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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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den neuen Positionsangaben kam er in die Funkerkabine zurück, hörte und sah weiter, was dort auf Ätherwellen zwischen der Gioconda und dem fernen Flugzeug hin und her g in g.
    Madelena schob den einen Hörer vom Ohr fort: „Merkwürdig, Signor Capitano, wie stark die Zeichen von dem deutschen Flugzeug kommen! Gar nicht, als ob wir viele Hundert Seemeilen auseinander wären — es ist wie starker Ortsempfang.“
    Villari bildete auf die Uhr neben dem Empfänger. „Knappe 20 Minuten ist's erst her, seit wir die erste Meldung vom deutschen Flugzeug bekamen!“
    Ein Schreien vom Vorderdeck der Gioconda her klang zwischen die letzten Worte Villaris. Verwundert trat er aus der Kabine auf die eiserne Stiege. Vom auf dem Deck standen Leute der Freiwache, schrien, gestikulierten, wiesen mit den Händen in den Himmel. Unwillkürlich folgten Villaris Blicke der Richtung.
    Ein schimmerndes Pünktchen wie ein Stern dort oben, der eine Spirale um die Gioconda zog, dann immer tiefer kam, immer größer wurde.
    Madelena blickte verwirrt auf den Funkspruch, den er eben niedergeschrieben hatte. War denn sein Landsmann de Martino am Sender des deutschen Flugzeuges übergeschnappt?
    War dem die unverhoffte Rettung aufs Gehirn geschlagen? Eine andere Erklärung ließ sich für den Funkspruch kaum finden. Er funkte: „Haltet euer Schiff an! Sind über euch. Fallen euch in den Schornstein, wenn ihr nicht stoppt.“
    „Vollkommen verrückt!“ dachte Madelena, als er mit dem Formular zum Kapitän ging. Aber der schien anderer Meinung zu sein.
    Kaum hatte er einen Blick auf das Blatt geworfen, als er flink wie ein Wiesel über die steile Stiege zur Kommandobrücke hinabglitt und zum Maschinentelegrafen lief. Ein Rasseln, ein Klirren, „Stopp, langsam rückwärts“, ging das Kommando in den Maschinenraum. Unter dem Druck der rückwärts schlagenden Schrauben kam die Gioconda zum Stillstand. Keine Minute zu früh. Nur wenige Meter weit ab von ihr setzte ein langes, schnittiges Flugzeug mit einer riesigen Hubschraube auf. Ein schimmerndes Aluminiumboot löste sich von dessen Rumpf. Von Ruderschlägen getrieben, kam es, in der Dünung auf und ab schwebend, an die Leeseite der Gioconda heran. Zwei Männer brachte es zu dem italienischen Dampfer. Den Geretteten von der Gamma Romea und Wolf Hansen. Das Fallreep fiel über die Bordwand der Gioconda nach unten. Der Italiener im Boot wollte Hansen den Vortritt lassen. Der winkte lachend ab.
    „Après vous, Monsieur, après vous!“ rief er ihm in der Sprache zu, in der sie sich während des gemeinsamen Aufenthaltes an Bord von >St 1< verständigt hatten. Und als der Gerettete oben auf dem Deck der Gioconda stand, von seinen Landsleuten begrüßt und umarmt wurde, fuhr das Boot bereits wieder, von kräftigen Ruderschlägen getrieben, zu >St 1< zurück. —
    „Der deutsche Flieger ist schon wieder fort, Signor Capitano“, sagte Madelena, während er Villari einen Funkspruch gab. „Hat, wie es scheint, anderes zu tun. Wünscht uns glückliche Reise.“
    Ein langes Rätselraten hub an. Es begann an Bord der
    Gioconda, wo Kapitän Villari alle Navigationsoffiziere für Pfuscher, die ganze Navigationswissenschaft für blanken Schwindel erklärte. Es ging weiter im Reading-Haus und schließlich in der ganzen Welt, als man immer wieder auf das gleiche Resultat kam, daß >St 1< eine Strecke von 1.500 Kilometern in fünfundzwanzig Minuten durcheilt haben müsse.
    Daß etwas Derartiges völlig ausgeschlossen war, lag natürlich auf der Hand. Es gab nur die eine Erklärung, daß irgendeinem der Beteiligten bei der Ortsbestimmung ein grober Rechenfehler unterlaufen war.
    Es gab eine längere erregte Debatte zwischen John Sharp und Phileas Bourns, bevor man sich im Rockefeller Building über die Fassung einigte, in der man die Meldung von der Katastrophe der Gamma Romea 3 und der Rettung eines Mannes ihrer Besatzung durch >St 1< in die Welt geben wollte.
    „Eine ehrliche Berichterstattung verlangt es, Mister Sharp, die Ortsmeldungen so weiterzugeben, wie sie von den Beteiligten wirklich gefunkt worden sind.“
    „Der Teufel hole alle Ehrlichkeit, wenn wir damit unsere Rennflieger und die ganze übrige Welt verrückt machen“, rief Sharp dagegen. „Es ist doch vollkommen klar, daß die Ortsmeldungen falsch sind, falsch sein müssen, Bourns. Stellen Sie sich vor, die Zahlen wären richtig! Dann müßten wir folgerichtig schließen, daß ein Flugschiff im Rennen liegt, das allen anderen an

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