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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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Mal auf seinem Fahrrad ankam, hab ich auf etwas reagiert, ohne zu wissen, was es war. Ich bin ihm zu Fuß gefolgt und habe gesehen, dass er bei seiner Arbeit sehr systematisch vorgeht. Ganz offenbar folgt er einem bestimmten Verteilungsmuster. Ich begriff, dass dies wichtig ist, wusste aber nicht, was es bedeutete.«
    »Spukt bei dir wieder die Intuition?«, fragte Jönsson. »Müssen wir uns das Gelaber wirklich anhören?«
    »Aber gestern hab ich herausgefunden, worauf ich reagiert habe«, fuhr sie fort. »In der ersten Nacht kam Peter aus der Querstraße. In der zweiten Nacht kam er direkt von vorn. Er ist unterschiedliche Wege um Mehmedović’ Haus herum gefahren. Er hatte sein Muster durchbrochen.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Kärnlund. »Was für eine Bedeutung soll das haben?«
    »Ein wichtiger Beweis wurde in Mehmedović’ Garten gefunden: die Arbeitshandschuhe. Sie lagen in einer Hecke, die an die Querstraße grenzt. Also an den Weg, den Peter Adolfsson in der ersten Nacht gefahren ist, aber nicht in der zweiten. Und dann wurden dort plötzlich Handschuhe gefunden, die vorher niemandem aufgefallen sind.«
    »Du meinst also, Adolfsson hat die Handschuhe in den Garten geworfen?«, fragte Kärnlund.
    »Denk an den Zeitpunkt«, sagte Elina. »Einige Tage später wies Peter auf den Discjockey hin und bei Mehmedović wurde eine weitere Hausdurchsuchung vorgenommen.«
    Elina sah Jönsson direkt an.
    »Ich glaube, Peter hat den Beweis in den Garten gepflanzt«, sagte sie. »Und dort ist er ja ordentlich gewachsen, so groß, dass es reichte, Mehmedović zu verurteilen.«
    »Das ist ja verrückt«, sagte Jönsson. »Du bringst doch nicht mehr vor, als dass Peter einen anderen Weg gewählt hat.«
    »Genau, Jönsson«, sagte Elina. »Das musste also überprüft werden. Zunächst hab ich nach ein Paar Arbeitshandschuhen im Schuppen von Familie Adolfsson gesucht. Vielleicht erinnerst du dich, dass Peter bei einem Verhör erzählt hat, es gebe zu Hause bei ihm solche Handschuhe? Aber ich habe keine gefunden. Dann hab ich um Untersuchung der Erde an den Handschuhen aus dem Beweismaterial gebeten. Und um einen Vergleich mit Erdproben, die ich aus Mehmedović’ und Adolfssons Gärten geholt habe. Morgen bekommen wir das Ergebnis.«
    Niemand sagte ein Wort. Niklasson trommelte lautlos mit einem Stift auf sein Knie. Jönsson schluckte.
    Schließlich brach Kärnlund die Stille: »Wir müssen hoffen, dass du dich irrst, Wiik. Sonst haben wir dazu beigetragen, dass ein Unschuldiger verurteilt wurde.«

34
    Der Uhrzeiger schien sich unendlich langsam vorwärts zu bewegen. Und er ging auch nicht schneller, wenn Elina mindestens einmal in der Minute hinschaute. Es war 10.20 Uhr und in zehn Minuten würde sie Erkki Määttä anrufen, um das Ergebnis der technischen Untersuchung der Arbeitshandschuhe zu erfahren. Wenn es überhaupt schon vorlag.
    Elina Wiik war hin- und hergerissen zwischen Zweifel und Überzeugung, ob sie richtig gehandelt hatte. Ganz offenbar würde ihre Einmischung in die Ermittlungen zur Brandstiftung weitgehende Konsequenzen haben. Nach der gestrigen Besprechung hatte Jönsson ihr auf dem Weg hinaus zugezischt, das werde sie noch bereuen. Sie hatte geantwortet, sie würde es bereuen, wenn sie den Mund gehalten hätte. Das hatte ihr gut getan, obwohl sie jetzt einen Feind im Dezernat hatte, der spät vergessen und niemals verzeihen würde.
    Sollte die technische Untersuchung ergeben, dass die Beweise fingiert waren, würde Mehmedović vermutlich vom Oberlandes­gericht freigesprochen und vielleicht unmittelbar entlassen werden. So beurteilte sie die Sache. Wenn sie sich jedoch täuschte, dann würde sie, bildlich gesprochen, die Erdproben fressen müssen, die sie Määttä übergeben hatte.
    Die Stimmung bei der heutigen Morgenbesprechung war bedrückt gewesen. Die Punkte von Kärnlunds Liste waren wort­karg und geschäftsmäßig abgehandelt worden. Die Spannung zwischen Elina Wiik und Egon Jönsson hatten ein Kraftfeld er­zeugt, in das sich niemand freiwillig begeben wollte. Niemand, außer Henrik Svalberg, hatte Verständnis für Elinas Verhalten gezeigt, und das hatte er auch nur unter vier Augen getan.
    Elina spürte wohl, dass sie jetzt Rückenstärkung von Kärnlund hatte, da er den Hintergrund kannte, aber er schien sich bis zum Ergebnis der technischen Untersuchung neutral verhalten zu wollen.
    Sie schaute auf die Uhr. Eine Minute vor halb elf. Plötzlich klingelte das Telefon und sie riss den

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