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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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die anderen kommen, ich hab jedenfalls nichts Gegenteiliges gehört.«
    »Ich schaff das. Die kriegen mich nicht klein.«
    Um sieben schloss Ismail Mehmedović das Tor der »Scheune« auf. Eine Dreiviertelstunde später kamen die ersten beiden Gäste. Nach zehn Minuten kam eine weitere Person. Eine St unde später gingen die drei, nachdem sie insgesamt sieben Bier getrunken hatten. Um elf amAbend war das Lokal immer noch leer.
    »Wir machen dicht«, sagte Mehmedović.
    »Es war schon Mittwochnachmittag rum in der Stadt«, sagte Liisa Kiivirantta vorsichtig. »Ich kapier nicht, wie das funktioniert. Donnerstag wussten alle, dass die Polizei dich vorläufig festgenommen hat. Ich hab’s überall gehört. Die Leute haben über nichts anderes geredet.«
    »Sie haben mich in Uniform abgeholt. Sie haben mir Handschellen angelegt und mich vor den Augen meiner Nachbarn abgeführt. Vor meinem Haus stand ein Streifenwagen wie eine riesige verdammte Anzeige.«
    Liisa Kiivirantta schüttelte den Kopf.
    »Geh nach Hause, Ismail. Sei lieber mit deiner Familie zusammen. Mit der Zeit spielt sich das hier wieder ein.«

16
    Der Tisch war nahezu völlig von Bierdosen bedeckt. Auf der Spüle standen Teller mit angetrockneten Essensresten. Der Abfluss war verstopft mit Kippen, Streichhölzern und einer grauen Plastiktüte. Aus der Kloschüssel roch es nach Magensäften. Die Fenster waren nackt. An der Wand des einen Zimmers hing eine Fahne mit einem Hakenkreuz.
    Einer der Jungen im Flur, der dickste der drei, schlang sich einen Schal um den Hals. Er zog ihn bis über die Nase und machte einen festen Knoten im Nacken. Dann zog er ihn wieder herunter. Er drehte sich um und öffnete eine Schranktür. Hinter ein Paar Schuhen stand ein Baseballschläger. Er steckte ihn unter seine Jacke.
    »Gehen wir«, sagte er.
    Die Straße war menschenleer. Nur einige wenige Fenster im Viertel waren erleuchtet. Eine Kirchturmuhr schlug zweimal, als sie losgingen, an einigen Querstraßen vorbei, dann nach rechts und weiter an einigen Häuserblocks entlang. Ein Mann, der eine Frau im Arm hielt, kam ihnen entgegen. Bevor sie sich auf dem Fußweg begegneten, überquerte das Paar die Straße.
    Einer der Jungen lachte und strich sich mit der Hand über den kahlen Schädel. Seine Jacke hing durch. Das Gewicht in einer seiner Taschen ließ den Kragen an seinem Hals schaben.
    Sie blieben vor einem gelben Haus mit braunem Dach stehen. Der Junge mit der durchhängenden Jacke steckte eine Hand in die Tasche und holte einen großen Stein hervor. Er ging in den Garten und stellte sich unter das Fenster links von der Haustür. Mit voller Kraft schleuderte er den Stein hinauf. Der zerschmetterte das Glas im ersten Stock und verschwand im Haus.
    Der dickste der drei Jungen zog den Schal über Mund und Nase. Mit dem Baseballschläger zertrümmerte er die beiden Fenster im Erdgeschoss. Dann machte er ein paar Schritte rückwärts und stellte sich breitbeinig auf den Rasen. Er wandte den Kopf dem zerbrochenen Fenster im Obergeschoss zu.
    »Komm raus, verdammter Kanake, wir wollen mit dir reden!«, rief er.
    Drinnen hörte man nur ein Kind schreien.
    Der Dicke bückte sich und hob einen Erdbrocken auf, den er in Richtung Haus schleuderte.
    »Hau ab, du verdammter Brandstifter! Hast du gehört! Das nächste Mal schmorst du selbst in der Hölle.«
    Die drei Jungen zogen sich langsam rückwärts aus dem Garten zurück. Als sie auf der Straße waren, fingen sie an zu laufen.
     
    Die Rettungsassistentin der Notrufzentrale nahm den Anruf um 02.14 Uhr entgegen.
    »Ja, ich höre Sie«, versuchte sie den Anrufer zu beruhigen. »Jetzt erzählen Sie langsam, was passiert ist.«
    Sie schwieg eine Weile.
    »Ich werde dafür sorgen, dass eine Funkstreife zu Ihnen kommt. Sind die noch am Haus? Sie wissen nicht, wo die im Augenblick sind, hab ich das richtig verstanden? Der Wagen kommt, so schnell es geht.«
    Um elf Uhr am Samstagvormittag betrat Ismail Mehmedović das Polizeipräsidium von Västerås. Bartstoppeln bedeckten sein Gesicht vom Kinn fast hinauf bis zu den blutunterlaufenen Augen.
    »Ich möchte mit einem Verantwortlichen sprechen«, sagte er verbissen zu dem Polizisten an der Sperre.
    »Um was geht es?«
    Mehmedović schloss die Augen.
    »Es geht um eine wichtige Angelegenheit. Um den Überfall auf meine Familie heute Nacht.«
    »Können Sie das ein bisschen genauer spezifizieren?«
    »In Surahammar. Heute Nacht. Es muss einen Bericht darüber geben.«
    »Warten Sie einen

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