Der Wettflug der Nationen
sein.“
„Verflucht!“ schrie Tredjakoff und schlug mit der Faust auf den Tisch, „der Teufel soll Harrow & Bradley holen!“
John Sharp hatte sich seinen Weg durch die Menge bis zum Rockefeller-Building gebahnt und ließ sich dort zum 40.
Stockwerk emporfahren. Hier war das Reich, in dem Piles Bourns unumschränkt herrschte. Hier standen hundert hochwertige Empfangsapparate, durch welche die Verbindung mit den Teilnehmern des Rennens und den festen Stationen aufrechterhalten wurde. Nicht ohne Mühe war es Bourns gelungen, die Kurzwellen von 50 bis 60 Meter auf der ganzen Erde reserviert zu bekommen. Durch zwischenstaatliche Abmachung war für die Dauer des Rennens die Benutzung dieser Wellen grundsätzlich verboten worden. Nur die Teilnehmer des Reading-Rennens und die Reading-Stationen durften sie während dieser Zeit benutzen.
Da standen nun die hundert Apparate in dem riesigen Saal, den John Sharp jetzt an der Seite von Bourns betrat.
„Unsere Organisation klappt, Mr. Sharp“, sagte Piles Bourns und deutete auf das blinkende Spiel der vielen Morseschreiber. „Fast mit allen Piloten, die im Rennen sind, haben wir laufend Verbindung.“
Bourns trat zu einem Tisch, auf dem das große Protokollbuch der Station lag. Hier waren alle Telegramme hintereinander der Zeit nach, zu der sie aufgenommen wurden, eingetragen. Er blätterte einige Seiten zurück. In bunter Reihenfolge waren da Standortmeldungen von Piloten der verschiedenen Nationen zu lesen. Englische und französische, japanische und italienische Meldungen. Er schien eine Weile etwas zu suchen. Kopfschüttelnd wandte er sich dann zu Sharp. „Es ist merkwürdig, daß die beiden deutschen Maschinen der Eggerth-Werke so wenig von sich hören lassen. >St 1< kann fast als verschollen gelten. Das Stratosphärenschiff ist vor mehr als sieben Stunden in der Schreckensbucht aufgestiegen. Seitdem haben wir kein Lebenszeichen mehr von ihm bekommen.“
„Oh, Mr. Bourns, wie ist das möglich?“
„Ich befürchte irgendeinen ernsten Unfall, Mr. Sharp. Nach allem, was Jenkins uns funkte, scheint der Typ doch nicht richtig durchkonstruiert zu sein. Professor Eggerth in
Deutschland ist als ein vorsichtiger Mann bekannt. Ich verstehe nicht, wie er seinen St-Typ in das Rennen schicken konnte. Das Schiff hat gleich bei seinem Aufstieg eine Panne gehabt und über zwei Stunden für die Reparatur gebraucht. Wer weiß, was ihm inzwischen zugestoßen ist? Am Ende eine schwere Notlandung, durch die auch die Funkanlage in Unordnung geriet.“
Sharp schüttelte den Kopf.
„Das wäre nicht gut, Mr. Bourns. Ich habe den lebhaftesten Wunsch, daß dieses Rennen ohne Verluste an Menschenleben beendet wird. Je genauer ich's mir jetzt betrachte, um so mehr komme ich zu der Überzeugung, daß es doch ein reichlich gefährliches Unternehmen ist... Sie sagten ... daß auch von der anderen Eggerth-Maschine Nachrichten fehlen?“
Bourns blätterte in dem Protokollbuch, bis sein Finger auf einer Meldung haftenblieb.
„Hier ist die letzte Nachricht von ihr. Los Angeles—San Pedro 17 Uhr 48 Minuten New Yorker Zeit... Ist auch schon fast dreieinhalb Stunden her. Seitdem haben wir keine Standortmeldung mehr bekommen Sie müßten inzwischen die amerikanische Route und die der Japaner gekreuzt haben. Mit einzelnen Flugzeugen hätten sie dabei unter Umständen in Sicht kommen können. Aber weder von unseren Leuten noch von den Japanern ist irgendeine Meldung über die Seeschwalbe eingelaufen.“
John Sharp starrte bedrückt auf die große Weltkarte an der Wand, auf der die Fluglinien der einzelnen Nationen eingetragen waren.
„Was haben Sie, Sharp?“ riß ihn Bourns aus seinem Nachdenken.
„Das sieht hier alles so einfach auf der Karte aus, Bourns. Wir sehen da die Routen, ihre Schnittpunkte, und vergessen ganz die riesigen Entfernungen und die Größenverhältnisse. Sie sagen, daß die deutsche Linie die amerikanischen und japanischen Routen hier auf dem halben Weg zwischen Hawaii und Mexiko kreuzt. Ja, das ist richtig, aber an dieser Stelle ist unsere Route von der japanischen bereits um 400 Kilometer entfernt, obwohl sie auf der Karte doch so dicht beieinander zu liegen scheinen. Da kann niemand was von den anderen sehen. Ein Flugzeug, Bourns, und wäre es das größte, ist im Maßstab dieser Karte ein Punkt von unvorstellbarer Winzigkeit. Ein verlorener Punkt im Weltmeer, wenn ihm etwas zustößt... ganz und gar verloren, wenn auch die Funkanlage versagt... “
„Sie
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