Der Wettflug der Nationen
japanischen Rennstrecke kreuzen. Wenn die anderen, die noch im Rennen sind, Pannen haben, könnte es sein, daß man uns noch braucht.“
Kelly nickte nur. Ihm war alles gleichgültig. Seine Gedanken weilten bei dem Schwesterschiff, der Eagle 2, die jetzt die letzte Hoffnung der Reading-Werke trug. Würde James Thomson auch ein Opfer der unbekannten Gegner werden? Oder würde er die Warnung beherzigen, die er, Kelly, ihm während der letzten Minuten vor seinem Sturz noch gefunkt hatte?
Gerade, während Kelly es dachte, hatten Thomson und seine Leute in Porto Seguro ihre handgreifliche Auseinandersetzung mit Mr. Adams beendet, und mit frisch gefüllten Tanks setzte die Eagle ihren Weiterflug über den Atlantik fort. Um die gleiche Zeit ungefähr verließ auch die erste japanische Maschine bei Villa Nova unter dem zehnten Grad südlicher Breite die amerikanische Ostküste und begann den langen Seeflug.
Wer den Globus nur oberflächlich betrachtete, hätte in diesem Augenblick wohl meinen können, daß die Siegesaussichten zwischen den Japanern und Amerikanern wieder ziemlich gleich verteilt seien. Aber tatsächlich hatte die Eagle 2 die Hälfte ihrer langen Reise ja bereits am Juruena vollendet, das japanische Flugzeug dagegen erst in dem viel weiter östlich gelegenen Joazeiro. Trotz des schweren Unfalls, den die amerikanische Maschine am Amazonas erlitten hatte, lag sie immer noch mit ungefähr 2.000 Kilometer Vorsprung vor der Japanischen.
Gegen 9 Uhr 30 Minuten morgens wurden die beiden Nachrichten von der Katastrophe der Eagle 1 und von dem Stand des Rennens zwischen Eagle 2 und den ersten japanischen Maschinen durch den Reading-Sender in New York verbreitet. Mit verbissenem Ingrimm vernahm die Bevölkerung die Kunde von dem Attentat, dem Frank Kellys Flugzeug zum Opfer gefallen war. Die Stimmung wurde wieder besser, als die zweite Nachricht von dem Weiterflug der Eagle 2 aus Porto Seguro und von seinem günstigen Stand im Rennen gesendet wurde.
Im Chefkabinett des Wettbüros rieb sich der lange Harrow vergnügt die Hände.
„Gott sei Dank, Bradley, daß wir die Eagle 1 los sind. Ich hoffe, die Stundenzahlen von 34 und 35 werden uns nicht mehr gefährlich werden.“
„Wäre dringend zu wünschen“, brummte Bradley, der eine statistische Aufstellung vor sich liegen hatte. Die Zahlen von 38 bis 45 sind scheußlich übersetzt. Wenn einer innerhalb der Zeit ankommen sollte, können wir den Laden zumachen und nach Kanada verduften.“
Noch ein anderes Paar vernahm die Kunde vom Untergang der Eagle 1 mit Vergnügen, die Herren Yoshika und Hidetawa. Sie hatten ihr Laboratorium in Hackensack aufgegeben. Die verschiedenen im Rennen befindlichen Flugzeuge hatten sich ja inzwischen so weit von New York entfernt, daß irgendein Eingreifen von dieser Stadt aus nicht mehr möglich war.
Im großen und ganzen waren sie mit dem, was sie bisher geleistet hatten, nicht unzufrieden. Daß freilich der Versuch, die Tanks der Seeschwalbe mit Sprengöl zu laden, mißlungen war, blieb ärgerlich. Erst vor wenigen Stunden hatten sie die Einzelheiten darüber erfahren. Monsieur Beumele war, mehrfach bandagiert, grün- und blaufleckig im Gesicht, bei ihnen aufgetaucht. Er hatte das schnellste Verkehrsflugzeug der Linie Frisko—New York benutzt, um zu ihnen zu eilen und ihnen sein Mißgeschick zu klagen... Doch er fand wenig Gegenliebe bei den Japanern. Seine Hoffnung, noch ein Schmerzensgeld aus ihnen herauszupressen, ging nicht in Erfüllung. Mit einer Fahrkarte für die Touristenklasse und einer verhältnismäßig geringfügigen Summe hatten sie ihn auf den nächsten Europadampfer abgeschoben. Mochte Frankreich mit ihm glücklich werden!
Dafür war die Sache mit Mr. Adams offenbar besser gegangen. Der gefährlichste Konkurrent, die Eagle 1, war erledigt. Die Meldung, die allen anderen Bewohnern der Riesenstadt unverständlich blieb, die Meldung, daß die Außenhaut der Eagle einer unerklärlichen Zerstörung anheimgefallen war, war Yoshika und Hidetawa kein Rätsel. Schon bei den ersten Worten jener Funkdepesche wußten sie, daß ihre Säuren gewirkt hatten. Erwartungsvoll vernahmen sie jetzt aus dem Lautsprecher vom Start der Eagle 2 in Porto Seguro.
Yoshika zog eine Schublade auf und nahm ein Bündel halbierter Banknoten heraus. Sein Blick ging zur Uhr. Vielleicht noch eine... höchstens zwei Stunden, dann würde die bewährte Mischung auch die Eagle 2 zerfressen haben. Dann würde auch dieser unbequeme Wettbewerber sein
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