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Der weite Weg nach Hause

Der weite Weg nach Hause

Titel: Der weite Weg nach Hause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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doch.«
    Christy nahm Jasminas Hand und drückte sie an seinen Mund und küsste sie. »Entschuldigung«, murmelte er zwischen den Küssen. »Ich nehme es zurück. Ich mache es ungesagt. Es ist ein so wunderschöner Abend. Und sieh doch nur all das Glas im letzten Sonnenlicht, diesen Sonnenstrahl . Was sagst du, Lev?«
    »Ja. Sehr schön, Jasmina.«
    »Nur ein so außergewöhnlicher Mensch wie Jas hat sich solche Farben ausdenken können.«
    Jetzt sah Lev, dass Jasmina sich beruhigte, ihr reizendes Lächeln kehrte zurück. Sie erlaubte Christy, ihre Hand an sein Herz zu drücken, und ließ sie dort ruhen, während er versuchte, einen weiteren Löffel Dal zum Mund zu führen. Lev bemerkte, dass Jasminas Augen hinter der Brille feucht waren.
    »Du bist so ein Kind, Christy. So ein Romantiker. Finden Sie nicht auch, Lev?«
    »Ja. Ein Romantiker. Ja.«
    »Wen interessiert das?«, sagte Christy. »Interessiert das hier irgendwen? Ich frage, interessiert das hier irgendwen?«
    »Mich interessiert das«, sagte Jasmina. »Ich möchte nicht, dass du dich änderst.«
    »Hör dir das an«, sagte Christy mit einem seligen Grinsen im Gesicht. »Ist das nicht absolut süß? Allmächtiger. Willst du mich heiraten, Jasmina? Wirst du mir, sobald meine Scheidung durch ist, die Ehre geben, meine Frau zu werden?«
    Plötzlich wurde es still im Raum. Draußen hörte man Kinder mit Skateboards die Straße auf und ab rasen, hörte das Klacken abgefahrener Räder, laut hallendes Gelächter. Lev blickte von Christy zu Jasmina, sah, dass sie ihn mit offenem Mund anstarrte. Christy hielt immer noch ihre Hand an seine schmale Brust gedrückt.
    »Sagst du das nur einfach so, Christy?«, fragte Jasmina leise.
    »Nein«, sagte Christy. »Immerhin sage ich es . Und ich sage es nicht einfach nur so . Ich sage es, Jasmina, und ich meine es. Ich möchte gern, dass du mich heiratest. Also, wenn du das auch möchtest ...«
    Sie drehte den Kopf mit dem Profil zum Fenster, wo die letzten gelben Sonnenstrahlen sich im funkelnden zitronengelben und bernsteinfarbenen Glas brachen. Dann wandte sie sich wieder Christy zu.
    »Ja«, sagte sie ernst. »Das möchte ich auch.«
    Lev legte seine Gabel hin. Er saß reglos da, sah nur, wie Jasmina und Christy sich aneinander lehnten und einander festhielten. Der Anblick von Christy, der mit seiner vernarbten Hand Jasminas mollige, goldene Taille an seinen mageren, bleichen Körper presste, rührte Lev mehr, als er hätte sagen können, und als das Paar sich küsste, schaute er weg. Er ließ seinen Blick erneut über Jasminas einzigartige Kollektion farbiger Flaschen wandern. Für alle Sammler muss doch irgendwann der Moment kommen, dachte er, in dem sie sagen: »Nun reicht es. Die Sammlung ist vollständig.« Und er spürte, dass dies wahrscheinlich gerade ein solcher Moment war.

20
Darlehen für Träume
    Gegen ein Uhr früh, Lev war auf dem Heimweg von Panno, rief Lora ihn auf dem Handy an. Er war gerade am Tor zum Highgate-Friedhof, wo irgendjemand einen Mülltütenberg errichtet hatte. Vor ihm lag die Dunkelheit der Swains Lane.
    Lora bat ihn, noch einmal Geld zu schicken. Ihre Stimme klang weit weg. Sie sagte, sie sei verzweifelt wegen Rudi. Rudis Depression habe jetzt auf seinen Körper übergegriffen, die Knochen täten ihm weh, seine Muskeln verkrampften sich, und seine Füße schwitzten. Sie sagte, er weine im Schlaf.
    Lev mochte sich das gar nicht vorstellen. Wenn er an seinen Freund dachte, sah er ihn am liebsten als jemanden, der lachte, stritt, trank oder den Leuten mit seiner breiten Pranke auf die Schulter klopfte. »Ich schicke noch was«, sagte er sofort.
    »Ich frage dich wirklich nicht gern, Lev. Du warst so großzügig zu allen«, sagte Lora. »Aber worauf ich hoffe, worauf ich setze, ist, dass Rudi, wenn er den Tschewi wieder flottkriegt, nicht mehr das Gefühl hat, alles sei vorbei. Das sagt er nämlich dauernd zu mir: Unser Leben sei kaputt , genau wie das Auto.«
    Lev stand in der dunklen Straße und starrte auf das schwache Licht im Fenster eines der beiden Wohnwagen. Er hätte Lora am liebsten erzählt, dass sein Restaurantprojekt für Baryn sie alle retten werde, dass Rudi eine wichtige Rolle darin spiele, doch er wagte es nicht, noch nicht, weil er wusste, dass seine große Idee seit ihrem ersten Auftauchen wenig reale Substanz dazugewonnen hatte.
    Jetzt erzählte Lora ihm, sie habe einen Kostenvoranschlag für neue Reifen und die Reparatur des Kühlsystems bekommen. Wenn er 200 Pfund

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