Der werfe den ersten Stein
hat, ohne mich zu benachrichtigen, Material untersuchen lassen, das unseren Fall angeht«, sagte Jönsson. »Ein Material, das nicht das Geringste mit ihrem Mordfall zu tun hat. Ich muss hier und jetzt in Frage stellen, ob sie reif genug ist, einen derart wichtigen Ermittlungsauftrag durchzuführen.«
»Und außerdem ist sie in deinem Zimmer gewesen, ohne es dir zu sagen«, fuhr Kärnlund fort. »Aber darüber brauchen wir jetzt nicht zu reden, Jönsson. Das haben Wiik und ich nämlich schon geklärt. Auch wenn sie dich oder mich vorher hätte benachrichtigen müssen, habe ich eine annehmbare Erklärung dafür bekommen. Aber jetzt möchte ich einen guten Grund hören, warum du in den Fall eines Kollegen hineintrampelst, Wiik. Du hast das Wort.«
Elina überlegte, ob sie aufstehen sollte, fand jedoch, das würde so wirken, als wollte sie einen Vortrag halten.
»Es gibt zwei Sachen bei den Ermittlungen der Brandstiftung, die ich in Frage stellen muss«, begann sie etwas zögernd. »Erstens geht es um Peter Adolfssons Glaubwürdigkeit als Zeuge. Ich bezweifle, dass er wirklich alles gesehen haben kann, was er behauptet gesehen zu haben. Und ich verstehe nicht, warum er, der sich so für Autos interessiert, Mehmedović’ großen Mercedes noch nie gesehen hat. Er bringt der Familie doch sogar die Zeitung.«
»Das Auto steht immer in der Garage«, unterbrach Jönsson sie. »Und Peter ist nie in der ›Scheune‹ gewesen. Ist das alles, was du vorzubringen hast, Wiik?«
»Nein«, sagte Elina. »Dann lass uns von dem ausgehen, was Peter Adolfsson selbst sagt. Er weiß nicht, dass der Mercedes Mehmedović gehört, oder?«
»Das haben wir soeben festgestellt«, antwortete Jönsson.
»Aber was passiert dann? Peter Adolfsson verweist auf Fredrik Tillman – eine Person, die er auch nicht kennt, wie er selber sagt. Oder irre ich mich, Jönsson?«
»Nein, das stimmt. Er wusste nicht, wer Tillman war. Worauf willst du hinaus?«
»Gleich. Jetzt denk mal nach. Der Mercedes und Tillman. Wenn der Discjockey der Kanistermann war, dann muss ein Zusammenhang bestehen, da Peter zuerst auf das Auto und dann auf die Person hingewiesen hat. Tillman war in der Nacht mit Mehmedović im Mercedes unterwegs und hat das Bürgerhaus angezündet. Klar wie Kloßbrühe. Aber es stellt sich heraus, dass Tillman ein Alibi hat.«
»Ja, da hat Peter Adolfsson sich getäuscht«, sagte Jönsson. »Na und?«
Elina sah ihm geradewegs in die Augen.
»Ist dir nicht klar geworden, dass das ein unglaubwürdiges Zusammentreffen ist?«, sagte sie langsam. »Von allen Menschen, die man aus Versehen herauspicken könnte, wählt Peter Adolfsson ›aus Versehen‹ ausgerechnet den Discjockey Fredrik Tillman?«
Niemand am Tisch sagte ein Wort. Niemand rührte sich. Alle schienen intensiv nachzudenken. Elina gab ihnen noch ein paar Sekunden, ehe sie fortfuhr: »Peter Adolfssons Hinweis deutet an, dass er die Verbindung zwischen Tillman und dem Mercedes kannte. Peter könnte also gewusst haben, dass Tillman für Mehmedović arbeitet und der Mercedes Mehmedović gehört. Einen anderen Schluss kann ich daraus nicht ziehen – du, Jönsson?«
Obwohl sie am anderen Ende des Tisches saß, konnte Elina Schweiß auf Jönssons Stirn erkennen. Als er auf ihre Frage nicht antwortete, fuhr sie selber fort: »Aber Peter Adolfsson leugnet, Tillman und den Mercedes zu kennen. Seine Zeugenaussage ist schlichtweg nicht glaubwürdig, Jönsson. Peter erfindet Sachen, um es mal klar auszudrücken.«
Jönssons Blick glitt über die Gesichter der anderen, als suche er Hilfe bei seinen Kollegen. Doch niemand sagte ein Wort.
»Surahammar ist klein«, sagte Jönsson. »Dass Peter sich geirrt hat, kann ein Zufall sein. Und warum sollte er sich das alles ausdenken?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Elina. »Aber ich möchte noch einen Schritt weiter gehen. Und deshalb hab ich gebeten, Material von Mehmedović’ Haus untersuchen zu lassen.«
»Dazu hattest du kein Recht …«
»Still, Jönsson«, sagte Kärnlund. »Was Recht oder Unrecht ist, darüber reden wir, wenn wir Wiiks Erklärung gehört haben.«
Elina holte tief Luft. Ohne das Untersuchungsergebnis in den Händen zu haben, wirkten die Argumente leichtgewichtig.
»Dann muss ich erst einmal zurück in die Vergangenheit gehen«, sagte sie. »Vor gut sechs Wochen haben Henrik Svalberg und ich Mehmedović’ Haus zwei Nächte lang bewacht. In beiden Nächten sahen wir Peter Adolfsson Zeitungen austragen. Als er das zweite
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