Der Wettflug der Nationen
wohl auf den schlauen Gedanken gekommen sein?
Der Obmann der Barkasse sah ungeduldig auf die Uhr, trieb seine Leute an: „He! Hallo! Noch eine Minute, dann müssen die letzten Liter in den Tanks sein.“
Stärker arbeitete die Pumpe. Kelly sah, daß noch ein Faß herangerollt wurde. Dann endlich lief der Treibstoff an der Füllöffnung über, die Tanks waren voll, die Barkasse kehrte zur Mole zurück. Kelly wollte in seiner Freude dem Monteur, der den Lack erneuerte, ein gutes Trinkgeld in die Hand drücken, doch war das zweite Motorboot verschwunden. Zwischen zwei Kohlenschuten verborgen, lag es an einer anderen Stelle der Mole gegen eine Sicht vom Wasser oder vom Lande gut gedeckt.
Der einzelne Mann in diesem Boot zündete sich nach getaner Arbeit seine Pfeife an. Die Hände zitterten ihm dabei, als ob er stark erregt wäre. Von seinem Platz aus beobachtete er, wie endlich Frank Kelly, der sich suchend umgesehen hatte. Im Flugzeug verschwand und die Anlassermotoren loslärmen ließ. Da kehrten auch seine beiden Piloten in der Barkasse zur Eagle zurück. Er sah sie in die Maschine steigen, hörte das Heulen der Triebwerke und sah die Eagle über das Wasser schäumen, aufsteigen und nach Osten hin in der lichten Himmelsbläue verschwinden.
Mit einem Atemzug der Erleichterung ließ er die erloschene Pfeife sinken. Seine Hand strich über die linke Brusttasche, in der Papiere knisterten. Dann zog er die Uhr, während seine Lippen Worte murmelten: „Noch anderthalb Stunden, dann kommt der zweite... Den auch noch abgebraust, dann sind die Dollar verdient... anderthalb Stunden noch ...“
Die Freude des wackeren Platzkommandanten am Juruena war groß gewesen, als das Stratosphärenschiff um die fünfte Morgenstunde des zweiten Renntages dort die zwei Mann der Eagle 2 wohlbehalten ablieferte. Sie wurde noch größer, als Mr. Campbell erfuhr, daß die Eagle 2 repariert und im Anflug wäre. Er wußte nicht, wie er seiner Dankbarkeit Ausdruck geben sollte und stellte dem Eggerth-Piloten den ganzen
Kontrollplatz mit allem Drum und Dran zur Verfügung.
Heinecken dankte für das großzügige Angebot.
„Ihren ganzen Platz kann ich nicht gebrauchen, Mr. Campbell. Aber Treibstoff, viel Treibstoff! Unsere Tanks sind fast leer.“
Kaum war der Wunsch ausgesprochen, als Campbell seine Leute auch schon auf die Beine brachte. Bei den Lagerschuppen wurde es lebendig. Ein Motorwagen, der in seinen Abmessungen an einen vorweltlichen Saurier erinnerte, kam über den Platz gerollt und hielt neben dem Stratosphärenschiff. Ein moderner Tankwagen, dessen Behälter an die dreißig Kubikmeter fassen mochte.
Heinecken musterte das Untier mit wohlwollenden Blicken.
„Heißen Dank, Sir! Ich denke, das wird's tun“, sagte er englisch zu Campbell. Fügte zu Beckmann auf deutsch hinzu, „Donnerwetter, die Kerle verstehen zu leben. Die erste anständige Tankstelle, die uns auf dem ganzen Flug bisher begegnet ist“
Dann begann die Pumpe des Tankwagens zu arbeiten, und mit Staunen sah Campbell, wie die Behälter des Stratosphärenschiffes den größten Teil des Treibstoffes schluckten. Aber jeden Versuch Heineckens, den Treibstoff zu bezahlen, wies er energisch zurück und sagte:
„Wenn Sie den Treibstoff bezahlen wollen, Mr. Heinecken, dann muß ich auch Ihren Treibstoff für die Eagle und den Transport von drei amerikanischen Bürgern über 2.000 Kilometer mit Ihnen verrechnen. Da bekommen Sie noch verschiedene Dollar heraus.“
So wurde Heinecken sein Geld nicht los. Er erklärte Campbell noch das Problem des bleihaltigen Treibstoffs und verabschiedete sich von Watson und O'Brien. Schließlich machte sich Heinecken wieder zum Start bereit. Gerade als er die Tür schließen und verschrauben wollte, kam Campbell noch einmal zurück, O'Brien von der Eagle 2 neben sich herziehend: „Hallo, Sir! Hallo, Mr. Heinecken! Der Mann hier ist verrückt geworden! Behauptet, Sie hätten ihn in 50 Minuten vom Maranon hierhergebracht.“
Heinecken nickte ihm lachend zu:
„Der Mann ist gar nicht verrückt. Good by, Mister Campbell!“ Er warf die Tür ins Schloß und zog die Dichtungsschrauben fest. Gleich darauf hob >St 2< vom Boden ab und stieg in die Höhe.
„So, Beckmann!“ sagte Heinecken befriedigt, als der Kontrollplatz unter ihnen versank, „den Bauch haben wir ordentlich voll. Der Yankee hat uns wenigstens 20 Kubikmeter gestiftet. Was wollen wir jetzt unternehmen?“
Beckmann deutete nach hinten.
„Eigentlich könnten wir mal
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