Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)
feste Zusage erhalten, dass er uns mehrere Kompanien der Miliz seines Staates zur Unterstützung schickt«, erklärte er schließlich und sah sich um, als erwarte er Beifall.
Einige Männer jubelten, doch Bowie grinste ihn spöttisch an. »André Roman wird nichts tun, was den Präsidenten in Washington verärgern könnte – und Andrew Jackson will keinen Krieg mit Mexiko. Daher wird die Miliz von Louisiana brav daheimbleiben, genauso wie die amerikanische Armee. Sie werden uns ein paar Freiwillige schicken und Waffen. Kämpfen aber müssen wir Texaner selbst. Unser Freund Travis denkt dabei an im Gleichschritt marschierende Soldaten, die auf Befehl eine Salve abfeuern. Doch auf diese Weise haben unsere Väter die Briten nicht besiegt. Die Vereinigten Staaten wurden frei, weil die Männer, auf die es ankam, gute Schützen waren und das Land kannten, in dem sie kämpften. Auch wir kennen unser Texas besser als Santa Ana und seine Offiziere. Also sollten wir die Mexikaner in einen Hinterhalt nach dem anderen locken, kurz und hart zuschlagen und uns wieder zurückziehen.«
»Wie weit zurückziehen?«, stieß Travis hervor. »Bis wir den Sabine River im Rücken haben und hinter uns das Gelächter der Bevölkerung von Louisiana hören?«
»Seid ruhig!«, erklärte Houston und hob beschwichtigend die Hand. »Ihr habt beide recht, aber jeder nur zu einem Teil. Wir müssen Santa Anas Armee sowohl durch überraschende Attacken dezimieren wie auch in der Lage sein, uns ihm auf offenem Feld zu stellen und ihn zu schlagen. Das Erste können wir bereits jetzt, aber wir brauchen auch eine reguläre Armee. Die aufzustellen muss Ihr drängendstes Bestreben sein, General!«
Der letzte Satz war an Stephen Austin gerichtet. Dieser nickte verbissen, während Travis voller Wut fragte, wie eine solche Armee aufgebaut werden könnte, wenn alle Texaner auf ihren Farmen blieben.
»Sie hören nicht besonders gut zu, Mister Travis«, spottete Jim Bowie. »Nicht alle Männer müssen gleichzeitig auf ihren Farmen arbeiten. Außerdem gibt es Zeiten, in denen wenig zu tun ist und die Männer zusammenkommen können, um zu üben. Bis Santa Ana hier erscheint, werden noch etliche Monate vergehen. Erst muss er sich in Zacatecas durchsetzen, und das wird ihm schwer genug fallen. Nach dem, was in Yucatán geschehen ist, werden sich die Aufständischen mit Zähnen und Klauen zur Wehr setzen. Wer weiß, vielleicht gewinnen sie sogar und es gibt einen neuen Präsidenten in Mexiko.«
»Mit dem Austin und Sie dann wieder Verhandlungen beginnen wollen. Nichts da! Ich sage, wir trennen uns von Mexiko und schließen uns den Vereinigten Staaten an!«, rief Travis, der seine Wut nicht mehr verhehlen konnte. Er war nach Texas gekommen, um das Land für die Vereinigten Staaten zu gewinnen, doch die Unterstützung für ihn fiel geringer aus, als er erwartet hatte.
Nun wurde der Ton zwischen den Versammelten schärfer. Austin versuchte zwar, ausgleichend zu wirken, doch gegen das Geschrei der Feuerköpfe kam er nicht an. Walther überlegte bereits, ob er selbst das Wort ergreifen und sich gegen Travis und dessen Freunde stellen sollte. Da sprang auf einmal die Tür der Cantina auf, und Friedrich Belcher stürmte herein.
»Wo ist Herr Fichtner? Ich habe ihm etwas Dringendes mitzuteilen.«
Mit zwei Schritten löste Walther sich aus der Menge und trat auf den Jungen zu. »Was gibt es?«
»Ich habe in der Nähe unserer Farm mexikanische Soldaten belauscht. Sie wollen zu Ihrer Farm, um diese niederzubrennen und alles umzubringen, was dort lebt!«
Walther erschrak bis ins Mark. Damit schwebten Gisela und Josef in höchster Gefahr! Einen Augenblick dachte er auch an Nizhoni, die von diesen Schurken das Schlimmste zu erwarten hatte, schüttelte seinen Schrecken jedoch rasch ab und überlegte.
»Wenn wir schnell reiten, können wir die Soldaten noch rechtzeitig abfangen. Wie viele sind es?«
»Mindestens hundert!«, platzte der junge Belcher heraus.
»Wenn genug Männer mit mir kommen, werden wir mit denen fertig!« Walther sah sich aufmerksam um, doch außer Andreas Belcher kamen nur wenige der Anwesenden auf ihn zu. Unter ihnen waren Jim Bowie und dessen Freund Amos Rudledge. Dieser sah sich mit einem bösen Grinsen nach den anderen um.
»Wenn wir so beherzt in den Krieg ziehen, brauchen wir ihn erst gar nicht zu beginnen!«
Nun traten Jack, der Handelsgehilfe, Sam Houston und ein gutes Dutzend anderer vor, die sich nicht als Feiglinge beschimpfen lassen
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