Der werfe den ersten Stein
arbeitete. Auf halbem Weg bremste sie vorsichtig und fuhr an den Straßenrand. Sie stieg aus und atmete ein paarmal tief durch, setzte sich wieder hinter das Steuer und schlug die Autotür zu. Als der Blick nach vorn und hinten frei war, machte sie eine U-Kurve und fuhr zurück nach Surahammar.
Das Mädchen in der Rezeption trug einen einfarbigen Pullover und blaue Jeans. Sie schaute zu Elina auf, nachdem sie etwas auf einem Blatt Papier notiert hatte. Elina war unklar, was es sein könnte.
»Haben Sie einen Termin?«, fragte sie.
»Nein«, antwortete Elina. »Ich heiße Elina Wiik und bin von der Polizei aus Västerås. Ich möchte mit Ihrem Chef sprechen.«
»Meinen Sie den Sozialchef der Kommune oder den Chef dieses Büros?«
»Einer von beiden genügt.«
»Wo der Sozialchef im Augenblick ist, weiß ich nicht. Aber die Bürochefin ist da. Sie ist allerdings beschäftigt. In einer Besprechung. Hat das keine Zeit?«
»Nein, es hat keine Zeit.«
»Es ist trotzdem nicht sicher, ob sie kommen kann.«
»Versuchen Sie es«, sagte Elina und fing an, mit den Fingern auf den Tresen der Rezeption zu trommeln.
Die Frau hob den Telefonhörer ab und wählte eine kurze Nummer.
»Da ist Besuch für Margit. Ein Mädchen, sie sagt, es eilt. Von der Polizei in Västerås.«
Mädchen?, dachte Elina. Strahl ich so wenig Autorität aus?
Die Frau hinterm Tresen legte auf.
»Sie sagen ihr Bescheid. Bitte setzen Sie sich und warten Sie.«
Nach sieben Minuten erschien eine kräftig gebaute Frau. Sie war ungeschminkt, aber die Haare waren zu einer kunstvollen Frisur arrangiert. Elina schätzte, dass sie um die fünfzig war.
»Entschuldigen Sie bitte, dass Sie warten mussten. Aber ich hatte ein Entwicklungsgespräch mit einer meiner Mitarbeiterinnen. Mein Name ist Margit Sjögren. Womit kann ich Ihnen helfen?«
»Elina Wiik«, sagte Elina. »Können wir in Ihr Zimmer gehen? Es dauert nicht lange.«
Margit Sjögren tippte einen Code für eine Tür ein, die zurück in den Korridor führte, und hielt sie Elina auf.
»Die dritte Tür links«, sagte sie.
Elina setzte sich auf den einzigen Besucherstuhl im Zimmer, während die Bürochefin auf der anderen Seite vom Schreibtisch Platz nahm. Hunger und Schlafmangel ließen Elina alle Höflichkeitsphrasen überspringen.
»Ich ermittle in einer Vermisstenmeldung«, sagte sie.
»Es geht um eine Person mit Namen Bertil Adolfsson. Er wohnt hier im Ort. Ich möchte wissen, ob er oder seine Familie als Antragsteller beim Sozialamt auftauchen.«
»Aus welchem Grund?«, fragte Margit Sjögren.
»Aus welchem Grund auch immer.«
»Das verstehe ich, aber ich habe es anders gemeint. Warum möchten Sie das wissen? Was ist Ihr Grund?«
»Weil das vielleicht ein Hinweis auf sein unerklärliches Verschwinden sein könnte, das ist doch klar.«
Ganz ruhig, dachte sie und versuchte, ihre Irritation in den Griff zu bekommen. Das Sozialamt ist nicht schuld, dass du weder geschlafen noch gegessen hast.
»Mir würde es vielleicht helfen, wenn ich verstehe, was passiert ist«, sagte sie in einem freundlicheren Ton.
»Wie Sie wissen, handelt es sich um vertrauliches Material. Wenn er oder ein Familienmitglied in unseren Akten erscheint, dann gibt es einen formellen Weg zwischen Polizei und Sozialamt.«
Elina überlegte kurz, welchen Weg sie beschreiten sollte, um ihren Willen so schnell wie möglich durchzusetzen.
»Ich weiß«, sagte sie. »Wir im öffentlichen Dienst haben alle viel zu tun. Könnten Sie das Ganze in Kurzform erledigen und mir nur mitteilen, inwieweit es überhaupt etwas zu erfahren gibt? Ohne zu sagen, um was es sich handelt?«
Die Frau hinter dem Schreibtisch saß bewegungslos da und schwieg. Die Augen waren auf Elinas Augen gerichtet.
»Haben Sie die Personennummer des Mannes und die der Familienmitglieder?«
Elina holte ihren Notizblock aus der Tasche und blätterte eine Seite auf. Margit Sjögren hielt ihr ein Blatt Papier und einen Stift hin.
»Warten Sie hier«, sagte sie, nachdem Elina fünf zehnziffrige Nummern aufgeschrieben und das Blatt Papier über den Tisch geschoben hatte.
Zehn Minuten später kam sie zurück ins Zimmer.
»Nein«, sagte sie. »Keiner von ihnen hat eine Akte bei uns. Warum glauben Sie, dass das wichtig ist?«
»Das kann ich leider nicht sagen.«
»Wie üblich also. Zwischen Polizei und Sozialverwaltung werden Informationen immer nur von der einen beteiligten Institution erwartet.«
»Es tut mir Leid«, sagte Elina so mild, wie sie
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