Der werfe den ersten Stein
Herrgårdsvägen. Da biegt man in den Ort ab.«
»Bist du mal am Magsjön gewesen?«
»Wo liegt der?«
»Ein paar Kilometer geradeaus nach Norden. Bevor die 252 den Kanal überquert.«
»Nein, noch nie.«
»Hat dein Vater dich geschlagen?«
Peter blieb still.
»Antworte, Peter!«
»Nein, das war nicht nötig.«
»Wie meinst du das?«
»Er und ich waren die besten Freunde.«
»Ach? Das erstaunt mich ein wenig. Ist es nie vorgekommen, dass er dich geschlagen hat?«
»Nein, nie.«
Entweder lügst du oder du hast es verdrängt, dachte Elina.
»Hat er deine Mutter geschlagen?«
»Nein.«
»Sie sagt aber selber, dass er sie geschlagen hat.«
»Wahrscheinlich hat sie die Situation missverstanden.«
»Wie ist es mit Mikael und Stina. Hat er einen von den beiden geschlagen?«
»Soweit ich weiß, nein.«
»Habt ihr einen Kuhfuß oder ein Brecheisen?«
»Nein. Ich hab jedenfalls keins gesehen. Weder das eine noch das andere.«
Elina wartete schweigend. Jetzt müsste er fragen, ob sein Vater mit einem Kuhfuß oder einem Brecheisen erschlagen wurde, dachte sie.
Peter sagte nichts.
»Du hast gesehen, dass ich ein Fahrtenmesser aus dem Schuppen mitgenommen habe. Besitzt du ein eigenes Messer? Ein Taschenmesser oder so was?«
»Nein. Wenn ich etwas schnitzen muss, nehm ich immer das Fahrtenmesser. Das hängt am Nagel neben dem Fenster.«
Er fragt nicht, warum ich das Messer mitgenommen habe, dachte sie.
»Warum haben Sie das Messer mitgenommen?«, fragte Peter.
»Was meinst du, warum?«, fragte Elina zurück.
»Ich weiß es nicht.«
Elina wartete, dass er seine Frage wiederholen würde. Aber er schwieg.
»Wer könnte deinen Vater erschlagen haben, Peter?«
»Niemand, den ich kenne.«
»Was hältst du von so einer Person? Ein Mensch, den du nicht kennst, der deinen Vater ermordet hat?«
»Ich hoffe, Sie kriegen ihn«, sagte Peter.
»Aber wenn du an diese Person denkst, was denkst du dann?«
»Dass Sie ihn fassen müssen.«
»Kennst du Simon Benjaminsson?«
»Ja. Wir treffen uns jeden Sonntag in der Kirche.«
»Hatten er und dein Vater Streit?«
»Nein. In der Kirche halten wir immer Frieden miteinander.«
Elina schwieg. Sie überlegte, wie sie das Verhör fortsetzen sollte. Peter sagte nichts.
»Ihr kommt aus Blekinge, oder?«, fragte Elina schließlich.
»Ja.«
»Wolltest du hierher ziehen?«
»Nein, ich kannte ja niemanden hier. Aber Vater bekam zu Hause keine Arbeit, wir mussten also umziehen.«
»Und wie ist es jetzt, hast du hier Freunde?«
»Ich komm zurecht.«
»Nenn mir welche, mit denen du zusammen bist.«
»Meistens mit denen aus der Kirchengemeinde.«
»Wenn ich es richtig verstanden habe, hat Simon Benjaminsson deinem Vater die Arbeit in der Fabrik verschafft.«
»Ja, das war Simon.«
»Und in Blekinge, was waren das für Leute, die in der Kirche waren? Gab es zum Beispiel welche, die ein Unternehmen besaßen?«
»In der Kirche sind meistens sehr fleißige Menschen. Viele sind Kleinunternehmer, glaub ich.«
»Warum konnte dann keiner von denen deinem Vater eine Arbeit beschaffen? Warum musstet ihr aus eurem Heimatort wegziehen?«
Peter Adolfsson schaute auf den Tisch.
»Warum, Peter?«
»Ich weiß es nicht. Das ist ja schon vier Jahre her. Ich weiß es nicht.«
»Hast du oder jemand anders aus der Familie Kontakt zu Leuten da unten?«
»Nur mit Großmutter. Sie ist nach Karlskrona gezogen. Vater hat noch einen Bekannten dort. Aber sie haben sich nicht getroffen, seit wir weggezogen sind. Und dann haben wir ein paar Verwandte, aber … es hat sich nie ergeben, dass wir uns sehen.«
»Dann beenden wir das Verhör von Peter Adolfsson um 11.36 Uhr.«
Elina beugte sich vor und drückte auf »Off«. Henrik Svalberg sah sie an, als ob er Anweisungen erwartete.
»Danke, Peter«, sagte Elina. »Svalberg begleitet dich hinaus. Wenn du willst, können wir dich jetzt nach Hause bringen lassen. Sonst kannst du warten, bis wir mit Mikael fertig sind.«
»Das ist nicht nötig. Ich geh zu Fuß.«
Elina nickte Svalberg zu. Er erhob sich und bat Mikael hereinzukommen.
»Machst du bitte die Tür zu, Henrik?«, sagte Elina.
»Setz dich, Mikael. Der Tod deines Vaters tut mir Leid. Das ist wirklich traurig. Wie geht es dir?«
»Gut«, sagte Mikael.
Elina musterte ihn forschend. Ihr Blick blieb an seinem rechten Ohr hängen.
»Hübscher Ring«, sagte sie und drückte wieder auf »Rec«.
»Erzähl mir, was du an dem Nachmittag getan hast, als dein Vater verschwand. Ich möchte
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