Der Wettflug der Nationen
abzusinken. 1150, 1080, 1.000 Stundenkilometer stellte Pender fest. Vergeblich bemühte er sich, durch immer neue Messungen ein besseres Resultat zu bekommen. Die Zahlen wurden immer niedriger.
Kelly hörte die Ergebnisse kaum, die Pender ihm meldete. Wie geistesabwesend starrte er auf die Tragflächen, an denen sich jetzt neue Veränderungen zeigten. Der bunte Perlmutterglanz war verschwunden. Aber die Flächen, die sonst wie spiegelndes Silber schimmerten, zeigten jetzt ein stumpfes, fleckiges Grau. Und jetzt — Kelly kniff die Lider zusammen
— schienen sich an den fleckigen Stellen Blasen zu bilden. Es sah aus, wie wenn man lackiertes Metall über ein Feuer hält. Schon platzten die Blasen an einigen Stellen, und der scharfe Fahrtwind riß die Fetzen von dem Metall.
„9oo Stundenkilometer sind es und nicht mehr“, meldete Pender, als Kelly die ersten Blasen aufschäumen und platzen sah. Er trat ans Fenster. Überall das gleiche Bild.
In tiefer Entmutigung ließ sich Kelly in einen Sessel fallen und legte den Kopf auf die Arme. Er fühlte es im Unterbewußtsein, daß ein schweres unabwendbares Verhängnis über die Eagle hereinbrach.
„830 Stundenkilometer“, kam die neue Meldung Penders. Kelly fuhr auf und starrte ihn verständnislos an. Dann ging sein Blick wieder zu den Tragflächen da draußen. Mit einem Schrei sprang er auf, riß Pender mit ans Fenster.
„Sehen Sie, Pender, sehen Sie da!“
An jenen Stellen, an denen die Lackierung zuerst aufkochte und Blasen bildete, schien das Metall der Schwingendecken jetzt von einer fressenden Krankheit befallen zu sein. Schon war das kräftige Duraluminiumblech an einzelnen Stellen papierdünn geworden. Schon kannte es hier und dort dem Starken Druck des Fahrtwindes nicht mehr Widerstand leisten, beulte sich ein und riß auf. Erst in kleineren, dann in immer größeren Fetzen wurde die Metallhaut abgerissen und wirbelte davon.
Schon pfiff der Wind durch die durchlöcherten Flächen, schon begann der Flug der Eagle unsicher zu werden. Hobby am Steuer hatte alle Mühe, die Maschine im Gleichgewicht zu halten, er drückte sie zu einem steilen Gleitflug hinunter, ehe es zu spät wurde.
Kelly raffte sich auf.
„Wir haben das Spiel verloren, Pender. Verloren durch eine unerklärliche, gemeine Schurkerei. Wir müssen wassern. Senden Sie SOS. Geben Sie unsere letzte Position an.“
Während Pender auf der Morsetaste hämmerte, während Kelly noch einmal eine Ortsbestimmung zu machen versuchte, brachte Hobby die Eagle unter Aufbringung aller Pilotenkunst ohne Absturz auf die Wasserfläche. Ein klägliches Wrack, trieb das einst so stolze Flugzeug auf einer leichten Dünung des Atlantiks dahin.
Kelly hatte die Ortsbestimmung vollendet. Er reichte den Zettel mit der jetzigen Breite und Länge Pender hin.
„Funken Sie weiter, Pender, stecken Sie die Notantenne aus.“
Abwechselnd arbeiteten der Empfänger und der Sender der Eagle. Nach einer Minute war es Pender gelungen, mit einer anderen Station in Verbindung zu kommen. Wortlos hielt er den Block mit der Antwort Kelly hin. Es war das deutsche >St<-Schiff, das den Notruf vernommen hatte und zur Hilfeleistung herbeistürmte.
Pender funkte der Sicherheit halber sofort noch einmal den genauen Ort des Absturzes, doch von dem >St<-Schiff kam keine Antwort mehr. Es mochte seine Anlage wohl abgestellt haben. Dafür meldete sich Eagle 2, die sich bereits auf der Strecke vom Juruena nach Porto Seguro befand. Bestürzt und erregt — Pender merkte es an der Art, wie die Morsezeichen kamen — erkundigte sich Jones nach den Einzelheiten des Unfalls. Mit Entsetzen vernahm er die Antwort, daß die ganze Außenhaut der Eagle 1 durch einen Sabotageakt zerstört worden sei. Er funkte zurück, wollte Näheres erfahren, aber plötzlich wurden die Zeichen von Eagle 1 undeutlich, blieben dann ganz aus.
James Thomson wurde durch die Nachricht von dem Unfall des Schwesterflugzeuges nicht weniger erschüttert als Jones. Lag doch die letzte Möglichkeit, das Rennen für die Reading-Werke zu gewinnen, jetzt bei seiner Maschine, und diese Maschine bereitete ihm dauernd Sorgen. Zwar waren die Gasturbinen am Juruena völlig erneuert worden, aber das hatte auch wertvolle Zeit gekostet, und die Geschwindigkeit der Eagle 2 war trotz der gründlichen Überholung nicht mehr die alte. Vergeblich zerbrach sich Thomson den Kopf über die Ursachen. Seine Triebwerke arbeiteten jetzt wieder mit voller Schubkraft, und trotzdem lag die
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