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Der Wettermacher

Der Wettermacher

Titel: Der Wettermacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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und brachen in ein triumphierendes Geheul aus, als sie das entführte Schiff vor sich sahen. Sie trommelten mit ihren Äxten gegen die Bordwände, daß es von den steilen Hängen widerhallte.
    »Feuer! Wir brauchen Feuer! Ich will etwas sehen, bei Grimh und Aiser!« Das war Rujdens Stimme.
    Die Lorvaner hatten die Ruder eingezogen und nach ihren Waffen gegriffen. Die Zeit des Ruderns war vorbei. Jetzt kam etwas, von dem sie mehr verstanden.
    »Wenn wir sterben, wird Gorgans Auge offen bleiben, und niemand wird der Finsternis Einhalt gebieten…«, sagte Thonensen resignierend. »Es ist ein völlig sinnloser Kampf, den wir hier ausfechten…«
    »Sterben?« sagte Nottr. »Die Sasgen werden sterben. Horcan steht auf unserer Seite…«
    »Das ist mein Kampf«, unterbrach ihn Burra. »Meiner ganz allein. Ich will diesen prahlerischen Barbaren! Und er will mich in seiner Maßlosigkeit!« Sie schüttelte den Kopf. Sie achtete nicht auf die verwunderten Blicke Doremas und Vericas, die kundtaten, daß ihre Anführerin für ihren Geschmack diesem Barbarenmännchen zuviel Aufmerksamkeit zollte.
    Das Lagerfeuer flammte wieder auf und ein weiteres näher an der Einfahrt. Das letzte Licht der Dämmerung war am Verschwinden. Der letzte Nebel löste sich auf. Im Feuerschein, der sich im Wasser spiegelte, konnten sie das Sasgenschiff deutlich sehen. Es kauerte wie ein Ungeheuer vor der Ausfahrt. Im flackernden Feuer wirkte der Drachenschädel des Bugs, als wäre er lebendig.
    Fackeln wurden entzündet und an Bord geschleudert, wo die Ruderer sie aufnahmen.
    Gleich darauf stand Rujden mit einer Fackel am Drachenkopf und winkte mit seiner Axt.
    »He! Ihr Weiberhelden aus dem Süden! Stellt ihr euch endlich, oder müssen wir euch weiter wie die Hasen jagen?«
    Seine Männer lachten dröhnend.
    Nottr wollte erwidern, aber Burra fuhr ihn an: »Laß es mich aushandeln, Lorvaner!«
    Auch sie stieg auf den Drachenschädel des Bugs.
    »He! Sasgisches Großmaul! Hast du noch nicht genug Männer verloren? Verkriechst du dich hinter ihnen? Oder hast du Mut genug, es mit mir auszuhandeln… allein?«
    Rujden schäumte vor Grimm, daß ein Weib ihn einen Feigling hieß. Und der Gedanke gefiel ihm, Hand an dieses unglaubliche Weib zu legen, das mit ihm redete, wie keine je zuvor; und an dem seine Augen sich nicht satt sehen konnten, wie an keiner je zuvor.
    »Mut und Lust genug, du Zierde für jeden Herd!« brüllte er. »Worum willst du kämpfen? Um freien Abzug für deine Südländerfreunde? Oder um eine Nacht mit mir?« Er lachte.
    »Wenn ich dich besiege, will ich alles – dich und deine Männer und deine Boote! Ihr werdet uns zu Gorgans Auge bringen!«
    »Gut. Ist alles gewährt. Aber nun reden wir von Dingen, die wirklich geschehen werden: Ich will dich, wenn ich dir das Leben schenken sollte, dich und den Troll, und das heulende Schwert, das der eine Südländer trägt…!«
    Burra lachte schallend. »Wo tragen wir es aus, Träumer?«
    »An Land!« rief der Sasge. »Damit deine Freunde nicht denken, das schwankende Schiff sei schuld, wenn du vor mir auf die Knie fällst!«
    Der Beifall der Männer kam nun halbherziger, als wären sie nicht so ganz sicher, ob ihr Anführer mit der Kriegerin fertig würde.
    »Ist dir wohl lieber für den Rückzug, als die Haie in der Bucht, Männchen?«
    Er schüttelte wild die Axt. »Genug Worte! Es ist besiegelt. Alle haben es gehört! Nimm Abschied von deinen Freunden und komm an Land, bevor ich dich holen komme!«
    Den Gefährten gefiel der Handel nicht, aber Burra ließ sie nicht zu Wort kommen. Selbst von Dorema und Verica duldete sie keine Einwände. So brachten sie das Boot mit ein paar Ruderschlägen an den Strand. Der Troll konnte sich nicht beruhigen darüber, daß er Teil dieses Handels war, und seine Bemerkungen ließen kein gutes Haar an allen, Weibern und dieser im besonderen.
    Sie setzte den Sasgenhelm auf, den sie im Boot gefunden hatte, und ließ den Umhang von den Schultern gleiten. Es war eine herrische, streitbare Bewegung eines Kriegers. Da war nichts Weibliches mehr, wie es die Männer kannten. Nur die mächtigen Brüste unter dem Harnisch verrieten das Geschlecht.
    Viele kamen aus den Booten, um den Kampf genau zu sehen. Auch Nottr stieg mit seiner Viererschaft aus. Er hieß die anderen, im Schiff zu bleiben. Es war nicht ausgeschlossen, daß es zum Kampf kam, wenn Rujden fiel. Nottr traute den Sasgen nicht. Aber er wollte mit eigenen Augen sehen, daß alles mit rechten Dingen

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