Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
Vom Netzwerk:
verstehe. Jetzt denken Sie gut nach. Haben diese Schläge etwas mit seinem Verschwinden zu tun?«
    Elina sah ihr in die Augen. Margareta Adolfsson schüttelte den Kopf.
    »Ich verstehe nicht. Wie meinen Sie …?«
    »Ist etwas passiert an den Tagen, bevor er verschwand, was Sie nicht erzählt haben?«
    »Nein, ich weiß nichts. Alles war wie immer.«
    Elina erhob sich und schob den Stuhl zurück.
    »Darf ich mich ein wenig umsehen? Ich möchte auch gern mit Peter und Mikael reden.«
    »Ich sag ihnen Bescheid.« Margareta Adolfsson stand ebenfalls auf.
    Elina ging ins Wohnzimmer und ließ den Blick über jeden Gegenstand gleiten. Sie ging weiter in die Diele und dann in den Vorraum. Sie rückte das Schuhgestell von der Wand ab und schob ein paar Kleidungsstücke beiseite. Sie reckte sich und tastete die Hutablage ab. Dann verließ sie das Haus und ging in den Garten. Sie suchte den Boden mit Blicken ab, entfernte sich rückwärts ein Stück vom Haus, um das Dach zu überblicken.
    Der Schuppen lag an der Grundstücksgrenze. Die Holztür war nicht abgeschlossen und sie ging hinein. Dort standen zwei Herrenfahrräder und ein Damenrad in einer Reihe. An allen dreien hingen Taschen mit dem Logo der Länstidningen.
    Das Fahrrad, dachte sie. Wie konnte ich Freitag vergessen, danach zu fragen? Nicht gut. Wirklich nicht. Ich muss mich zusammenreißen.
    Entlang der Wände hingen Werkzeuge und in einer Ecke lehnte eine Harke. Elina ging zu der Kiste mit dem Holzvorrat und griff nach dem Deckel. Er war zerschlagen. Die Spuren waren frisch.
    Sie kehrte ins Haus zurück. Margareta Adolfsson saß auf demselben Stuhl wie vorhin.
    »Mikael kommt gleich. Aber Peter will im Augenblick nicht mit Ihnen reden. Ich weiß nicht, warum.«
    Aber ich weiß es, dachte Elina.
    »Was ist mit der Holzkiste im Schuppen passiert?«, fragte sie. »Der Deckel ist kaputt.«
    »Wirklich? Ich geh da nur rein, wenn ich mein Fahrrad hole. Mir ist nichts aufgefallen.«
    »Wo ist das Fahrrad, mit dem Ihr Mann immer zur Arbeit gefahren ist?«
    Margareta Adolfsson kam wie aus einer Betäubung zu sich.
    »Das ist auch nicht wieder aufgetaucht. Dann ist er also nicht hier gewesen, nach der Arbeit, das bedeutet es ja wohl? Er wäre doch nicht mit dem Fahrrad weggefahren, wenn er das Auto hier hatte.«
    »Wo stellte er sein Rad normalerweise ab?«
    »Im Schuppen, genau wie wir.«
    »Würden Sie bitte mal nachprüfen, ob noch alle Autoschlüssel da sind? Und wie es mit den Fahrradschlüsseln aussieht?«
    Elina sah, dass Margareta Adolfsson an ihr vorbeischaute, und drehte sich um. Mikael Adolfsson stand schweigend in der Tür hinter ihr.
    »Hallo, Mikael«, begrüßte sie ihn. »Können wir uns im Wohnzimmer unterhalten?«
    Wortlos ging er ihr voran und setzte sich aufs Sofa. Elina blieb einen Moment stehen und folgte Margareta Adolfsson mit Blicken, als sie eine Küchenschublade aufzog.
    »Es gibt zwei Autoschlüssel«, sagte sie. »Mehr haben wir nicht. Bertils Reserveschlüssel vom Fahrrad ist auch da. Aber der, den er immer benutzt, ist weg.«
    Elina ging ins Wohnzimmer und schloss die Tür hinter sich. Sie setzte sich in den Sessel und schaute Mikael in die Augen.
    »Erzähl mal, wie es ist, mit deinem Vater zusammenzuleben«, sagte sie.
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Da gibt es nichts zu erzählen. Wir machen nicht viel zusammen.«
    »Was hältst du von ihm?«
    »Er ist mein Vater, er ist wohl wie andere Väter.«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet, Mikael. Was hältst du von ihm?«
    »Nichts Besonderes.«
    »Was macht er, wenn du ihm widersprichst oder etwas tust, was ihm nicht gefällt?«
    »Dann sagt er mir die Meinung.«
    »Schlägt er dich?«
    »Manchmal, eine Ohrfeige.«
    »Wie oft?«
    »Manchmal.«
    Mikael schaute weg.
    Er ist nicht nur wortkarg, dachte Elina. Er will nicht darüber reden.
    »Schlägt er deine Mutter und deine Geschwister?«
    Mikael sah sie an.
    »Er hat Mutter geschlagen. Ich konnte nichts machen. Er war zu groß.«
    Die Worte kamen schnell. Dann verstummte er.
    »Warum sagst du, er war groß? Ist er das nicht immer noch?«
    »Ich meine, zu groß, als er sie schlug.«
    »Mikael, was hat dein Vater als Letztes zu dir gesagt?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Wann hast du ihn zuletzt gesehen?«
    »Das hab ich doch schon gesagt.«
    »Wann, Mikael?«
    »An dem Abend, bevor er verschwand.«
    Elina erhob sich.
    So komm ich nicht weiter, dachte sie. Wenn ich zu weit geh, macht er ganz dicht.
    Sie öffnete die Tür, drehte sich

Weitere Kostenlose Bücher