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Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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dir zu beschweren, statt die Sache direkt mit mir zu klären«, sagte Elina. »Bewunderungswürdig.«
    »Behalt deinen Sarkasmus für dich, Wiik. Jönsson hat ganz richtig gehandelt. Es ist Chefsache, wenn Mitarbeiter eigenmächtig agieren. Und die technische Ermittlung ist im PC mit deiner Bestätigung festgehalten. Wusstest du das nicht? Jönsson hat es selbst entdeckt und mir mitgeteilt.«
    Diese feige, verdammte Ratte, dachte Elina. Aber sie sagte nichts.
    »Du hast dich auf eine Weise verhalten, die nicht zu akzeptieren ist, Wiik. Ich kann es nicht zulassen, dass jemand hinter dem Rücken von einem anderen handelt. Das zerstört unser Arbeitsklima und bringt Unruhe.«
    »Kärnlund, ich hab nicht …«
    »Das hast du sehr wohl, Wiik. Es gibt Regeln, wie die Arbeit zu erledigen ist, und die hast du gebrochen.«
    Elina spürte, wie plötzlich Zorn in ihr aufstieg. Sie ballte die Fäuste im Schoß und versuchte sich zu beherrschen.
    »Ich habe nicht …«
    »Hör mir zu, Wiik …«
    »Ich kann ja gar nicht anders, als dir zuzuhören«, sagte Elina so beherrscht wie möglich. »Wie wäre es, wenn du mir jetzt mal zuhörst?«
    Einige Sekunden schwiegen sie und warteten darauf, dass der andere etwas sagen würde.
    »Ich habe hinter niemandes Rücken gehandelt«, sagte Elina verbissen. »Ich hab versucht, meinen Job zu machen, nichts anderes, und ich habe nichts weiter getan, als am freien Mittsommertag zur Arbeit zu fahren und den Diensthabenden zu bitten, mir bei der Suche nach der Ermittlung über die Brandstiftung zu helfen. Frag ihn, falls du mir nicht glaubst. Die Unterlagen hätten in der Registratur sein müssen. Aber dort waren sie nicht. Ich vermutete, dass sie in Jönssons Zimmer waren. Die Ermittlung ist nicht sein persönliches Eigentum, also hab ich sie mir von dort geholt, um unbezahlt für meinen Arbeitgeber zu arbeiten. Wenn du mich kritisieren willst, kann ich dir eine lange Liste liefern mit Sachen, die schlimmer sind.«
    Kärnlund sagte nichts. Elina meinte zu erkennen, dass seine Gesichtszüge etwas weicher geworden waren.
    »Ich habe die Ermittlungen über die Brandstiftung gelesen, um mehr über Peter Adolfsson zu erfahren. Das brauche ich für meinen Mord. Aber je mehr ich las, um so nachdenklicher wurde ich. Schließlich fand ich richtige Ungereimtheiten in der Er­mittlung. Aber bevor ich meine Kritik an dem Kollegen vortrage, wollte ich etwas überprüfen. Jetzt komme ich zu der technischen Untersuchung. Ist es falsch, dass man sicheren Boden unter den Füßen haben will, wenn ein kalter Wind bläst, Kärnlund?«
    »Was hast du denn gefunden, das weder ich, Jönsson, Enquist, Niklasson, der Staatsanwalt, die Rechtsanwälte, das Amtsgericht oder der Teufel und seine Großmutter gesehen haben? Ich hoffe, du hast eine gute Antwort, Wiik!«
    Elina holte tief Luft. Sie hatte den Bescheid von Määttä abwarten wollen, aber jetzt konnte sie nicht mehr zurück.
    »Es sind vor allem zwei Sachen …«
    Sie wurde von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Henrik Svalberg steckte den Kopf herein.
    »Sollen wir die 8-Uhr-Besprechung ohne dich machen, Kärnlund? Alle warten schon, außer Wiik. Die sitzt ja hier.«
    Oskar Kärnlund sah auf die Uhr. Es war zehn Minuten nach acht.
    »Wir reden nachher weiter«, sagte er zu Elina und erhob sich.
     
    Kärnlund hielt Elina die Tür zum Pausenraum auf. Sie ging an allen vorbei, die an dem langen Tisch saßen. Sie spürte Jönssons Blick im Rücken, und er sah sie an, als sie sich ans Tischende gesetzt hatte und die anderen anschaute.
    Gaff du nur, dachte sie. Wir werden ja sehen, wer am Ende den Blick niederschlagen und sich schämen muss.
    »Heute haben wir fünf Punkte zu besprechen«, sagte Kärnlund.
    Jönsson wedelte mit der Hand.
    »Sechs Punkte«, sagte er. »Ich möchte Elina Wiiks Ein­mischung in Niklassons, Enquists und meinen Fall aufgreifen. Ich finde, das ist eine Frage des Prinzips, die alle angeht.«
    Er ist nervös, dachte Elina. Sonst hätte er nicht versucht, die anderen gegen mich aufzubringen. Er hat Angst, dass seine Ermittlung wie eine Seifenblase platzt.
    Kärnlund seufzte und wiegte den Kopf.
    »Jönsson«, sagte er, »das können wir später klären.«
    »Die Besprechungen sind für diese Art Diskussionen da«, wandte Jönsson ein. »Du hast selbst gesagt, wir können frei reden.«
    »Auf deine eigene Verantwortung«, sagte Kärnlund seufzend.
    Elina lächelte.
    Kärnlund hat begriffen, dass ich weiß, wovon ich rede.
    »Elina Wiik

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