Der werfe den ersten Stein
Gegenteil umschlagen könnte.
39
Verreise mit mir.
Kannst du nicht mit mir verreisen? Irgendwohin. Nur du und ich. Die Welt, die uns umgibt, ausschließen, nicht an das denken, an das wir immer denken. Nicht die treffen, die wir immer treffen.
Nur eine kurze Zeit. Drei Wochen oder zwei oder eine. Morgen fahren wir. Ich kann alles vorbereiten. Du brauchst nur ja zu sagen.
Sie richtete den Pfeil auf »Send«, ließ ihn dort verharren und bewegte ihn dann in ein kleines Viereck in der linken Ecke. Als sie darauf klickte, erschien auf dem Bildschirm die Frage, ob sie die Mitteilung speichern wollte oder nicht. Sie brach ab, ohne die Mitteilung zu speichern. Langsam ließ Elina den Kopf auf den Tisch sinken. Sie hatte keine Tränen, aber sie weinte trotzdem. Von morgen an war sie vier Wochen lang frei. Mit wem?
Sie stand auf und versuchte, praktisch zu denken. Das war ihre einzige Zuflucht. Den morgigen Tag planen. Montag würde sie Nachricht bekommen, ob sich an Peters Kleidung oder an seinem Fahrrad irgendwelche Beweise befanden. Während sie darauf wartete, würde sie einen vermutlich sinnlosen Versuch unternehmen, Benjaminsson zu finden. Dann würde sie die Ermittlungen der neuen möglichen Brandstiftung den beiden zuständigen Ermittlern des Dezernats übergeben. Und dann nach Hause gehen. In den Urlaub. Allein.
Jetzt mit den Mordermittlungen weiter voranzukommen, schien aussichtslos. Trotz des unerwarteten, aber zweifelhaften Fortschritts. Es war ihr gelungen, Peters Vorgehen vorauszusehen. Fast wäre sie zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen. Pech, dass sie gerade an dem Morgen den falschen Bezirk überwacht hatte. Wenn sie zu zweit gewesen wären, hätten sie ihn auf frischer Tat ertappt. Aber das war nicht ihre Schuld.
Selbst wenn es ihnen nicht gelingen würde, ihn mit dieser Brandstiftung in Verbindung zu bringen, zweifelte sie nicht daran, dass er das Gebäude angezündet hatte.
Aber die Aufklärung des Mordes schien weit entfernt. Sie war immer mehr geneigt zu glauben, dass Mikael der Täter war, fand jedoch nicht den Schlüssel, der sein inneres Schloss öffnen könnte.
Die freie Zeit würde ihr vielleicht helfen, neue Einsichten in dem Fall zu finden. Aber sie bezweifelte es. Im Augenblick schienen alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu sein.
40
Als Elina Montagmorgen aufwachte, war die schlechte Laune verflogen. Sie stellte sich nackt an ihr Schlafzimmerfenster und ließ die Sonne ihren Körper bescheinen. Der Entschluss wurde mit Lichtgeschwindigkeit gefasst. Nur absolut nötige Arbeit ausführen und dann direkt zum Reisebüro gehen und eine Reise buchen. Am liebsten nach Italien. Und nicht auf die Preise starren.
Dann wollte sie sich eine Kamera kaufen und ein Buch über Bildkomposition. Sie würde fotografieren lernen, schwarzweiß. Das würde die Lehraufgabe ihres Urlaubs werden.
Im Polizeipräsidium herrschte Sommerflaute. Sie sah keinen anderen Menschen. In ihrem Zimmer angekommen, rief sie als Erstes Svea Karlsson an. Die Frau meldete sich, wie ältere Menschen sich melden, mit ihrer Telefonnummer. Fünf Ziffern.
»Hier ist Elina Wiik von der Polizei in Västerås. Ich wollte nur wissen, ob Simon Benjaminsson nach Hause gekommen ist.«
»Nein, und er ist auch noch nicht wieder in seiner Wohnung gewesen, seit er weggefahren ist.«
»Woher wissen Sie das?«
»Von der Post und von der Länstidningen haben sie nach ihm gefragt. Es kümmert sich ja niemand um all das Zeug, das in Benjaminssons Briefkasten gesteckt wird.«
»Wann wurde nach ihm gefragt?«
»Donnerstag. Jetzt haben sie die Auslieferung gestoppt.«
»Wer war von der Länstidningen da?«
»Eine aus dem Büro. Ich weiß nicht, wie sie heißt, aber ich kenne sie.«
»Es war also kein Junge, etwa achtzehn Jahre alt?«
»Ich kann doch wohl den Unterschied zwischen einer Frau und einem Jungen erkennen«, sagte Svea Karlsson und lachte laut.
»Der Junge, den Sie schon mal gesehen haben, der Benjaminsson früher besucht hat, hat der sich wieder gezeigt?«
»Nein, jedenfalls nicht, soweit ich sehen konnte. Ich guck ja nun nicht immer nach, wer kommt und geht.«
Wirklich nicht? Svea » Checkpoint Charlie « Karlsson? , dachte Elina.
»Vielen Dank, Frau Karlsson«, sagte sie und legte auf.
Sie suchte nach der Telefonnummer des Gemeindeleiters, dem Mann, der seine Predigtkanzel verloren hatte. Diesmal meldete sie sich mit ihrem Titel.
»Ein Kollege wird sich mit Ihnen über das Feuer unterhalten«, sagte sie. »Ich rufe
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