Der Wettflug der Nationen
bieten werden. Da heißt es eben je nach den Umständen wassern und landen, wenn neuer Betriebsstoff genommen
werden soll. „
„Ich könnte mir immerhin eine Organisation denken, Herr Professor“, sagte der Oberingenieur, „die auch während des Reading-Rennens selbst ein Tanken in der Luft ermöglicht. Es wäre dazu nur erforderlich, an unseren Betriebsstofflagern auf der Rennstrecke auch noch geeignete Flugzeuge zu stationieren.“
Professor Eggerth schüttelte den Kopf. „Ist ausgeschlossen, Herr Vollmar! Es würde die Organisation unnötig komplizieren und verteuern. Nein, meine Herren, das Problem liegt anders herum. Die Maschinen, die wir in das Rennen schicken, müssen imstande sein, mit denkbar größter Betriebssicherheit jederzeit landen oder wassern zu können. Die Zuverlässigkeit unserer neuen Seeschwalbe in der Luft während des Dauerfluges haben wir erprobt. Unsere nächste Arbeit muß darauf gerichtet sein, die unvermeidlichen Zwischenlandungen ebenso zuverlässig zu gestalten.“
Bert Röge und Kurt Schmieden sahen den Professor fragend an. Hein Eggerth unterbrach das Schweigen. „Wie denkst du dir das, Vater?“
Der Alte lachte.
„Üben, mein Junge! Da heißt es einfach üben und immer wieder üben! Hier auf unserem Flugplatz landen, irgendwo auf der Elbe wassern, bis ihr alle Eigenheiten der Seeschwalbe vollkommen kennt und beherrscht. Das ist mit der Grund, weshalb ich zwölf Maschinen vom Seeschwalben-Typ bauen lasse. Du, Hein, und auch Sie, Herr Röge und Herr Schmieden, müssen während der nächsten Monate soviel Maschinen zur Verfügung haben, daß gelegentliches Kleinholz Ihre Übungen nicht stört.
Verstehen Sie mich richtig! Zweierlei will ich haben, wenn das Rennen beginnt. Erstens wenigstens ein halbes Dutzend eingeflogener Maschinen, von denen ich mir im letzten Augenblick die beste für das Reimen aussuche, und zweitens einen Stab von Piloten, die mit diesen Maschinen absolut vertraut sind.“
Hein Eggerth nahm das Wort für die anderen.
„Ich glaube dich zu verstehen, Vater. Aber geht deine Vorsicht, fast möchte ich sagen, deine übertriebene Sorge in diesem Punkt nicht zu weit?“
Der Professor griff nach dem Stoß zu seiner Rechten und zog daraus eine englische Zeitung hervor.
„Bitte, lies das, lies es laut vor! In den deutschen Blättern hat darüber noch nichts gestanden, man scheint die Nachricht von englischer Seite unterdrücken zu wollen.“ Hein Eggerth überflog die Notiz und gab sie dann verdeutscht wieder.
„Schwerer Flugzeugunfall an der Kanalküste. — Zwei Tote. Eine Rennmaschine von Fisher & Ferguson machte gestern Probeflüge zwischen der Insel Wight und Kap Portland. Es soll dabei eine Stundengeschwindigkeit von 1.400 Kilometern erreicht worden sein. Beim Wassern gab es einen Unfall. Die Maschine wurde vollkommen zerstört. Die beiden Piloten konnten nur als Leichen geborgen werden.“
Hein Eggerth ließ das Blatt sinken. „Nun, ja, Vater. 1.400 und 1.200 Stundenkilometer, das ist ein gewaltiger Unterschied. Da liegt auch die Schallmauer dazwischen mit all ihren Mucken. Wir haben die Seeschwalbe im Moment des Aufsetzens auf etwa 200 Kilometer abgedrosselt. Die verunglückte englische Maschine mußte doch mit wenigstens der doppelten Geschwindigkeit wassern. Ich begreife nicht, wie Fisher & Ferguson sich auf derartig gefährliche Sachen überhaupt einlassen konnten.“
Während der junge Eggerth sprach, suchte der Professor ein Schriftstück aus dem Stapel heraus und blätterte darin. Jetzt unterbrach er seinen Sohn:
„Du mußt die Engländer nicht für so töricht halten, Hein. Es ist ja für jeden Menschen, der von der Sache etwas versteht, vollkommen klar, daß sich eine Geschwindigkeit von 1.400 Stundenkilometern nur mit äußerst stark reduzierten Tragflächen erreichen läßt. Mit Tragflächen, die jedenfalls ein einigermaßen sicheres Aufsteigen und Landen nicht mehr gestatten. Das war den Herren Fisher & Ferguson natürlich auch bekannt.
Ich habe hier einen Bericht unseres Londoner Vertreters, der ziemlich genauen Aufschluß über den Unfall gibt. Das englische Flugzeug war mit ausschiebbaren Hilfsschwingen ausgerüstet ...“
Oberingenieur Vollmar pfiff durch die Zähne. „Wenn das so leicht wäre“, murmelte er vor sich hin. „Da können wir ja auch ein Lied davon singen.“
„Unser Vertreter schreibt“, fuhr Professor Eggerth fort, „daß die ausgeschobenen Hilfsschwingen sich während des Aufstieges etwas verbogen
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