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Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Titel: Der Weltensammler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilija Trojanow
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über meine Anwesenheit und fragte mich ein wenig über die Einzelheiten unserer kurzen Reise zum zweiten großen See aus. Und dann erklärte er mir ausführlich seine Karte, als bedürfe die Wahrheit meiner Zustimmung. Die Namen auf seiner Karte, die er mir vorlas, es waren Namen wie Changanyika und Nyanza, und er muß mein Erstaunen gesehen habe, als er mir erklärte, es gebe für ihn nichts Verrückteres, als fernen Orten im Inneren dieses Landes englische Namen einzubrennen. Auf der Karte konnte ich nicht nur diese zwei Seen erkennen, sondern auch Berge, und ich verstand nicht alles, was er mir erklärte, aber doch soviel, es seien Berge, die keiner von uns gesehen hatte, von denen er aber annahm, es gebe sie, weil seine Bücher davon sprachen, diese Berge, die er die Berge des Mondes nannte und die er so lange auf seiner Karte hin und her geschoben hat, bis sie der Behauptung von Bwana Speke im Wege standen, der zweite große See sei die Quelle.
    – Ein Hintern kann nicht zugleich auf einem Pferd und auf einem Esel sitzen.
    – Das ist wohl wahr, aber wenn zwei sich streiten, können beide recht haben.
    – Baba Sidi, mein Kopf war schon immer ein Faulpelz, und jetztbin ich zudem noch alt und dieser Abend auch, und ich verstehe kein Wort von dem, was du sagst.
    – Egal, es ist egal, Baba Burhan, es geht um zwei Wazungu, die große Berge hin und her schieben, so wie es ihnen gerade gelegen kam.
    – Berge, die man nie gesehen hat, kann man leicht verschieben.
    – Bwana Burton hat den einen oder anderen Fehler in Bwana Spekes Karten gefunden, er hat ihn auf diese Fehler hingewiesen, und daraufhin hat Bwana Speke seine Zeichnung verändert. Ich habe sie in seinem Zimmer gesehen, er hat den einen See verkleinert und den anderen See vergrößert und die Berge weiter nach Norden versetzt. Ich war verwirrt, weil ich nicht verstehen konnte, wieso die Wazungu, die sonst so gewissenhaft waren, so leichtfertig mit diesen Karten umgingen, für die sie ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatten. Aber als ich mit dem Mganga über dieses seltsame Verhalten der Wazungu sprach, erzählte er mir die Geschichte von den Bergen, von den drei Brüdern, die auf Wunsch ihres Vaters, des Königs der Berge, auf Reisen gingen, und ich habe verstanden, was mir bis dahin verschlossen geblieben war, die Karten der Wazungu waren Märchenerzähler, und Bwana Speke und Bwana Burton wandelten ihre Märchen immer wieder etwas ab, wie es sich für gute Märchenerzähler gehört.
     
     
     
    Das aufgeschlagene Notizbuch von Burton verzeichnet drei Monate und zehn Fieberanfälle, seitdem sie erneut von Kazeh aufgebrochen sind. An manchen Abenden ist er gelähmt, an anderen fast blind. Es ist nicht mehr möglich, das Lager trocken zu halten. Der Regen peitscht sie aus, seit Tagen schon. Als es zu regnen aufhört, wachsen der Zeit weiße Flügel, die sich in der Feuchtigkeit ausbreiten, bis die Zahl der Termiten jene der Sekunden übersteigt. Die Nächte werden immer kälter. Selbst seine Albträume leiden unter Schüttelfrost.
    Speke liegt neben ihm und redet. Über die Qualen. Es erleichtert ihn, sie in Worte zu fassen und zwischen Husten und Stöhnen auszustoßen. Draußen plätschert Regen. Er war schon oft krank, aberdieser Zusammenbruch ist der bisher schlimmste. Es fing an mit einem Brennen, als würde ein glühendes Eisen auf seine rechte Brust gedrückt werden. Von dort aus breitete sich der Schmerz aus, erreichte das Herz mit scharfen Stichen, und die Milz, wo er verharrte, er griff den oberen Teil der Lunge an, er setzte sich in der Leber fest. Meine Leber! Meine Leber! Speke taucht wieder ab in einen Dämmerzustand.
    Am nächsten Morgen erwacht er aus einem Albtraum, in dem er von einem Rudel Tiger und anderen Biestern, eingezäumt in ein Geschirr aus Eisenhacken, über den Boden geschleift wurde. Er richtet sich auf und hält sich die Seite. Ein allmächtiger Schmerz. Darf ich etwas ausprobieren? fragt Bombay, und auf Burtons Einverständnis hin hebt er den rechten Arm von Speke und weist diesen an, seinen linken Arm hinter den Kopf zu ziehen, damit der Druck der Lunge auf die Leber entlastet wird. Tatsächlich, der stechende Schmerz läßt nach. Burton blickt Bombay anerkennend an. Kaum scheint das Schlimmste überstanden zu sein, erleidet Speke einen Rückfall, eine Art epileptische Attacke. Und wieder zerren Ungeheuer Sehnen aus seinem Körper und kauen daran, als wären sie Rauchfleisch. Nach dem Anfall liegt er auf dem Feldbett, seine

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