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Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Der Weltensammler: Roman (German Edition)

Titel: Der Weltensammler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilija Trojanow
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entfernt mit der Umgebung ihres nächtlichen Lagers verwandt. Der Fluß ist enger, die Vegetation entlang des Ufers dichter. Das Wasser strömt schnell, gleichmäßig. Die Hetze des Erdrutsches ist verflossen. Auf dem Wasser treibt ein Esel, den Hals aus dem Wasser gestreckt, wie ein verfluchter Schwan. Bald darauf wird eine Kiste vorbeigeschwemmt, dicht gefolgt von weiteren Gegenständen, von denen nur eine Ecke oder eine Kante aus dem Wasser ragt, so daß er nicht ausmachen kann, um was es sich handelt. Soll die Expedition so enden: daß er schlammverkrustet ansehen muß, wie die Fragmente einer beharrlich aufrechterhaltenen Ordnung an ihm vorbeigespült werden, einzeln, wie zum wohldosierten Hohn? Was monatelang zusammengestellt worden ist, in einem Rutsch auseinandergerissen und zu Treibgut verdammt? Was sich in irgendeiner Böschung verfangen wird, wenn der Fluß nach dem kurzen Ruhm der Regenzeit verendet und auf dem ausgetrockneten Flußbett die Gegenstände einzeln herumliegen, über Meilen verteilt. Nicht einmal zur Warnung taugten sie, denn wer sollte sie verstehen, derartverstreut? Er wird aufgeschreckt durch den Anblick einer Gestalt, die an einem dahintreibenden Ast hängt. Burton eilt zu dem Baumstamm, neben den er die lange Wurzel gelegt hat, er hebt sie auf und stürzt sich ins Wasser. Mit einigen Armschlägen erreicht er den Ast. Mit der Linken umfaßt er die Gestalt von hinten, legt seinen Arm um ihre Taille, mit der Rechten reißt er an der Wurzel, doch er hat nicht bedacht, daß er beide Hände brauchen wird, um sich ans Ufer zurückzuziehen. Er wickelt die Wurzel um sich und um die Gestalt, er verknotet das Ende zu einer Schlaufe, die sie beide festschnürt. Sie hängen an einem Seil. Langsam, im Rhythmus seiner schwindenden Energie, zieht er das Seil ein, bis sie den Baumstamm erreichen. Er hievt die Gestalt ans Ufer und legt sie auf das Segeltuch. Er streicht die verschmierten Haare zur Seite und blickt in das Gesicht des ohnmächtigen Speke. Am Leben. Fiebrig, halb ertrunken. Ein bleiches Antlitz, wo seine blonden Haare nicht wuchern. Burton kann nichts weiter tun, als das Segeltuch über ihn zu legen, seine Glieder zu massieren. Mit den Füßen von Speke in seinem Schoß fällt er wenig später in einen Halbschlaf, die letzte Forderung seiner völligen Erschöpfung.
    Die Sonne platzt herein. Sie wird alles wieder in Ordnung bringen, die Sonne ist nicht nachtragend. Bedächtig breitet sie ihre warmen Tücher über die fiebrigen Spuren der Nacht, so zuversichtlich, als sei sie an ihrem eigenen Verschwinden unbeteiligt gewesen. Burton hockt am Rande des Wassers und blickt auf eine Fratze, die zurückstarrt wie der Geist eines Ertrunkenen. Die Haut hängt von den Knochen, die Augen dringen tollwütig aus ihren Höhlen, die Lippen ziehen sich von den Zähnen zurück, braun wie vergessene Tümpel. Speke murmelt etwas. Die Augen weit offen. Wie geht es dir, Jack? fragt Burton und knetet sanft Spekes rechte Schulter. Überall Tote, murmelt Speke, mach sie weggehen, die Toten. Was für Tote denn, Jack? Somalis, tote Somalis, sind nicht alle tot, einige sterben noch, ihre Arme erhoben, ihre Hände ausgestreckt, sie wollen ein letztes Mal etwas berühren, irgend etwas, ihre Arme fallen, wenn sie sterben, mach sie weggehen, mach sie bitte weggehen. Trink ein wenig, Jack. Keiner schreit, es ist unerträglich, keiner schreit, verfluchte Somalis, wie kann es so still sein beim Sterben. Ich werde dichaufrichten, Jack, ich werde das hier ausziehen, verstehst du, es ist naß, wir müssen es ausziehen. Alles ist zerstört, alle Zelte, zerstört, die Ausrüstung liegt herum, überall herum, kein Kamerad in Sicht, sie haben mich alle verlassen, sie sind davongerannt, aber ich kann nicht rennen, ich habe keine Beine, ich kann nur kriechen. So ist’s gut, das wird dir guttun, Jack, das wird dich wärmen. Ich werde sterben, die Somalis kommen, Somalis mit erhobenen Armen, ich werde sterben, ich sehe, wie das Blut aus mir fließt, ich sehe die Speere, ich sehe, wie sie in mich dringen, ich habe so viel Blut, wer hätte das gedacht, ich habe so viel Blut, ich habe es nicht gewußt, so unendlich viel Blut. Ich werde dich jetzt reiben, Jack, damit du warm wirst, hörst du, wir müssen dich warm kriegen. Umsonst, das Blut. Umsonst. Vorwürfe, vom anderen, nur Vorwürfe, nichts als Vorwürfe. Der andere, immer besser, ein Gott immer. So, das reicht, wir ziehen dir jetzt meine Jacke an, sie ist fast schon trocken. Ein

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