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Der Wettflug der Nationen

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Titel: Der Wettflug der Nationen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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einzelnen der sechs mal fünf Überwachungsanzeiger der Triebwerke verfolgte er ständig mit seinen Blicken. Dann wieder blickte er auf Kompaß und Karte vor sich, verglich Orte, die dort verzeichnet standen mit Siedlungen, die sie eben überflogen. Immer sorgenvoller wurde dabei sein Gesicht. Schließlich konnte Hobby nicht länger an sich halten und fragte:
    „Was haben Sie, Mr. Kelly? Ich meine, unsere Triebwerke laufen nach der Überholung wieder großartig, wie die Instrumente zeigen.“
    Kelly nickte.
    „Sie haben recht, Hobby, die Triebwerke laufen so gut, wie sie jemals in Bay City gelaufen sind. Wir wollen hoffen, daß es recht lange so bleibt.“
    Er hielt inne und schien wenig Lust zu haben, das Gespräch weiterzuführen, aber Hobby Heß nicht locker und fragte weiter.
    Kelly hatte wieder die Karte vor, maß Entfernungen ab und rechnete, jetzt warf er den Bleistift mißmutig auf die Karte.
    „Ich will Ihnen sagen, was mir Sorge macht. Unsere Triebwerke arbeiten in der Tat vorzüglich, und trotzdem bekommen wir unsere alte Geschwindigkeit von 1.200 Stundenkilometern nicht mehr ganz heraus. Sehen Sie hier“, er deutete auf das Papier, auf dem er Notizen und Rechnungen gemacht halte, „seit unserm Start am Juruena habe ich bei den Ortschaften, die wir überflogen, die Zeiten notiert und danach unsere Geschwindigkeit festgestellt. Jetzt eben wieder über Cuyaba. Nach der Karte sind es von unserem Kontrollplatz bis dahin genau 500 Kilometer, wir hätten die Strecke in 25 Minuten bewältigen müssen. Statt dessen haben wir 30 Sekunden länger gebraucht. Das ergibt nur eine Stundengeschwindigkeit von 1.175 Kilometer.“
    Kelly deutete in wachsender Erregung auf das Blatt mit den Zahlen. „Können Sie mir sagen, Hobby, warum uns diese 25 Kilometer fehlen, obwohl unsere Triebwerke gut arbeiten?“
    Hobby rieb sich nachdenklich die Stirn.
    „Es wären verschiedene Möglichkeiten denkbar, Mr. Kelly. Vielleicht, daß der Treibstoff, den wir zuletzt genommen haben, nicht von derselben Güte ist, wie ...“
    Kelly unterbrach ihn heftig.
    „Ausgeschlossen, Hobby! Wir haben ja unseren besten Treibstoff aus Bay City nach dem Juruena kommen lassen. Das ist es nicht.“
    Hobby suchte nach anderen Möglichkeiten.
    „Vielleicht, Mr. Kelly, daß die Gasturbinen doch noch ein wenig Bleiniederschlag haben oder nicht ganz eingeschliffen sind, das könnte schon etwas ausmachen.“
    „Glaube ich nicht, Hobby! Wir haben völlig neue Turbinenschaufeln in den Triebwerken. Gasdruck wie Verdichterleistung sind einwandfrei. Übrigens, das wissen Sie ja ebenso gut wie ich, es müßte schon eine gehörige Anzahl von Pferde-stärken ausfallen, um die Geschwindigkeit von 1.200 auf 1175
    Stundenkilometer sinken zu lassen. Das kann es auch nicht sein.“
    Hobby war mit seinem Latein zu Ende. Dafür mischte sich Pender, der hinter den beiden saß, ins Gespräch.
    „Oh, Mr. Kelly! 25 Kilometer weniger in der Stunde. Wie leicht ist das möglich. Nehmen Sic einen kleinen Gegenwind an, eine Brise von 25 Stundenkilometern, und Sie haben die Erklärung für die fehlenden 25 Kilometer.“
    Kelly winkte unwirsch ab.
    „Sie hätten auf dem Kontrollplatz Ihre Nase lieber in den Wetterbericht als in die Kaffeetasse stecken sollen, Pender!
    Da hätten Sie gesehen, daß auf unserer Flugstrecke bis zum Atlantik auch in den unteren Luftschichten absolute Windstille herrscht. Ein seltener Fall in diesen Gegenden, es mußte jedem auffallen, der auch nur einen Blick auf den Bericht warf. In unserer Höhe, in der wir jetzt wieder fliegen, gibt es ja keine Winde, das würde uns nur für die Zeit des Aufstiegs beeinträchtigen.“
    „Oh! Bah! Wetterbericht?!“ suchte Pender sich zu rechtfertigen. „Die Herren Meteorologen schwindeln das Blaue vom Himmel 'runter und verkünden danach Regenwetter. Wenn unsere Eagle bei guter voller Maschinenkraft jetzt gegen den Boden 25 Stundenkilometer weniger macht, dann muß eben einfach eine Gegenbrise vorhanden gewesen sein, die einen Zusatzwiderstand bildet.“
    Pender war ordentlich stolz auf diese nach seiner Meinung wissenschaftliche Erklärung. Kelly fing nur ein einziges Wort daraus auf: „Zusatzwiderstand“, murmelte er vor sich hin, „das ist es. Ein Zusatzwiderstand ist plötzlich da. Ein Widerstand, der den Flug der Eagle um 25 Kilometer abbremst Aber wo kommt er her? Wenn ich das wüßte, wäre mir wohler.“ Eine Weile schwiegen alle drei, während die brasilianischen Urwälder gleichmäßig unter

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