Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
in Hinterhand.“
    „Ein großartiges Rennen, Forester“, sagte Patrick O'Donnel, während er die letzten Morsestreifen durch die Finger gleiten ließ.
    „Das feinste Match, das ich je erlebte“, bestätigte Charles Forester die Meinung seines Kollegen.
    Beide waren Funker in der Funkstation auf Kalena, der größten der Kokos-Inseln. Ihr Gespräch fand gegen acht Uhr morgens nach der Ortszeit von Kalena statt, was der neunten Abendstunde nach New Yorker Zeit entspricht.
    Die Kokos- oder Keelings-Inseln liegen über zweitausend Kilometer westlich von Australien im Indischen Ozean. Sowohl die Flugroute der englischen wie auch diejenige der französischen Teilnehmer am Reading-Rennen führten über die Kokos-Inseln. Deshalb hatten Engländer und Franzosen gemeinsam auf Kalena eine Etappenstation errichtet. Es war die erste gemeinsame Station der beiden konkurrierenden Nationen; genauer und sinnfälliger als an irgendeiner anderen Stelle des langen Weges würde man hier aus den Ankunftszeiten der Wettbewerber ersehen können, wer vorteilhafter im Rennen lag.
    Seit sechs Uhr morgens hatten Patrick O'Donnel und Charles Forester ihren Dienst in der Empfangsstation, und noch nie waren ihnen ihre Dienststunden in ihrer langen Praxis so aufregend und kurzweilig verlaufen.
    „Ein feines Match, das schönste Rennen meines Lebens!“ schrie O'Donnel, der eben wieder einen Streifen aus dem Morseschreiber löste, und hielt Forester das Telegramm hin. Der fing damit zu der Seekarte des Indischen Ozeans, die sie über den Tisch im Empfängerraum ausgebreitet hatten. Auf der steckten englische und französische Fähnchen, durch Zahlen und Namen noch besonders gekennzeichnet. Zwei Engländer und drei Franzosen waren es, die in dem mörderischen Rennen weitaus an der Spitze lagen. Zwei der schnellen englischen Maschinen von Fisher & Ferguson, die das Rennen bisher als die besten unter den englischen Teilnehmern durchgestanden hatten, und drei Franzosen. Zwei schwere Cassard-Maschinen mit 6 Triebwerken und ein kleines Papillon-Flugzeug.
    O'Donnel steckte die Nadel für die eine Fisher-Ferguson-Maschine auf der Seekarte ein Stück weiter nach Südosten. Dann trat er einen Schritt zurück und sah sich das Flaggenbild an. Dreimal die Trikolore in Front. Eine Strecke zurück ein Union Jack, noch etwas weiter zurück der andere. Auf den ersten Blick mochte es scheinen, als ob die Franzosen die Überlegenen wären.
    Eben wollte O'Donnel die genaue Entfernung feststellen, als ihm Forester einen neuen Telegrammstreifen reichte. Er las ihn und konnte kaum einen Fluch unterdrücken, als er danach die Fahnen für den Papillon wieder ein Stück vorwärts setzen mußte.
    „Verdammt, Forester, die kleine Papillon-Maschine ist wieder schneller geworden. Unsere Leute von Fisher & Ferguson kommen ihr nicht näher.“
    Forester zündete sich seine Pfeife an. Dann begann er zu sprechen.
    „Eine allein tut's nicht, O'Donnel. Wie steht's mit den Cassards?“
    O'Donnel maß die Entfernungen auf der Karte aus.
    „400 und 480 Kilometer gegen die Fergusons.“
    „Über 500 aufgeholt, O'Donnel! Wollen mal sehen, ob sie nicht zusammen mit den Cassards hier ankommen.“
    O'Donnel wollte ihn unterbrechen, doch Forester sprach weiter. „Die Papillon-Maschine ... ja, sie hat den Abstand gehalten! ... Wollen aber mal abwarten, wie lange sie's aushält. Der Pilot geht aufs Ganze.“
    Die Papillon-Maschine vergrößerte ihren Abstand von den Engländern, während die beiden Cassards immer mehr zurückfielen.
    „Wetten, Forester, daß die Papillon-Maschine mehr als eine Stunde vor den Fergusons in Kalena ankommt“, sagte O'Donnel. „Wette ein Pfund.“
    „Ein Pfund dagegen!“ schrie Forester und schlug ein. Während O'Donnel in der Station sein Geld auf die französische Rennmaschine riskierte, begann Francois Bonnieres, der Chefpilot des Papillon, die Instrumente an der Bordwand mit nervösen Blicken zu mustern. Vergeblich verstellte er den Leistungshebel mehrfach, er wollte damit Bewegung in die automatische Regelung bringen, es half nichts. Die fatale Tatsache blieb bestehen, daß der Gasdruck fiel, obwohl der Einspritzdruck sehr hoch war. Was konnte die Ursache sein? „Hallo, Henri! George!“ alarmierte er seine Gefährten. Ein
    Blick auf die Instrumente genügte, um denen das Nachlassen der Schubleistung zu zeigen. Auch bei ihnen die Frage, was konnte es sein?
    Bonnieres überlegte: Die Gastemperatur war normal, nicht überhoch, ein Weichwerden der

Weitere Kostenlose Bücher