Der Wettflug der Nationen
dem Todeskampf seines Flugzeuges zu, schweigend standen Pender und Hobby neben ihm.
Der nächste Brecher drehte den Rumpf der Eagle ganz um. Einen Augenblick noch ragten die scharfen Kiele der beiden
Schwimmkörper empor, dann versanken sie.
Im Pilotenraum des Stratosphärenschiffes hatte Heinecken den Untergang der Eagle angesehen. Er griff nach einem Bleistift, machte auf seiner Seekarte ein Kreuz und schrieb den Namen Eagle 1 daneben. An dieser Stelle gab die Karte eine Meerestiefe von ungefähr 7.000 Meter an. Seine Gedanken folgten der entschwundenen Maschine. Siebentausend Meter würde sie während der nächsten Stunden nach unten sinken, bis sie endlich auf dem Seegrund in ewiger Kälte und Dunkelheit zur Ruhe kam.
Seemannslos, Pilotenlos! Wie viele tausend Schiffe, wie viele Flugzeuge ruhten auf dem Grund der Weltmeere? Wie viele würden noch hinzukommen?
Heinecken riß sich von diesem Gedanken los. Noch schwebte sein stolzes Schiff leicht wie eine Möwe über den Wogen des Ozeans. Noch vermochte es in rasendem Flug durch die Stratosphäre zu stürmen.
Er verließ den Pilotenraum und ging in die Mittelkabine, in der Beckmann und die Leute der Eagle an dem runden Tisch Platz genommen hatten. Eine kurze Vorstellung und ein fester Händedruck. Beckmann gab einen Befehl nach achtern. Kiliri erschien und stellte Soda-Whisky auf den Tisch. Verwundert schaute Kelly dem braunen Burschen nach.
„Auch ein unvorhergesehener Passagier“, erklärte Heinecken. „Wir übernahmen ihn von der Seeschwalbe und wollten ihn in seine Heimat auf den Gesellschaftsinseln zurückbringen. Immer kam etwas dazwischen, erst der Unfall der Eagle 2 am Amazonas, dann Ihre Notwasserung hier. Einmal werden wir ja schließlich wieder nach Mahuka kommen und den braunen Zeitgenossen endlich abliefern können.“
„Vorher müssen wir die Wünsche unserer anderen Gäste berücksichtigen“, fiel Beckmann ein. „Wollen Sie zum Juruena gebracht werden, Mr. Kelly, oder ziehen Sie einen direkten Rückflug nach Bay City vor?“
Kelly zögerte mit der Antwort. Das Schwere, das ihn betroffen, kam ihm wieder zum Bewußtsein. Er schwieg und stützte den Kopf in die Arme.
Heinecken verstand ihn und ließ ihm Zeit. Beckmann war an das Fenster getreten und blickte hinaus.
Wie hatte sich die Umgebung dort draußen inzwischen verändert. Der Himmel, vor einer Stunde noch strahlend blau, war mit einer dichten, schwarzen Wolkenschicht bedeckt.
Immer gröber wurde die See. Schon riß der schnell aufkommende Sturm weißen Gischt von den Wogenkämmen ab und trug ihn durch die Lüfte davon.
Beckmann wandte sich an Heinecken. „Ich glaube, wir steigen wieder, bevor der Sturm noch gröber wird.“
Heinecken nickte. „Sie haben recht, Beckmann. Das Barometer ist rapid gefallen. Wir müssen uns auf einen gehörigen Sturm gefaßt machen. Wollen Sie das Steuer nehmen?“
Lärmend liefen die Anlasser-Motoren der Triebwerke von >St 2< an, donnerten, dröhnten, bis der Lärm abbrach und in das ruhige Brummen des Leerlaufs der Turbinen überging. An der Hubschraube hängend, stieg>St 2< senkrecht immer höher. Jetzt schob Beckmann den Leistungshebel langsam nach vom. Sofort setzte das Heulen der Triebwerke ein. Während Beckmann die Hubschraube einzog, jagte das Stratosphärenschiff hoch über den langen Ozeanwellen dahin. Hobby und Pender blickten auf den Höhenanzeiger in der Mittelkabine. Dessen Zeiger kletterte, ein Kilometer... zwei Kilometer... zweieinhalb Kilometer... dann wurde es plötzlich dunkel um sie.
Kelly fuhr aus seinem Sinnen auf. Heinecken drehte einen Wandschalter. Das Licht der Deckenbeleuchtung flutete durch den Raum.
„Wir müssen die Wolkendecke durchstoßen“, sagte er. „Scheinen gerade ein besonders düsteres Stück davon erwischt zu haben.“
Immer noch stieg >St 2<, immer noch kletterte der Zeiger des Höhenmessers. Plötzlich fiel Sonnenlicht in den Raum.
Bizarre Nebelgebilde wogten unter dem Schiff, während sich über ihm der wolkenlose Himmel spannte.
Das Geheul der Triebwerke wurde immer schriller, bis es langsam verschwand, hinter dem Flugzeug zurückblieb, das mit Überschallgeschwindigkeit durch die Stratosphäre jagte.
Heinecken blickte nachdenklich vor sich hin. Langsam kamen die Worte von seinen Lippen:
„Es gibt einen schweren Oststurm über dem Atlantik. Wir wollen die Entscheidung darüber, wohin wir Sie bringen sollen, Mr. Kelly, aufschieben. Ich möchte vorläufig zwischen der amerikanischen und
Weitere Kostenlose Bücher