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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Zweieinhalb Stunden Verlust ... Wie sollten die dreitausend Kilometer Vorsprung der amerikanischen Maschinen wieder gutgemacht werden? Die andere Maschine der Eggerth-Werke, die Seeschwalbe ... gewiß, sie hatte sich bisher brav gehalten. Aber gegen die Engländer und Franzosen und vor allem gegen die amerikanischen Maschinen würde sie nicht aufkommen können. Man kannte die Zeit ihrer Zwischenlandung auf dem Lake Winnipeg und ihre letzte Standortmeldung auf dem Flug nach Los Angeles. Unschwer ließ sich daraus eine Stundengeschwindigkeit von reichlich 1.100 Kilometern errechnen. Zweifellos eine wundervolle Leistung, aber was halfs, wenn die amerikanischen Maschinen 1.200 Stundenkilometer machten?
    Während man in Europa noch die Aussichten der Deutschen diskutierte, gab der Reading-Sender die Nachricht von den russischen Unfällen bekannt. Ihre Wirkung in den einzelnen Staaten war recht verschieden.
    In Moskau schäumten die Verantwortlichen. Wie war es möglich, daß New York diese Nachrichten verbreiten konnte? Hatte man nicht vom Beginn des Rennens an eine strenge Zensur über die sibirischen Sender verhängt? Hatte man nicht den strikten Befehl gegeben, jede russische Bordmeldung erst auf dem Draht nach Moskau zu senden? Daß andere außerrussische Stationen die Meldungen direkt aufgefangen hätten, war wenig wahrscheinlich. Irgendwie mußte Sabotage im Spiel sein. Hatten die Leiter der sibirischen Sender gegen ihre Instruktionen gehandelt, oder war dort etwa ein Geheimsender in Betrieb?
    Der Telegraf zwischen Moskau und Sibirien arbeitete fieberhaft. Eine scharfe Untersuchung wurde eingeleitet, doch an der Tatsache, daß das russische Mißgeschick in seiner vollen Größe bekannt war, ließ sich nichts mehr ändern. Und was fast noch schlimmer war, diese Meldungen hörten nicht auf. Auch jede weitere Panne der russischen Flieger wurde mit einer unheimlichen Pünktlichkeit durch den Reading-Sender in der Welt verbreitet. Das hörte erst auf, als die Moskauer Regierung ihren wenigen noch im Rennen befindlichen Piloten alle Bordmeldungen über Betriebszwischenfälle glatt untersagte.
    Eine ganz besondere Wirkung hatten die russischen Meldungen auf die Herren Tredjakoff, Bunnin und Perrow. Immer brennender wurde der Auftrag, mit dem sie von Moskau nach New York geschickt worden waren. Hielten die Amerikaner ihr fabelhaftes Tempo durch, dann konnte ja das große Rennen in ungefähr 56 Stunden beendet sein. Handeln hieß es jetzt, um jeden Preis schnell handeln, wenn man die wertvollen Pläne noch rechtzeitig für Moskau erbeuten wollte.
    Aber wie? Das war die schwere Frage, zu der die Antwort immer noch fehlte.
    In einer bescheidenen Kneipe in der Christopher Street saß eine halbe Stunde später Tredjakoff mit zwei Leuten, die äußerlich durchaus den Eindruck ehrsamer Bürger machten. Man trank Whisky. Daß das Gespräch zwischen Tredjakoff und den Herren Gill und Smyther mit gedämpfter Stimme geführt wurde, hatte seinen guten Grund, denn für Polizeiohren war es ganz und gar nicht bestimmt.
    „Die Sache wird nicht zu machen sein“, sagte Mister Smyther zu dem Russen und kratzte sich hinter dem Ohr. „Nur für eine Nachmittagsstunde von fünf bis sechs geben die Zeitschlösser den Tresor frei? Zu jeder anderen Zeit ist er durch die schweren Riegel dieser Schlösser verbarrikadiert?“
    Mr. Smyther war ebenso wie sein Kollege Gill ein Geldschrankknacker von Format. Tredjakoff schlug ungeduldig mit der Hand auf den Tisch.
    „Zum Teufel, Mr. Smyther. Sie lassen mich im Stich, auch Gill hat Bedenken. Ich muß aber die Papiere haben. 10.000 Dollar, wenn Sie sie mir bringen.“
    Mr. Gill zuckte die Schultern.
    „10.000 Dollar, Sir. Schöne Sache, würden sie gern verdienen. Aber ...“
    „Aber! Sie sagen immer aber“, er beugte sich zu Smyther und flüsterte dem die nächsten Worte ins Ohr. „Ich weiß doch, wie schön Sie den großen Panzerschrank bei Baxter in
    Detroit aufgeschweißt haben ...“
    „Pst! Still!“ Mr. Smyther warf ihm einen bösen Blick zu, seine Hand zuckte nach der rechten Hosentasche.
    „Nun gut“, beschwichtigte ihn Tredjakoff, „lassen wir das. Aber warum soll's im Reading-Haus nicht ebensogut gehen. Ihre Schweißapparate haben Sie ja hier.“
    „Es geht nicht, Mr. Tredjakoff“, fiel ihm Smyther ins Wort. „Es sind nicht die Zeitriegel allein. Mit denen würden wir vielleicht fertig werden. Aber der Reading-Tresor hat noch andere stärkere Sicherungen. Wir sind genau

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