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Der Wettermacher

Der Wettermacher

Titel: Der Wettermacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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unergründliches Rätsel ist, so war es die »Seele« des Deddeth für ihn. Und so war es auch die Entstehung seiner eigenen »Seele«.
    »Wir sind einander sehr ähnlich«, sagte er. »Beide sind wir aus Magie geboren – du aus etwas Lebendem heraus, und ich aus der Finsternis. Ein Lebender hat mich beschworen, und ein wenig von der schwarzen Kraft wurde Dilvoog. Es wurde ich. Er wollte einen Dämon beschwören, aber er besaß nicht das Wissen und nicht die Macht. Nur ein wenig der Finsternis gehorchte ihm. Ich tötete für ihn, wie er es wollte. Und je mehr ich tötete, desto mehr gefiel mir das Leben. Bald beseelte mich nur noch eine Sehnsucht: ich wollte einen lebenden Körper. Ich wollte leben! Aber es bedarf anderer Kräfte und einer anderen Magie, als der der Finsternis, um etwas zu beleben. Ein einziges Mal lebte ich für eine kurze Zeit dank der Magie der Alptraumritter. Es war unbeschreiblich. Ich habe nur dieses eine Ziel.«
    Warum kommst du nicht mit mir? Wenn du akzeptierst, daß ich das Einhorn bin und das Schiff, mag diese Reise auch dich an dein Ziel bringen: Und ich habe Gesellschaft, die nach meinem Geschmack ist.
    »Dein Angebot ist nicht ohne Reiz, Deddeth, aber…«
    Überdenke es. Alles Leben, das du brauchst, um seine Geheimnisse zu ergründen, können wir an Bord holen. Alle Weisheit, die du benötigst, können, wir uns beschaffen. Alptraumritter, sagst du? Ich habe zwei an Bord. Ich fand nicht, daß ihre Gehirne aufregende Weisheiten enthielten. Aber vielleicht habe ich etwas übersehen. Willst du sie dir ansehen?
    Dilvoog zögerte.
    Ah, du traust mir nicht? Aber ich werde deinen Körper nicht anrühren. Es ist ein Angebot.
    Es waren genug Kräfte auf dem Schiff, die Dilvoog benutzen könnte, um in einen der Körper zu dringen! Er nahm den einen, dessen Alptraumritterwappen ihm aufgefallen war. Aber der Körper war schwach und kaum noch am Leben. Irgendwo in den nun dunklen Korridoren, die einst der Geist des Ritters gewesen waren, kauerte ein erbärmlicher Rest furchterfüllten, sterbenden Bewußtseins, das sich noch an den Namen klammerte, den er einst besessen hatte: Mir’Anoan.
    Enttäuscht kehrte Dilvoog in Larrys Körper zurück und fand erleichtert, daß er unangetastet war.
    Willst du noch andere versuchen?
    »Nein. Du warst zu gründlich. Sie sind nur noch Hüllen. Es ist kaum noch Leben in ihnen.«
    Ich weiß. Deshalb auch meine Fischzüge. Aber die Welt ist voller Leben, wo ich auch meine Netze auswerfe.
    Dilvoog erstarrte, als eine der Amazonen schwankte und fiel – und im Fallen zu Staub wurde.
    »Nein«, sagte er. »Ich glaube nicht, daß ich auf deinem Schiff je finden werde, was ich suche. Und wenn ich es fände, würde ich nur zu einem von denen werden, die du vernichtest.«
    Die Stimme lachte.
    Weshalb glaubst du, daß ich dich gehen lasse?
    »Weil du meine Gedanken kennst und weißt, daß ich ein Auge auf dein Schiff habe. Noch bin ich zu schwach, es dir wegzunehmen. Aber wenn ich an Bord bleibe und deine Schwächen kennenlerne…«
    Die Stimme lachte erneut.
    Wir haben also herausgefunden, daß wir gleich klug und gleich stark sind. Es beunruhigt mich, daß es dich gibt.
    »Es gibt viele wie uns, die einen Platz in der Welt der Lebenden suchen. Ist es dir nicht ein tröstlicher Gedanke, nicht allein zu sein?«
    Nein. Du bist ein Schwärmer. Du verstehst nichts. Das Leben ist nur etwas, das man benutzt. Die wahre Freiheit ist die Finsternis. Aber nun geh. Ich setze meine Reise fort. Aber wenn du dein Geheimnis ergründet hast und wirklich lebst wie all die anderen gewöhnlichen Kreaturen, dann hüte dich, in meine Netze zu geraten.
*
    Als das fliegende Schiff stieg und in die Wolken tauchte, löste sich der kalte Bann von den Menschen, und während die lebendige Wärme in ihre Herzen zurückströmte, starrten sie dem Licht nach, das bleich jenseits der Wolken flackerte und verschwand.
    Das Grauen war schwerer zu überwinden, und die Sasgen standen eine Weile bleich und hilflos im Schein ihrer Feuer.
    Vergessen war der Kampf, die Feindschaft mit den Lorvanern. Weder Burra noch Rujden verlangte es nach der noch offenen Entscheidung.
    Oghden kam triefend aus dem Wasser und verkündete in seiner grenzenlosen Dankbarkeit, daß er gegen jeden kämpfen werde, der es wagen sollte, den Caer oder seine Gefährten anzugreifen. Und Oghden war nach Rujden einer der stärksten in der Sasgenschar.
    Calutt tat das Vernünftigste in dieser gefühlsschwangeren Stunde: er sorgte dafür,

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