Der Wettflug der Nationen
verkündete ihn der Reading-Sender in der New Yorker Radio-City der ganzen Welt.
„Perrolina-Joazeiro, 7 Uhr 32 Minuten Eastern Time, erste japanische Flugzeuge gelandet, Flugdauer 19 Stunden 32 Minuten. Durchschnittsgeschwindigkeit 1.025 Stundenkilometer.“
Schon den Funkspruch Mr. Darlingtons fing Beckmann auf und schob den Zettel, auf dem er ihn notiert hatte, Heinecken hin. Der konnte ein schadenfrohes Lächeln nicht unterdrücken.
„Ja, ja, Beckmann. Unrecht Gut gedeiht nicht. Da haben die Herren unsere Seeschwalbe gekauft. Haben sich davon inspirieren lassen ... haben ... sagen wir mal... stark nachempfunden, und jetzt haben sie den Salat. Nur 1.025 Stundenkilometer Durchschnittsgeschwindigkeit... Damit können sie in diesem Rennen und bei dieser Konkurrenz nichts aufstecken.“
Beckmann zuckte die Schultern
„Unterschätzen Sie die Japaner nicht. Sie erinnern sich wohl, daß Yoshika und seine Leute damals in Walkenfeld die ältere Seeschwalbe mit 900 Stundenkilometer bekamen. Sie müssen den Typ doch ganz gehörig verbessert haben, wenn sie jetzt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 1.000 Stundenkilometer damit schaffen. Berücksichtigen Sie die
Zeitverluste bei den Zwischenlandungen, so können sie immerhin mit wirklichen Fluggeschwindigkeiten von 1.100 Stundenkilometern rechnen.“
„Hm, hm“, sagte Heinecken nachdenklich, „wenn Sie es so betrachten, sieht die Sache allerdings etwas anders aus. Sie haben recht, sie sind mit unsere stärksten Gegner in diesem Rennen. Ein Glück, daß sie keine Gelegenheit hatten, etwas von unserem Stratosphärenschiff zu sehen. Das hätte sonst vielleicht eine unangenehme Überraschung für uns werden können.“
Beckmann zog die Stirn in Falten.
„Das sagen Sie so, Heinecken. Wir wissen ja gar nicht, was für Material durch den Werkspion, diesen Schulze 3, in japanische Hände gekommen ist. Vielleicht ist man in Tokio schon heftig dabei, nach den Walkenfelder Plänen Stratosphärenschiffe zu bauen.“
Heinecken machte eine Bewegung, als wolle er etwas fort-wischen.
„Kann sein, kann auch nicht sein, Beckmann, jedenfalls waren die Japaner noch nicht in der Lage, solche >St<-Schiffe in das Reading-Rennen zu schicken, und das ist im Augenblick für uns die Hauptsache. Mit unserem >St 1< haben wir einen Trumpf in der Hinterhand, mit dem wir immer noch stechen können, wenn die Seeschwalbe versagen sollte.“ „Wenn...“, fiel ihm Beckmann ins Wort, „ich hoffe, dieses >Wenn< wird nicht eintreten. Die erste Hälfte des langen Weges hat unsere Seeschwalbe tadellos durchgehalten. Denken Sie an die großen Kanonen, mit denen unsere Konkurrenten in das Rennen gingen. Von welchen Geschwindigkeiten wurde da berichtet. Fast aussichtslos schien es, mit der Seeschwalbe dagegen ankämpfen zu wollen. Und wie sehr haben diese Maschinen nachgelassen, wie stark sind ihre Geschwindigkeiten gesunken. Unsere Seeschwalbe dagegen... Ich möchte einen trivialen Vergleich machen und sagen, die mahlt ihre Tour so regelmäßig wie eine Kaffeemühle ab, ist heute noch ebenso schnell wie vor 19 Stunden in der Schreckensbucht.“
Beckmann hatte sich inzwischen die Hörer der Funkanlage über die Ohren gezogen, fingerte an den Abstimmknöpfen herum und sagte dabei zu Heinecken:
„Eigentlich haben wir hier ja alles gesehen. Ich schlage doch vor, daß wir endlich einen Abstecher nach Mahuka machen, um diesen Mister Kiliri endlich abzusetzen ...“
Heinecken drehte auf Kurs West, und dem zehnten Breitengrad folgend, überquerten sie wieder den südamerikanischen Kontinent.
Plötzlich fuhr Beckmann auf, stimmte den Empfänger noch schärfer ab und schrieb ein paar Worte auf seinen Notizblock. Heinecken las den Zettel.
„Der gute Kiliri wird sich noch etwas gedulden müssen. Das hier ist wichtiger. Wir müssen mit Höchstschub dorthin.“ Noch während er es sagte, drehte er das Steuer. Das Stratosphärenschiff nahm Kurs Ost zu Süd, und Heinecken stieß den Leistungshebel nach vorn, und mit voller Schubkraft schoß >St 2< auf dem neuen Kurs davon, während Beckmann den Sender in Betrieb setzte. Aus der Antenne spritzte die Nachricht, daß es der havarierten Eagle 1 zu Hilfe komme.
Nach dem Start in Porto Seguro hatte sich die Laune Kellys allmählich gebessert. Während die Motoren der Eagle wieder in voller Stärke ihr altes dröhnendes Lied sangen, während Hobby am Steuer saß und die Maschine genau auf dem angegebenen Kurs hielt, ließ Kelly den Sextanten kaum aus den
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