatte Walther die Initiative wieder an sich gerissen. Zwar zog James Shuddle ein schiefes Gesicht, doch die Männer hatten gelernt, Walther zu vertrauen. Einige von ihnen wie Lucien und Tonino Scharezzani wirkten sogar erleichtert. Zwar hatten auch sie sich von Shuddles Ansprache begeistern lassen. Doch wenn es hart auf hart kam, so war ihnen Walther als Anführer lieber.

Fünfter Teil Der Kampf beginnt

1.
    S an Felipe de Austin hat sich verändert, dachte Walther, als er durch die Straßen der Stadt auf die Cantina zuritt. Laute Stimmen drangen heraus und sogar Lachen. Neugierig schwang er sich aus dem Sattel, band sein Pferd an und trat durch die Tür.
    Es dauerte einen Moment, bis seine Augen sich an das Dämmerlicht der Gaststube gewöhnt hatten. Dann aber sah er vier Männer, die auf einem erhöhten Podest standen und auf die anderen einredeten. Zwei davon kannte Walther, nämlich Jim Bowie und William Travis. Während er Ersteren sympathisch fand, verzog er bei Travis’ Anblick das Gesicht. Der Mann hatte seit seiner Ankunft in Texas vehement den Anschluss an die Vereinigten Staaten gefordert. Jetzt stand er in einer Uniform, die der eines Colonels der Armee der Vereinigten Staaten nachempfunden war, vor den dicht gedrängt stehenden Zuhörern und hielt eine flammende Rede, um sie davon zu überzeugen, sich seiner Milizeinheit anzuschließen.
    Stephen Austin war ebenfalls anwesend, hielt sich aber deutlich im Hintergrund. Obwohl er bereits einige Monate in Freiheit lebte, schien seine Gesundheit noch immer angegriffen zu sein. In gewisser Weise kam er Walther sogar noch schwächer vor als bei ihrem letzten Treffen. Dabei war Austin zum Oberbefehlshaber der texanischen

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