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Der Wettermacher

Der Wettermacher

Titel: Der Wettermacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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zuging.
    Viel Platz war nicht auf dem schmalen Strand. Als der Kampfplatz mit kleinen Feuern abgesteckt war, mußten manche der Sasgen zurück in die Boote oder höher hinauf auf die Hänge.
    Schließlich standen die beiden Kämpfer einander gegenüber und verschlangen einander mit Blicken. Es waren keine mordgierigen Blicke, nur gierig darauf, die Stärke des anderen zu fühlen und zu überkommen.
    Wer den Kampfplatz verließ – auch nur mit einem Fuß –, der hatte verloren, bestimmte Rujden.
    »So laß uns die Waffen ablegen«, verlangte Burra. »Ich kann dich mit bloßen Händen auf die Knie zwingen!«
    »Ohne Waffen?« Rujden lachte!
    »Das paßt mir! Ich habe meine Frauen noch nie mit der Waffe bedroht!«
    Sie legten ihre Waffen außerhalb des Kampfplatzes ab.
    Die Zuschauer waren ein wenig enttäuscht, nun, da es nicht um Leben und Tod ging. Einige murrten, aber nicht sehr laut. Die meisten waren gespannt, wie dieses Weib kämpfen würde. Und daß sie noch eine Handbreit größer war als ihr riesenhafter Häuptling, ließ den einen oder anderen die Stirn runzeln.
    Dann ging es endlich los. Es war fast wie zu Hause in Eislanden bei den Winterfesten. An einem der Feuer wurde Fisch gebraten, und der Duft verstärkte die Feststimmung. Calutt verließ das Schiff mit seinem Kessel auf der Suche nach Wasser. Er stieß auf Oghden, der sich augenblicklich an den berauschenden Trank erinnerte. Wenig später war der Kessel mit klarem Wasser aus einer nahen Quelle gefüllt und hing über einem der Feuer. Es wurde eine dünne Brühe, denn der Schamane ging sparsam mit den Vorräten um. Bald begannen Becher und Trinkhörner zu wandern.
    Die Zuschauer bekamen zu sehen, was sie sehen wollten: trainierte Kraft traf auf trainierte Kraft. Stammesfehden unter den Sasgen wurden oft durch Kämpfe der Stärksten ausgetragen, selten bis zum Tod. Auch das hier war ein Ringen um die Macht. Der Sieger würde herrschen. Daß der eine Gegner eine Frau war, machte es für die Sasgen zum besonderen Ereignis. Die Frauen nahmen bei den Sasgen eine untergeordnete Rolle ein. Die Aufzucht der Nachkommenschaft war ihr Bereich, und die Arbeiten, die der Erhaltung des Lebens dienten. Die anderen, wie Krieg, Zerstörung, Plünderung, war Sache der Männer. Die Frauen waren praktisch ein untergeordnetes Volk im Volk, wobei die beiden Völker einander periodisch am Nachtlager trafen und dafür sorgten, daß vor allem die Verluste bei der Männerarbeit wieder ausgeglichen wurden. Diesmal, nach Kelturs unter einem Unstern stehenden Kriegszug gegen die Caer und die Finsternis, in dem so viele ihr Leben ließen, würde es besonders notwendig sein.
    Für die Sasgen also war ein Mannweib wie Burra etwas völlig aus der Rolle Gefallenes, und sie begrüßten, daß ihr Anführer es sich nicht nehmen ließ, sie auf ihren rechten Platz zu verweisen. Daß sie allerdings ein wenig größer und ein wenig stärker war, erfüllte manchen mit Besorgnis, denn ein Weib, das ein Mann nicht bezwingen konnte, war ein Alptraum für einen Sasgen.
    Die Lorvaner, bei denen auch die Frauen das Schwert führten, sahen nichts Ungewöhnliches in solch einem Kampf. Für sie traten hier zwei gleichstarke Muskelkolosse an, die stärksten aus beiden Gruppen. Aber Nottr wußte, daß er Seelenwind niemals aus der Hand geben würde. Er wußte auch, wenn Burra den Häuptling tötete, würden die Sasgen sich niemals an die Abmachung halten. Und er rechnete nicht mit Burras Klugheit. Wenn sie erst kämpfte, war sie unberechenbar und ließ sich leicht forttragen von ihrer Kampflust. Er zweifelte nicht daran, daß Burra den Sasgen besiegen würde. Er bereitete sich auf den Kampf vor.
    Burras Amazonen sahen den Kampf mit noch unerfreulicheren Gefühlen. Es gefiel ihnen nicht, daß ihre Anführerin so viel Interesse für diesen rothaarigen Klotz aufbrachte, der selbst für den Dienst im Gesinde zu ungeschlacht und zu ungehobelt war. Ihnen gefiel die Nordwelt nicht. Ein Weg zurück in die gewohnte Welt, jeder Weg zurück, wäre ihnen willkommen gewesen. Aber Burra war irgendwo in ihrem Wesen anders geworden, auch wenn es ihr vielleicht selbst nicht einmal bewußt war. Es hatte alles mit diesem Mythor angefangen, für den sie tatsächlich kämpfte, als wäre er die Zaubermutter selbst.
    Unter dem aufmunternden Brüllen der Sasgen griff Rujden an. Er tat es langsam und gemächlich wie ein Aisbjer, dessen Abbild auf seiner kupfernen Gürtelschnalle war.
    Burra wich nicht zurück. Sie wartete auf

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