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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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die Stimmung der Besatzung von Gamma Romea 3. Bis jetzt hatte sich ihr Chefpilot Agostino Carducci noch keine Sekunde Ruhe gegönnt. Doch nun arbeiteten die Turbinen schon wieder seit Stunden regelmäßig und fehlerfrei wie die Uhrwerke. Es schien, als ob man dem Schicksal mit jenen ersten Pannen seinen Tribut entrichtet habe und von nun an ein Rennen ohne weitere Zwischenfälle erhoffen dürfe. So übergab Carducci gegen elf Uhr nachts New Yorker Zeit das Steuer dem zweiten Piloten Gino de Martino, um einige Stunden der Ruhe zu pflegen. Auch der erste Funker, Montanovi, legte sich nieder und überließ die Bedienung der Station seinem Kollegen Goldoni.
    In elftausend Meter Höhe verfolgte das Flugzeug seinen Kurs. Mit vollem Schub ließ de Martino die Triebwerke laufen, mit gespannter Aufmerksamkeit suchte Goldoni jede Nachricht über den Stand der Amerikaner zu erhaschen. Die Amerikaner, die beiden Eagle-Maschinen der Reading-Werke, das waren ja die gefährlichsten Gegner. Unbestritten lagen sie bisher an der Spitze des Rennens, und wenn kein Zwischenfall eintrat, würden sie wohl auch als die ersten das Ziel erreichen. Nur wenn man das letzte aus der Kiste herausholte, wenn man sie mit Höchstschub laufen ließ, bestand vielleicht die Möglichkeit, aufzuholen und den großen Preis für Rom zu gewinnen.
    Carducci, der Chefpilot, hatte das noch nicht riskiert. Den hatte die Erinnerung an die ersten Pannen in der Nähe der Schreckensbucht davon abgehalten. De Martino, ein bekannter Rekordflieger und Sieger in vielen Konkurrenzen, wagte es, weil er sich sagte, daß nur durch restloses Einsetzen aller Triebkraft ein Sieg über die schnellen Amerikaner zu erringen sei.
    Bisher war das Wagnis geglückt. Unter Höchstschub arbeiteten die Triebwerke und stießen das Flugzeug mit einer
    Geschwindigkeit vorwärts, hinter der das Tempo der Amerikaner zurückblieb. 1,2 Mach las er befriedigt ab, das waren 1.300 Stundenkilometer in dieser Höhe.
    Eine plötzliche Unregelmäßigkeit im bisher so gleichmäßigen Spiel der Zeiger der Instrumente ließ Gino de Martino auffahren ... Was war das? Mehr instinktiv als verstandesmäßig riß er am Griff des Schleudersitzes und wurde gerade noch rechtzeitig aus der Maschine herausgeschossen, die hinter ihm in tausend Einzelteile zerbarst. —
    Als er nach einer vorübergehenden Bewußtlosigkeit wieder zu sich kam, schwebte er am Fallschirm. Er löste den Gummisack, der sich im Moment des Abschusses schützend über ihn gestreift hatte, das Platzen der Lunge verhütend, fingerte nach dem Notsender und gab SOS, den Hilferuf aller in Seenot Befindlichen. Er konnte den Standort freilich nur nach dem Gedächtnis geben.
    Während er sich mehr und mehr der Wasserfläche näherte, gingen ihm die letzten Minuten nochmals durch den Kopf. Was war geschehen? Die innere Backbord-Turbine mußte es erwischt haben. Schaufelbruch, und bei der enormen Drehzahl war es zu einer Gesamtzerstörung gekommen. Daß er überhaupt noch herausgekommen war, hatte er seinem Schutzgeist zu verdanken. Die anderen hatten wohl gar nichts mehr gespürt, als der Tod sie auslöschte.
    Er schnallte sich los, da der Sitz jeden Augenblick auf dem Meer aufsetzen konnte. Eine lange Dünung drohte den Sitz, wenn er das Wasser berührte, sofort zu überspülen. De Martino faßte nach dem am Sitz angebrachten Gummifloß und sprang ab. Zischend blies sich das Floß selbsttätig bei der Wasserberührung auf. Er kletterte hinein und trieb nun als winziger, gelber Fleck auf dem Ozean, einer endlosen Wasserwüste. Wenn nicht ein Wunder geschah, stand de Martino ein schlimmer Tod bevor — ein langsames Verschmachten inmitten der Salzflut, das sah er mit entsetzlicher Klarheit.
    Hansen am Steuer von >St 1< flog in die beginnende Nacht hinein. Schwarzes Meer unter ihm, ein funkelnder Sternenhimmel über ihm. Während er vor sich hinsann, drehten seine Finger wie spielend den Abstimmknopf des Empfangsgerätes. Plötzlich zuckte er zusammen. Der aufregende Morserhythmus! Kurz Kurz Kurz Lang Lang Lang Kurz Kurz Kurz war an sein Ohr gedrungen. Wer funkte hier SOS? Wer schrie hier den höchsten Notruf in den Äther?
    Er stellte den Empfänger noch schärfer ein, lauschte weiter. Noch einmal und immer wieder die drei Buchstaben SOS des Morsealphabetes... SOS... Save Our Souls! Rettet unsere Seelen! Wer war in Not? Wer rief um Hilfe?
    Jetzt kamen andere Zeichen. Zeichen, die Laute und Worte bildeten. Italienische Worte waren es. Gamma Romea 3

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