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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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nach New York melden? Nach den Rennvorschriften war es die Aufgabe der Piloten, selbst ihre Standorte zu funken.
    So geschah es, daß von seiner Seite aus keine Meldung nach New York ging und daß Mr. Bourns fast zwei Stunden später noch Sharp erklären konnte: >St 1< kann fast als verschollen gelten.“ —
    >St 1< mochte vielleicht Gründe dafür haben, seinen Sender so gut wie gar nicht zu gebrauchen. Seinen Empfänger strengte es dafür um so stärker an. Während Hansen am Steuer saß, hatte Berkoff die Hörer am Ohr und ließ die Einstellung des Gerätes im Bereich der 50-Meter-Wellen fortwährend hin und her wandern. Von allen Seiten nahm er die Nachrichten auf, die der Äther ihm zutrug, und notierte alles
    Wichtige auf seinem Schreibblock.
    Hansen sah ihn schreiben, fragte gelegentlich: „Was Neues von Wichtigkeit, Georg?“
    „Nichts von Belang, Wolf. Bis jetzt läuft alles vorschriftsmäßig. Die Amerikaner an der Spitze. Bisherige Durchschnittsgeschwindigkeit rund 1.200 Kilometer. Ich habe den Eindruck, daß ihr Tempo etwas nachgelassen hat. Trotzdem... wenn sich nicht noch besondere Zwischenfälle ereignen, wird die Seeschwalbe kaum gegen sie aufkommen können. Dann werden wir beide mit >St 1< am Ende doch noch scharf in das Rennen gehen müssen.“
    „Vorläufig hat's damit noch gute Weile, Georg“, sagte Hansen und nahm den Leistungshebel zurück. „Wir wollen uns erst einmal nach den Italienern umsehen. Nach den Funksprüchen aus Grönland hatte es sie doch sehr mitgenommen. Also Kurs erst West, dann später Nordost.“
    Nur noch mit halber Kraft arbeiteten die Triebwerke von >St 1<. In dem druckfest geschlossenen Rumpf des Stratosphärenschiffes war von Ihrem Arbeiten nichts zu hören. Der Schall blieb hinter ihnen zurück.
    „Jetzt könnte man eigentlich mal an etwas Schlaf denken“, nahm Berkoff das Gespräch wieder auf. „Wer weiß, ob wir später noch dazu kommen. Ich lege mich da hinten ein Stündchen aufs Ohr. Nachher löse ich dich am Steuer ab und du machst auch ein Nickerchen.“
    „Meinetwegen, Georg. Aber nimm erst noch das Besteck.“ „Bon!“ sagte Berkoff, „wird gleich gemacht.“
    Er schob Hansen die Kopfhörer hin und ging in den Mittelteil des Schiffes zurück. In der Decke des Rumpfes war ein Ausschnitt von etwa zwei Quadratmetern verglast, so daß man das Firmament gut sehen konnte. Gerade für ein Stratosphärenschiff ist ein solcher Beobachtungs stand unbedingt notwendig. Sind doch seine Piloten mehr als bei früheren Flugzeugen auf astronomische Ortsfeststellungen angewiesen, da eine Orientierung nach Landmarken bei den großen Flughöhen nicht die erforderliche Zuverlässigkeit bietet.
    Berkoff machte seine Beobachtungen und schrieb die abgelesenen Winkel auf ein Blatt Papier. Dann griff er nach einem Buch, dessen Seiten mit endlosen Zahlenreihen bedeckt waren. Ein kurzes Suchen in den Tabellen, und er konnte den Standort von >St 1< notieren. 5 Grad nördlicher Breite, 140 Grad westlicher Länge.
    „So, Wolf! Hier ist das Besteck. Ich gehe schlafen.“
    „Tu das, mein Lieber. Eine Stunde gebe ich dir Zeit dafür. Dann wollen wir versuchen, ob wir etwas von den Italienern hören.“
    Er steuerte westwärts, der sinkenden Sonne entgegen, vor sich nur das weite Meer.

6
    In der Schreckensbucht hatte Giuseppe Tomaseo die einzelnen italienischen Maschinen so starten lassen, wie sie mit ihren Reparaturen fertig und wieder flugfähig wurden. Als erste waren die Gamma Romea 3 und 4 aufgestiegen und lagen seitdem mit einem weiten Vorsprung vor ihren Schwesterflugzeugen im Rennen. Mit einer Geschwindigkeit, die dem Eagle-Typ nur wenig nachstand, jagten sie auf Nord-Süd-Kurs durch den Äther. Auf der Höhe von Vancouver gab es eine kurze Wasserung neben einem italienischen Etappenschiff, um alle Tanks zu füllen. Dann ging der Flug sofort weiter, Kurs auf die Haymet-Klippen, wobei aber die Gamma Romea 4 sich wegen Triebwerkstörung verspätete.
    Die Gamma-Romea -Maschinen waren Musterleistungen des modernen Flugzeugbaues. Ausgesprochene Rennmaschinen mit gepfeilten Flügeln und sechs mächtigen Triebwerken, ausgerüstet mit allem, was es an erprobten Konstruktionen und Hilfsmitteln gab. Nur leider — das hatten die Ereignisse auf dem Flug von Tripolis bis zur Schreckensbucht erwiesen — war die Betriebszuverlässigkeit doch nicht ganz hundertprozentig. Man konnte nicht wissen, ob etwas Ähnliches sich nicht noch einmal ereignen würde, und dieser Umstand drückte auf

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