Der Wettflug der Nationen
unseren blinden Passagier, den braunen Boy aus Mahuka, nach Hause bringen. Der dürfte nachgerade genug vom Fliegen haben.“
Heinecken zuckte die Schultern.
„Ach was, der Junge macht sich ganz nützlich. Seitdem wir ihn an Bord haben, brauchen wir uns ums Kochen und Tellerabwaschen nicht mehr zu kümmern. Der kann ruhig noch eine Weile bei uns bleiben.“
„Wie Sie meinen, Heinecken.“
„Wissen Sie“, sagte Heinecken, „gegen sieben Uhr könnten vielleicht die ersten Japaner in ihrer Kontrollstation bei Petrolina-Joazeiro fällig sein. Wir könnten mal 'rüberfliegen und uns die Ankunft der Gelben aus der Nähe besehen.“
„Einverstanden, Heinecken! Aber nicht zu sehr aus der Nähe. Unter keinen Umständen möchte ich auf dem Kontroll-platz landen. Dafür ist mir >St 2< zu sehr ans Herz gewachsen.“
Heinecken nickte vergnügt.
„Ich verstehe, Beckmann! Sie haben die Herren Yoshika und Konsorten noch von den Eggerth-Werken her in guter Erinnerung.“
„Habe ich auch, Heinecken! Nach meiner Meinung haben wir Sabotageakte in erster Linie von den Gelben, in zweiter vielleicht von Moskau zu fürchten. Erinnern Sie sich an die dunkle Sache mit dem Nitroöl, die unserer Seeschwalbe in San Pedro passierte?“
„Natürlich. Hansen hat uns die Sache ja gefunkt.“
„Das hat er, und weiter auch, daß er unserem ehemaligen Schulze 3 aus Walkenfeld dafür in San Pedro die Jacke vollgehauen hat.“
„Aber ich sehe noch keinen Zusammenhang mit...?“
„Mit den Japanern, wollen Sie sagen“, fiel ihm Beckmann ins Wort, „der Zusammenhang ist mir von Tag zu Tag klarer geworden ... Niemand anders als diese, wahrscheinlich sogar die Gruppe Yoshika und Genossen, haben uns diesen Menschen als Spion ins Walkenfelder Werk gesetzt und nachher weiter für Spionagezwecke benutzt.“
Heinecken pfiff durch die Zähne.
„Sie könnten recht haben. Wir wollen unter keinen Umständen auf dem japanischen Kontrollplatz landen, sondern uns die Dinge aus einer sicheren Entfernung besehen.“
Kurz vor 7 Uhr New Yorker Zeit, also gegen neun Uhr Ortszeit, war das Stratosphärenschiff >St 2< in 17 Kilometer Höhe über dem japanischen Kontrollplatz bei Joazeiro.
Ein verschwindender Punkt im Äther, völlig unsichtbar für das Volk, das sich unten auf dem Platz aufhielt. Aber auch die Insassen von >St 2< konnten von den Vorgängen unten kaum etwas erkennen. Während Heinecken das Schiff möglichst langsam einige Kreise ziehen ließ, versuchte Beckmann die Vorgänge auf dem Flugplatz mit einem scharfen Glas zu beobachten. Er brachte mit einer zwanzigfachen Vergrößerung die 24 Kilometer entfernten Gegenstände bis auf etwa 1.200 Meter heran, doch das genügte nicht, um einzelne Personen oder irgendwelche technischen Einzelheiten erkennen zu können.
Immerhin konnte Beckmann feststellen, daß nach einiger Zeit eine gewisse Unruhe auf dem Platz entstand. Die winzigen Punkte, die nach seiner Meinung Menschen sein mußten, liefen umher, bildeten Gruppen, schienen immer aufgeregter zu werden.
„Merkwürdig“, sagte er zu Heinecken, „irgendwas muß da unten los sein. Möchte nur wissen, was eigentlich? Die Leute stehen da um irgendein Ding herum, ich werde nicht recht klug, was es eigentlich sein mag. Man müßte noch viel tiefer heruntergehen, wenn man es genau sehen will.“
Heinecken winkte ab.
„Vorläufig noch nicht, Beckmann, wenn wirklich japanische Flugzeuge ankommen, können wir es auch von hier sehen. Dann wäre eventuell immer noch Zeit dafür.“
Der Gegenstand, den Beckmann von dem Stratosphärenschiff aus nicht richtig erkennen konnte, war ein japanisches Funkmeßgerät, das sie hierher gebracht hatten, um herankommende Flugzeuge schon auf große Entfernungen feststellen zu können.
Schon seit den frühen Morgenstunden war der Apparat in Betrieb. Die Lampen des Verstärkers brannten, und ein Mann, einen Bildschirm beobachtend, war ständig bei dem Gerät.
Er sah gegen neun Uhr Reflexionszeichen und gab Alarm. Eilig kam Itomo, der Führer der japanischen Mannschaften, herbeigeeilt.
„Was gibt's, Koami?“ fragte er den Radarposten. „Sind unsere Leute zu sehen?“
Der Gefragte machte ein verlegenes Gesicht, antwortete:
„Eben noch war etwas zu sehen. Jetzt ist es wieder verschwunden.“
Itomo blickte auf den Bildschirm: Nichts als ein paar unruhige, kleine, leuchtende Zeichen, hervorgerufen durch da“ Rauchen des Verstärkers, waren zu erkennen. Er warf einen verweisenden Blick auf Koami.
„Sie
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